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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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unglücklicher Gedanke von dir, dich als >den Mann vom Mars< anzukündigen. Du darfst den Dummköpfen nicht etwas anbieten, das sie nicht schlucken können. Sie haben den Mann vom Mars gesehen, auf Bildern oder im Fernsehen. Teufel, ich habe ihn ja selbst gesehen. Du siehst ihm ein bißchen ähnlich - aber selbst wenn du sein Zwillingsbruder wärst, die Gimpel wissen, daß sie ihn nicht in einer Raritätenschau antreffen würden. Es ist so, als kündige man einen Schwertschlucker als >Präsidenten der Vereinigten Staaten< an. Ein Trottel will glauben - aber er wird dir nicht gestatten, das bißchen an Intelligenz, das er besitzt, zu beleidigen. Auch ein Trottel hat eine Art von Gehirn. Das darfst du niemals vergessen.«
    »Ich werde es mir merken.«
    »Ich rede zuviel - das gewöhnt man sich als Ausrufer an. Werdet ihr Kinder zurechtkommen? Wie sieht es im Geldbeutel aus? Teufel, ich sollte das nicht machen - aber braucht ihr ein Darlehen?«
    »Danke, Tim. Wir sind nicht in der Klemme.«
    »Also, paßt gut auf euch auf! Wiedersehen, Jill.« Er eilte hinaus.
    Patricia Paiwonski kam in einem Bademantel durch den hinteren Vorhang herein. »Kinder? Tim hat eure Nummer gestrichen.«
    »Wir wären sowieso gegangen, Pat.«
    »Ich bin so wütend, daß ich versucht bin, die Show zu verlassen.«
    »Dann säße er ohne Finale da! Er kann Nummern bekommen. aber ein Finale, das von der Polizei nicht verboten wird, ist schwer zu finden.«
    »Pat, Tim hat recht. Ich habe den richtigen Dreh als Zauberer nicht.«
    »Tja. ihr werdet mir fehlen. Da fällt mir ein - wir fahren doch erst morgen früh. Kommt mit in mein Zelt, dann können wir noch ein Weilchen beisammen sein.«
    Jill schlug vor: »Noch besser, Pat, du kommst mit uns. Wie würde es dir gefallen, dich in einer großen Wanne mit warmem Wasser einzuweichen?«
    »Oh. ich werde eine Flasche mitbringen.«
    »Nein«, protestierte Mike, »ich weiß, was du trinkst, und wir haben es da.«
    »Nun. ihr wohnt im Imperial, nicht wahr? Ich muß nur nachsehen, ob es meinen Babys an nichts fehlt, und Honey Bun sagen daß ich ausgehe, bevor ich sie ins Bett bringe. Ich nehme mir dann ein Taxi. In einer halben Stunde vielleicht.«
    Jill und Mike fuhren in ihr Hotel, und Mike lenkte den Wagen. Es war eine kleine Stadt ohne Robot-Verkehrssteuerung. Mike hielt sich genau auf dem Höchstgeschwindigkeitsstreifen und glitt in Lücken, die Jill erst dann sah, wenn sie hindurch waren. Für ihn war es genausowenig anstrengend wie das Jonglieren. Jill wußte, wie er es machte. Sie hatte es sogar schon selbst ein wenig gelernt. Mike streckte seinen Zeitsinn, bis das Jonglieren mit Eiern oder schnelles Fahren bei dichtem Verkehr leicht war, weil sich alles wie eine Zeitlupe abspielte. Wie seltsam war das doch bei einem Mann, dachte sie, der sich noch vor wenigen Monaten von Schnürsenkeln hatte in Verwirrung stürzen lassen.
    Sie sprachen nicht miteinander. Es war mühsam, sich zu unterhalten, wenn die Gedanken auf verschiedenen Zeitebenen abliefen. Statt dessen dachte Jill über das Leben nach, das sie jetzt verließen, rief es sich ins Gedächtnis zurück und pries es in marsianischen Vorstellungen und in englischen. Sie hatte es sehr genossen. Sie hatte ihr ganzes Leben lang, bis sie Mike kennenlernte, unter der Tyrannei der Uhr gestanden, als kleines Mädchen in der Schule, dann als großes Mädchen in einer härteren Schule, dann unter dem Druck des Tagesablaufs im Krankenhaus.
    Das Leben auf dem Jahrmarkt war ganz anders. Abgesehen davon, daß sie mehrmals am Tag herumstehen und hübsch aussehen mußte, brauchte sie niemals etwas zu einer festgesetzten Zeit zu tun. Mike kümmerte es nicht, ob sie einmal oder sechsmal am Tag aßen, wie sie den Haushalt auch führte, es war ihm recht. Sie hatten ihr eigenes Wohnzelt, und in manchen Städten verließen sie den Kirmesplatz von der Ankunft bis zum Abbau nie. Der Jahrmarkt war eine abgeschlossene kleine Welt, eine Enklave, wo die Schlagzeilen und Probleme der Außenwelt nicht hineinreichten. Sie war hier glücklich.
    Natürlich wimmelte es auf jedem Rummel von Gimpeln - aber sie hatte sich den Standpunkt der Schausteller angeeignet. Gimpel zählten nicht - sie hätten genauso gut hinter Glas sein können. Jill konnte verstehen, warum die Mädchen in der Show es fertigbrachten, sich so zu präsentieren - mit so gut wie gar keiner Kleidung (und in einigen Städten mit gar nichts, wenn die Bezahlung stimmte). Sie fühlten sich nicht schamlos. und waren es

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