Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
alles genau ansehen und Zeichnungen anfertigen. Später schickt ihr mir einen genauen Bericht. Du bringst ihn mir persönlich, damit du mir meine Fragen gleich an Ort und Stelle beantworten kannst.«
    »Es wird sogleich geschehen.« Minutenlang erteilte Shazad den Umstehenden Befehle. Sie hatten ihre Königin schon oft so erlebt und beeilten sich, ihren Wünschen unverzüglich nachzukommen. Die Königin sah alles und vergaß nichts. Sie würde keine Fehler verzeihen und hatte für Unfähigkeit genauso wenig Verständnis wie für Krankheit.
    Shazad fiel auf, das am Bug und Heck Teile des Schiffes von zusätzlichen Decks überdacht wurden. Manche Länder statteten Kriegsschiffe auf diese Art aus, aber für ein Handelsschiff war diese Bauart höchst ungewöhnlich. Ganz eindeutig war dieses Schiff kein Kriegsschiff. Es besaß keinen Rammsporn, die Masten waren nicht verstärkt und sie sah keine Vorrichtungen für Ruder, mit denen man während einer Schlacht manövrierte. Auch die Reling war nicht sonderlich befestigt. Kaufleute? Forscher? Sie nahm an, es handelte sich um eine Mischung aus beiden. Nirgendwo war die Ruderpinne zu entdecken. Wie wurde das Schiff bloß gesteuert?
    Ihre Männer stürmten unter Deck und schon bald kehrten einige zurück, fast bewusstlose Männer auf den Armen tragend. »Die persönliche Habe dieser Männer wird nicht angerührt«, befahl die Königin. Sie wandte sich an ihre Begleiter und sagte mit leiser Stimme: »Ich würde mir nur zu gern alles ganz genau ansehen. Nun, vielleicht steht uns eine angenehme Verbindung mit einem bisher unbekannten Volk bevor und so ziemt es sich wohl, sich ein wenig zurückzuhalten.«
    Sie hätte zu gerne gewusst, woher dieses Schiff kam. War es ganz allein unterwegs? Vielleicht ließ sich von einem Volk aus einem fernen Land viel Wissenswertes lernen.
    Einer der Schiffsbaumeister kam wieder an Deck.
    »Die Ruderpinne ist unter Deck.« Er warf ihr einen verwirrten Blick zu. »Außerdem ist ein Gewirr aus Seilen und Winden daran befestigt. Ich glaube, man steuert das Schiff von hier oben aus mit dieser Vorrichtung.« Er deutete auf einen Schuppen, der kurz vor dem Achterdeck stand. Der Schuppen enthielt eine Art Säule, an der ein großes, mit Speichen versehenes Rad hing.
    »Finde heraus, wie es funktioniert!«, befahl die Königin. »Wenn es besser ist als unsere Ruderpinnen, wünsche ich, dass diese Vorrichtung auch auf unseren Schiffen angebracht wird, ehe die Flotte in See sticht.«
    Der Mann kratzte sich das bärtige Kinn. »Majestät, wir müssen diese Leute unbedingt so weit bringen, dass sie wieder sprechen können.«
    »Das wird geschehen. Aber selbst wenn sie uns freundlich gesinnt sind, können wir sie nicht zum Sprechen zwingen. Vielleicht ziehen es diese Leute vor, ihre besonderen Fähigkeiten für sich zu behalten. Wenigstens könnt ihr mir eine Kopie dieses Schiffes bauen, Planke für Planke, und dann finden wir selbst heraus, worin es sich von unseren Booten unterscheidet.«
    Der Schiffsbauer seufzte. »Wie Majestät befiehlt.«
    »Jetzt möchte ich unter Deck gehen.«
    »Majestät«, meldete sich Meister Elvon zu Wort, »das Deck ist schon schlimm genug. Bestimmt ist es unter Deck noch furchtbarer.«
    »Trotzdem möchte ich es sehen. Wenn ich mir meine Reitkleidung ruiniere, lasse ich mir eine neue schneidern, das kann ich mir leisten.«
    Sie kletterte eine hölzerne Stiege hinab und fand sich in einem niedrigen Raum wieder, der sich unter dem ganzen Deck entlang zog. Die freie Fläche wurde durch Masten und stützende Balken unterbrochen. An den Seiten hingen Hängematten und Gestelle für Waffen: kurze Äxte, Speere und kleine Schilde. Daneben standen Behälter aus wasserfestem Leder, die Bögen und Pfeile enthielten. Hier unten, wo der Sturm kaum Schäden angerichtet hatte, war alles aufgeräumt und von tadelloser Sauberkeit.
    »Nicht schlecht«, sagte Shazad, »bis auf den Geruch. Der scheint von dort drüben zu kommen. Gehen wir nachschauen.«
    Eine schmalere Treppe führte sie tiefer ins Innere des Schiffes hinab. Dort unten stießen sie auf einen noch größeren Raum, in dem aufgestapelte Kisten und Ballen lagen. Trotz des Gestanks nahm Shazad den angenehmen Geruch von Gewürzen wahr. Sie sehnte sich danach, den Inhalt der Kisten zu erkunden, wollte aber ihren eigenen Befehlen nicht zuwiderhandeln. Sie hörte schwere Schritte auf der Treppe und wandte sich um.
    »Das Meer hat dir heute Morgen ein wundervolles Geschenk gemacht, meine

Weitere Kostenlose Bücher