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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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drei Gelehrte verabschiedeten sich die Männer und verschwanden.
    Innerhalb einer Stunde hatten sie viele Neuigkeiten ausgetauscht. Einiges war aufregend, anderes enttäuschend. Shazad spürte, dass große Umwälzungen bevorstanden, aber noch hatte sie nicht alle Konsequenzen erfasst. Dennoch übte sie sich in Geduld und behandelte die Besucher so freundlich, als handele es sich um königliche Gäste.
    Der ranghöchste Offizier war Kapitän Orga. Sein Schiff gehörte zu einer großen Handelsflotte, die ihre Königin nach Norden geschickt hatte. Er war nicht der Anführer der Expedition, sondern nur der Kapitän eines Frachters. Sein Schiff war während eines schrecklichen Sturms von den übrigen abgetrieben worden und mit zerschmettertem Ruder und zerfetzter Takelage tagelang ohne Proviant umhergetrieben.
    Seine Königin hieß Isel die Neunte, Herrscherin des Landes Altiplan. Er besaß keine Vollmacht, im Namen seiner Königin Handel zu treiben, und trug auch keine Dokumente bei sich. Der Kommandant der Flotte war Graf Sachu, ein hochrangiger Edelmann des Hofes und berühmter Soldat. Sie hatten weder ihn noch das Flaggschiff seit dem Sturm gesehen, aber da alle anderen Schiffe der Flotte bedeutend größer waren, hatten sie wahrscheinlich nicht so viel Schaden erlitten.
    Sie versicherte den Fremden, dass sie Schiffe in alle Richtungen ausgeschickt habe, um nach den Kameraden der Schiffbrüchigen zu suchen. In der Zwischenzeit sollten sie sich als Ehrengäste betrachten, und sie würde ihnen mit Freude jeden Wunsch erfüllen.
    Am Abend unterhielt sie sich mit ihrem Außenminister.
    »Wir müssen sehr vorsichtig vorgehen, Majestät«, warnte er sie.
    »Das weiß ich selbst. Ich brauche keine weiteren Feinde und vielleicht erweist sich Königin Isel als mächtige Verbündete.«
    »Vielleicht. Allerdings scheint eine große Entfernung zwischen unseren Ländern zu liegen. Sicherlich wird sich die Beziehung als bedeutsam für den Handel herausstellen. Die Ankunft einer einzelnen Handelsflotte im Jahr kann uns viele Vorteile bringen, aber ein militärisches Bündnis wäre kaum zu bewerkstelligen.«
    »Es gibt noch so vieles, was wir nicht wissen!«, rief Shazad ungeduldig. »Wir müssen das Meer, die Strömungen und die Winde bedenken. Zweifellos sind sie hier rein zufällig gelandet. Vielleicht wären sie nach Mezpa gesegelt und diese schrecklichen Leute hätte ihre vorteilhafte Bekanntschaft gemacht! Wir müssen auf der Stelle eine Gesandtschaft zusammenstellen. Ich will meine Leute an ihrem Hofe haben, noch ehe die Zeit der Schiff-Fahrt vorbei ist.«
    »Das wäre vorteilhaft.«
    »Wir brauchen Leute, die fließend südländisch sprechen und sich mit Diplomatie auskennen. Es sollten Gelehrte und erfahrene Forscher sein, die das fremde Land in Augenschein nehmen und mir einen Bericht zuschicken.«
    »Jetzt, da sich die königliche Flotte auf einen Krieg vorbereitet …« Der Minister fuchtelte mit den Händen.
    »Der Schatzmeister kann sich ruhig beschweren«, sagte Shazad. »Im Vergleich zum Krieg wird diese Aufgabe kaum ins Gewicht fallen. Von dir brauche ich eine Liste jener Männer, die für die Gesandtschaft in Frage kommen, und eine Liste erfahrener Forscher. Du weißt, wie diese Männer beschaffen sein müssen, denn die Reise wird lang und anstrengend sein. Nur junge und ausdauernde Leute schaffen es. Ich suche höchstpersönlich die kostbaren Gastgeschenke aus. Wir müssen genau wissen, wonach sich diese Menschen sehnen. Nur so kann man eine reiche Königin für sich gewinnen.«
    »Und wer soll diese Expedition anführen?«, erkundigte sich der Minister.
    Sie runzelte die Stirn. »Darüber muss ich noch eine Weile nachdenken. Du darfst jetzt gehen.«
    Der Minister kniete nieder, küsste ihre Hand und verließ den Raum. Shazad grübelte noch lange nach. Wem konnte sie ein so schwieriges Kommando und einen so heiklen Auftrag anvertrauen? Es musste irgendjemanden geben, der sich dafür eignete.

 
KAPITEL DREI
     
    A uf der Kuppe eines Hügels saßen die Steppenkrieger auf ihren Cabos und schauten über die ausgedehnte Flussebene. Die Tiere sogen den Nordwind ein und schüttelten voller Ungeduld die gehörnten Köpfe. Die Männer im Sattel trugen Kleidung aus fein gegerbtem Leder und aus buntem Stoff. Die Kleidungsstücke waren abgetragen und nach einem langen harten Feldzug zerschlissen, aber die Waffen der Krieger waren tadellos gepflegt.
    Zwei Reiter waren den anderen ein Stück vorausgeritten. Ihr braunes Haar,

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