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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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verabscheue Menschenansammlungen, und ich lasse mir nicht von dahergelaufenen Kerlen sagen, wo ich am Sonntag hingehen soll. Ich könnte den Himmel nicht genießen, wenn diese Typen auch dort wären. Ich erhebe nur Einwand dagegen daß du sie für die falschen Dinge kritisierst. Als Literatur steht die Neue Offenbarung über dem Durchschnitt - wie es gar nicht anders möglich ist, denn sie besteht aus Plagiaten anderer Schriften. Was ihre innere Logik angeht, so lassen sich weltliche Regeln nicht auf heilige Schriften anwenden. Aber auch in diesem Punkt schneidet die Neue Offenbarung außerordentlich gut ab; sie beißt sich nur ganz gelten in den eigenen Schwanz. Versuche einmal, das Alte Testament mit dem Neuen oder die buddhistische Doktrin mit den buddhistischen Apokryphen auf einen Nenner zu bringen. Als Morallehre betrachtet, ist der Fosterismus die Freudsche Ethik mit Zuckerguß für Leute, die Psychologie nicht verstehen, obwohl ich bezweifle, daß der alte Lustmolch, der das Zeug schrieb - pardon, der >inspiriert wurde, es zu schreiben< -, das wußte; ein Gelehrter war er nicht. Aber er war im Gleichklang mit seiner Zeit, er zapfte den Zeitgeist an. Furcht und Schuld und Verlust des Glaubens. Wie konnte sein Buch ein Mißerfolg werden? Sei ruhig, ich will ein Nickerchen machen.«
    »Wer hat denn geredet?« »>Das Weib führte mich in Versuchung.<« Jubal schloß die Augen.
    Zu Hause angekommen, stellten sie fest, daß Caxton und Mahmoud für den Tag hergeflogen waren. Ben war enttäuscht gewesen, Jill nicht anzutreffen, doch es war ihm gelungen, sich mit der Gesellschaft Annes, Miriams und Dorcas' zu entschädigen. Mahmoud kam immer mit dem erklärten Ziel, Mike und Dr. Harshaw zu besuchen. Er hatte sich jedoch stark gezeigt, als ihn nur Jubals Essen, alkoholische Getränke, Garten - und Odalisken - hatten unterhalten können. Miriam rieb ihm den Rücken, Dorcas den Kopf.
    Jubal sah sich das an. »Steh nicht auf.«
    »Kann ich gar nicht, sie sitzt auf mir. Ein bißchen höher, Miriam. Hei, Mike.«
    »Hei, mein Bruder Stinky Dr. Mahmoud.« Mike begrüßte dann auch Ben und bat, ihn zu entschuldigen.
    »Lauf nur, Sohn!« sagte Jubal zu ihm.
    Anne erkundigte sich: »Mike, hast du Lunch bekommen?«
    Er antwortete feierlich: »Anne, ich habe keinen Hunger. Ich danke dir«, drehte sich um und ging ins Haus.
    Mahmoud verrenkte sich und hätte Miriam beinahe abgeworfen. »Jubal? Was beunruhigt unseren Sohn?«
    »Ja«, meinte Ben, »er sieht seekrank aus.«
    »Laßt ihn in Frieden! Eine Überdosis von Religion.« Jubal umriß die Ereignisse des Vormittags.
    Mahmouds Gesicht verriet Mißbilligung. »War es notwendig, ihn mit Digby allein zu lassen? Mich dünkt, das war - verzeih mir, mein Bruder unklug.«
    »Mike ist nicht verletzt. Stinky, er muß lernen, mit so etwas fertigzuwerden. Du hast ihm theologische Predigten gehalten - das hat er mir erzählt. Kannst du mir einen einzigen Grund nennen, warum Digby nicht auch einmal an den Ball kommen sollte? Antworte als Wissenschaftler, nicht als Moslem.«
    »Ich bin unfähig, etwas nicht als Moslem zu beantworten«, stellte Dr. Mahmoud ruhig fest.
    »Entschuldigung. Ich sehe ein, daß du nicht anders kannst, auch wenn ich einen anderen Standpunkt einnehme.«
    »Jubal, ich habe das Wort >Moslem< in seiner genauen Bedeutung gebraucht, nicht als ein Sektierer, den Maryam inkorrekt >Mohammedaner< nennt.«
    »Und so werde ich dich weiter nennen, bis du gelernt hast, >Miriam< auszusprechen! Hör mit dem Herumzappeln auf.«
    »Ja, Maryam. Autsch! Frauen sollten nicht muskulös sein. Jubal, als Wissenschaftler sehe ich in Michael den krönenden Höhepunkt meiner Karriere. Als Moslem finde ich in ihm die Bereitschaft, sich dem Willen Gottes zu unterwerfen. und das macht mich seinetwegen glücklich, obwohl es Probleme gibt und er bis jetzt noch nicht grokt, was das Wort >Gott< bedeutet.« Er zuckte die Achseln. »Oder >Allah<. Aber als Mensch und immer als ein Sklave Gottes - liebe ich diesen Jungen, unseren Pflegesohn und Wasserbruder, und will ihn nicht unter schlechtem Einfluß sehen. Dieser Digby kommt mir, ganz abgesehen von seinem Glauben, wie ein schlechter Einfluß vor. Was meinst denn du?«
    »Ole!« Ben applaudierte. »Er ist ein schleimiger Bastard - ich habe ihn und seine Bande bisher nur deswegen nicht in meiner Kolumne bloßgestellt, weil das Syndikat Angst hat, das zu drucken. Stinky, sprich weiter, und du bringst mich dazu, Arabisch zu studieren und mir einen Teppich

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