Fremde Schiffe
mustern kann.«
Sie sprangen in die Sättel und stellten sich reichlich ungeordnet auf. Ansa ritt die Reihe entlang und betrachtete jeden einzelnen aufmerksam. Sie wirkten nicht besonders einnehmend. Jeder Soldat trug eine Fellweste, weite Hosen und trotz der Hitze eine Pelzmütze. Niemand trug eine Rüstung und das freute Ansa. Die meisten waren mit einer langen Lanze bewaffnet. An jedem Sattel hing ein kleiner runder Schild mit einem schwarzen Pelzrand. Offenbar gehörte ein gelegentliches Bad nicht zu den Gepflogenheiten der Krieger.
In Ansas Augen waren der Schmutz und die Lumpen unwichtig. Ihm gefielen die Burschen. Die Tiere waren nicht so gut geputzt wie die Cabos der übrigen Reiter, aber sie waren gut genährt und munter. Sättel und Waffen befanden sich in bestem Zustand. Er untersuchte sämtliche Lanzenspitzen und Schneiden. Alle waren außergewöhnlich scharf. Keines der Cabos war krank oder lahm und auch die Ersatztiere machten einen guten Eindruck.
»Sie gefallen mir«, sagte Ansa, als er fertig war.
»Wie schön«, antwortete der Offizier. »Jetzt gehören sie dir.« Mit erleichterter Miene, als bedrücke ihn die Verkleinerung seiner Truppe nicht, eilte er ins große Lager zurück.
Ansa bemerkte, dass ihn die Männer abschätzend musterten. »Wir lernen uns während der Reise besser kennen«, teilte er ihnen mit. »Jetzt brecht das Lager ab. Wir ziehen nach Norden.«
Sie grinsten wie hungrige Streiflinge und machten sich an die Arbeit. Es gab weder Zelte noch Packtiere. Nur wenige Krieger besaßen Packtaschen. Die meisten rollten ihre Habe in der Decke zusammen, die auch der einzige Schutz bei schlechtem Wetter war, und banden sie an den Sattel. Ein Soldat bedeckte die Feuerstelle mit Erde und schon saßen alle im Sattel. Ansa freute sich. An diese Art des Soldatenlebens war er gewöhnt.
In leichtem Trab ritten sie nach Norden und schonten die Tiere nach Möglichkeit. Es gab keinen Grund zur Eile. Die Flotte brach erst in einigen Tagen auf. Sie würden das von Gasam heimgesuchte Gebiet lange vor den anderen erreichen. Die Männer hielten sich abseits der gepflasterten Straßen und die Hufe der Cabos verursachten auf dem weichen Boden nur wenige Geräusche.
»Wer ist der Anführer?«, fragte Ansa.
Ein Mann gesellte sich zu ihm. »Das bin ich. Mein Name ist Uluk und ich bin der Häuptling des Langtalvolkes.« Er unterschied sich kaum von seinen Kameraden und hatte ein dunkles Gesicht und schmale braune Augen. Der lange Schnurrbart und der spärliche Spitzbart waren tiefschwarz. Er sprach Nevanisch mit schwerem Akzent. »Vor vielen Jahren sah ich, wie dein Vater die Omianer besiegte. Ein feiner Kampf.«
»Auf welcher Seite hast du gekämpft?«, erkundigte sich Ansa.
Uluk lachte schrill und seine Männer stimmten ein. »Wir haben aus sicherer Entfernung zugesehen! Als es vorbei war, ritten wir los und ernteten – und es lohnte sich! Seit damals fühle ich mich deinem Volk verbunden.«
»Wie schön«, meinte Ansa. »Ich werde euch reiche Beute bescheren, aber diesmal müsst ihr am Geschehen teilnehmen.«
»Das ist gut. Wir lieben den Kampf, wenn hinterher reiche Beute auf uns wartet.«
»Das wird sie, doch zuerst müssen wir Gefangene nehmen, um etwas über die Insulaner zu erfahren.«
»Gut, gut!«, rief Uluk. »Wir verstehen uns darauf, Gefangene zu verhören. Manchen reden schon, wenn sie merken, dass wir in der Nähe sind.«
»Das bezweifle ich nicht, aber die Insulaner sind anders als jene, mit denen ihr sonst zu tun habt. Es ist sinnlos, einen Shasinn zu überwältigen. Sie sind viel zu stolz und zu tapfer und fürchten den Tod nicht. Aber es gibt andere Inselstämme. Ich zeige euch, wen wir angreifen.«
»Wann muss die Königin das Ergebnis der Verhöre haben?«, wollte Uluk wissen.
»Ehe die Armeen aufeinander treffen.«
»Dann haben wir viel Zeit. Wir wollen nichts überstürzen.«
»Ich dachte, ihr wärt eifriger«, schalt ihn Ansa.
»Je länger sie im Norden weilen, umso mehr Beute machen sie, die wir ihnen wieder entreißen werden«, erklärte Uluk ernsthaft. Lachend und schreiend stimmten ihm seine Gefährten zu.
Ansa musste auch lachen. »Wir werden sehen.«
Es tat gut, stundenlang zu reiten. Ansa war im Sattel aufgewachsen und er fühlte sich halb tot, wenn er lange Zeit zu Fuß ging, gleichgültig, wie luxuriös seine Umgebung war. Sie legten viele Meilen zurück und lagerten erst, wenn der Mond hoch am Himmel stand. Die Männer versorgten die Cabos, rollten sich in
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