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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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niemandem mehr einen Verdacht aufkommen.
    Sie dachte daran, wie er endlich gegrokt hatte, daß nur bei lebenden, grokenden Wesen >Verkehrtheit< sein mußte, wenn er sie verschwinden lassen wollte. Ihr Kleid brauchte keine >Verkehrtheit< zu haben. Die Regel war für Nestlinge aufgestellt worden. Einem Erwachsenen stand es frei, zu tun, wie er grokte.
    Wie würde seine nächste Veränderung aussehen? Doch sie machte sich deswegen keine Sorgen; Mike war gut und weise. Alles, was sie ihm beibringen konnte, waren die Feinheiten des Zusammenlebens mit anderen Menschen. Sie lernte viel mehr von ihm. Sie fühlte sich absolut glücklich. Ein solches Glück hatte sie seit dem Tod ihres Vaters nicht mehr gekannt. »Mike, wäre es nicht schön, wenn wir Dorcas und Anne und Miriam auch hier in der Wanne hätten? Und Vater Jubal und die Jungen und - ohne, unsere ganze Familie?«
    »Dazu brauchten wir eine größere Wanne.«
    »Wen würde Enge stören? Wann machen wir wieder einmal einen Besuch zu Hause, Mike? Jubal fragt mich jedesmal, wenn ich mit ihm spreche.«
    »Ich groke, daß es bald sein wird.«
    »Marsianisch >baldbaldbald<. Wäschst du mich?«
    Sie stand auf. Die Seife stieg aus der Schale, wanderte über ihren ganzen Körper und kehrte an ihren Platz zurück. Die Seifenschicht schäumte sich zu Blasen auf. »Oooh! Das kitzelt.«
    »Abspülen?«
    »Ich werde mich eintauchen.« Sie setzte sich, spülte den Schaum ab, stand wieder auf. »Gerade noch rechtzeitig.«
    Jemand klopfte. »Schätzchen? Bist du salonfähig?«
    »Ich komme, Pat!« rief Jill, stieg aus der Wanne und bat Mike: »Trocknest du mich bitte ab?«
    Sofort war sie trocken, sie hinterließ nicht einmal feuchte Fußabdrücke. »Liebling, du wirst doch daran denken, dich anzuziehen? Patty ist eine Dame - nicht wie ich.«
    »Ich werde daran denken.«

27
    Jill griff sich ein Negligee und eilte ins Wohnzimmer. »Komm herein, Liebes! Wir haben gebadet; Mike wird gleich kommen. Ich gebe dir schon mal ein Glas - und das zweite kannst du in der Wanne trinken. Massenhaft warmes Wasser.«
    »Ich habe geduscht, nachdem ich Honey Bun zu Bett gebracht hatte, aber - ja, ich nähme gern ein Wannenbad. Aber, Jill-Baby, ich bin nicht gekommen, um eure Wanne zu benutzen, sondern weil mir das Herz weh tut, daß ihr Kinder uns verlaßt.«
    »Wir werden dich nicht aus den Augen verlieren.« Jill machte sich mit den Gläsern zu schaffen. Das Hotel war so alt, daß selbst die >Hochzeitssuite< keine eigene Eismaschine hatte. Aber der Nachtkellner - indoktriniert und entsprechend subventioniert - hatte ihnen einen Karton mit Eiswürfeln hinterlassen. »Tim hat recht. Mike und ich müssen unsere Nummern aufpolieren.«
    »Eure Nummer ist okay. Braucht vielleicht ein paar Lacher, aber - hei, Smitty.« Sie bot ihm eine behandschuhte Hand. Außerhalb des Rummelplatzes trug Mrs. Paiwonski immer Handschuhe, hochgeschlossene Kleider und Strümpfe. Sie sah aus wie (und war) eine respektable Witwe mittleren Alters, die sich in Form gehalten hatte.
    »Ich habe Jill gerade gesagt«, wandte sie sich an Mike, »daß ihr eine gute Nummer habt.«
    Mike lächelte. »Pat, du darfst uns nicht auf den Arm nehmen. Die Nummer ist Mist.«
    »Nein, das ist sie nicht, Lieber. Oh, sie könnte ein bißchen Pepp gebrauchen. Ein paar Witze. Oder ihr könntet Jills Kostüm ein bißchen kürzen. Du hast eine süße Figur, Schätzchen.«
    Jill schüttelte den Kopf. »Damit wäre es noch nicht getan.«
    »Also, ich habe einmal einen Zauberer gekannt, der seine Assistentin in ein Kostüm aus den fröhlichen neunziger Jahren steckte - ich meine die Achtzehnhundertneunziger. Nicht einmal ihre Beine waren zu sehen. Dann ließ er ein Kleidungsstück nach dem anderen verschwinden. Die Gimpel waren begeistert. Versteh mich nicht falsch, Lieber - es war nichts Indezentes. Zum Schluß hatte sie noch ebensoviel an wie du jetzt.«
    »Patty«, sagte Jill, »ich würde bei unserer Nummer splitternackt auftreten, wenn die Polizei die Schau dann nicht schließen würde.« In dem Moment, wo sie es sagte, erkannte sie, daß sie es ernst meinte. Sie wunderte sich, wie die Diplomkrankenschwester Boardman, Oberschwester, einen Punkt erreichen konnte, wo sie das wirklich ernst meinte.
    Natürlich war Mike der Grund - und sie war glücklich darüber.
    Mrs.

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