Fremde Schiffe
alles sehr gut.«
»Bisher konnte sich Gasam stets auf deine Ratschläge verlassen. Ich habe immer mit dir verhandelt, nie mit ihm.«
Wieder lachte Larissa und es klang völlig ungezwungen. »Glaubst du etwa, Gasam braucht mich? Ich helfe ihm in Angelegenheiten, die ihm wenig Spaß machen, aber er ist der König und ich bin seine Gehilfin. Oft waren wir monatelang getrennt, wenn er einen Feldzug anführte und ich die eroberten Gebiete verwaltete. Glaubst du wirklich, du bist im Vorteil, weil ich hier bin?«
»Ja«, versicherte Shazad.
»Begreifst du es denn nicht?«, fragte Larissa ernsthaft. »Ihr alle seid unsere Sklaven! Es ist unsere Bestimmung, über euch zu herrschen. Jedenfalls über diejenigen, die wir am Leben lassen.« Sie lehnte sich zufrieden zurück.
»Larissa«, sagte Shazad kühl, »wie gut, dass du so nett anzuschauen bist, denn deine Beiträge zur Unterhaltung sind schnell erschöpft.«
An diesem Abend traf sich die Königin mit ihren Ratgebern und Kommandeuren noch einmal im kleinen Kreis. Ansa saß auf einem Sofa, von vielen Kissen gestützt und darum bemüht, einen klaren Kopf zu behalten. Als Vertreter des Steppenreichs war das seine Pflicht, obwohl er viel lieber geschlafen hätte. Es war schön, als Held verehrt zu werden, aber diese Versammlung war natürlich wichtiger.
»Meine Herren«, begann Shazad, als alle versammelt waren, »wir wollen nicht viele Worte verschwenden. Ihr wisst, dass wir uns jetzt im Vorteil befinden, und ihr hattet mehrere Stunden Zeit, darüber nachzudenken, wie er zu nutzen ist. Vorschläge?«
Ihre Direktheit verblüffte die Männer, aber sie wussten, dass die Königin in Krisenzeiten wenig Geduld hatte und während eines Krieges keinen Wert auf das Zeremoniell legte. Ein alter Truppenkommandeur meldete sich als erster zu Wort.
»Bringen wir sie um!«, rief er.
»Das wird ihren Wert mindern, Graf Chutai«, wandte die Königin ein.
Er schnaubte verächtlich. »Verzeihung, Majestät, aber bei diesen Barbaren sind Verhandlungen unangebracht. Sobald es ihnen zum Vorteil gereicht, setzen sie sich über jede Vereinbarung einfach hinweg. Wir wissen eines über Gasam und Larissa: Sie sind wie ein einzelnes Tier. Töte sie jetzt und du verkrüppelst ihn. Ich denke, sein Mut wird ihn verlassen und er verliert mehr als die Hälfte seines Verstands. Wenn sie tot ist, hat er uns nichts mehr entgegenzusetzen. Ich rate dir, sie sofort zu töten.«
»Deine Ausführungen sind weise«, gab sie zu. »Aber eine solche Entscheidung lässt sich nicht mehr rückgängig machen und wenn sie sich als falsch erweist, ist es zu spät. Aber solange wir sie haben, steht uns dieser Weg offen, Graf Chutai.«
»Majestät«, begann Harakh, »wir müssen herausfinden, ob Gasam seinen Vormarsch aufgibt. Wenn ja, ist er zu Verhandlungen bereit, denn in diesem Fall wartet er auf unseren ersten Schachzug und wir haben das Heft in der Hand. Wenn nicht, weigert er sich, sich einschüchtern zu lassen.«
»Wie lautete der letzte Bericht deiner Späher?« Shazad sah zum obersten Offizier der Kavallerie hinüber.
»Seit der Gefangennahme der Frau haben wir nichts gehört, aber ich werde jede Nachricht sofort an Majestät weiterleiten.«
»Ich bitte darum.«
»Meine Königin«, sagte ein älterer Ratsherr, »du musst die Frau von hier fortschaffen. Solange sie in Gasams Nähe weilt, wird er versuchen, sie zu retten.
Schicke sie in die Hauptstadt, werfe sie in den tiefsten Kerker und halte ihren Aufenthaltsort geheim.«
»Dem stimme ich zu«, sagte Harakh. »Die bloße Anwesenheit der Schlampe macht mich nervös. Die Wachen zucken zusammen, wenn sie etwas sagt, denn sie halten sie für eine Hexe. Wenn wir sie schon ‚nicht umbringen, sollten wir sie auf jeden Fall fortschaffen.«
»Wir könnten sie aber als Köder benutzen«, entgegnete ein General. »Damit locken wir Gasam in eine Falle.«
»Sie ist bereits ein Köder«, widersprach Harakh. »Er soll nicht wissen, dass sie weggebracht wird.«
»Das hört sich gut an«, erklärte Shazad. »Obwohl ich ihre Gegenwart genieße.« Bis auf Ansa lachten die Männer höflich. Lachen bereitete ihm große Schmerzen. Sie sah ihn an. »Prinz Ansa, ich denke, du solltest auch fortgebracht werden. In der Stadt gibt es keine Möglichkeit, dich angemessen zu versorgen. Die Ärzte, welche die Seuche überlebten, flohen vor Gasam. Die Mediziner bei der Truppe sind gute Feldärzte, aber die besten der Zunft leben in der Hauptstadt.«
»Nein! Wir führen
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