Fremder in einer fremden Welt
New-Grand-Avenue-Tempel über den Text (Matt. 24, 24): »Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, daß verführt werden in den Irrtum, wo es möglich wäre, auch die Auserwählten.« Er machte deutlich, daß er damit weder Mormonen noch Anhänger der Christian Science, weder Katholiken noch Fosteriten - besonders die letzten nicht meinte, auch sonst keine Mitreisenden, deren gute Werke mehr zählten als belanglose Unterschiede im Glaubensbekenntnis oder Ritual. sondern allein emporgekommene Häretiker, die gläubige Beitragszahler vom Glauben ihrer Väter weglockten. In einem subtropischen Kurort des gleichen Staates beschworen drei Beschwerdeführer eine Aussage, in der ein Pastor, drei seiner Assistenten und andere Personen der öffentlichen Unzucht bezichtigt wurden. Außerdem sollten sie ein Bordell führen und Jugendliche zu Straftaten verleiten. Der Staatsanwalt hatte kein Interesse an einer Verfolgung, da er ein Dutzend ähnlicher Fälle bei den Akten hatte - beschwerdeführende Zeugen erschienen nie, wenn sie zur Anklage aussagen sollten.
Das sagte er ihnen auch. Ihr Sprecher erwiderte: »Sie werden diesmal eine Menge Hilfe haben. Oberster Bischof Short ist entschlossen, daß dieser Antichrist sich nicht länger mit seinen Erfolgen brüsten soll.«
Der Staatsanwalt war an Antichristen nicht interessiert - aber in nächster Zukunft fand eine Vorwahl statt. »Nun, vergessen Sie nur nicht, daß ich ohne Unterstützung nicht viel tun kann.«
»Sie werden Unterstützung bekommen.«
Weiter nördlich wußte Dr. Jubal Harshaw nichts von diesem Vorfall; aber er wußte von zu vielen anderen, als daß er sich seinen Seelenfrieden hätte bewahren können. Er war diesem heimtückischen Laster, den Nachrichten, verfallen. Bisher hatte er nur einen Ausschnittsdienst beauftragt, ihm Zeitungsmeldungen über >Mann vom Mars<, >V.M. Smith<, >Kirche aller Welten< und >Ben Caxton< zuzusenden. Aber der Affe saß auf seinem Rücken - in jüngster Zeit hatte er zweimal einen Impuls unterdrückt, Larry zu befehlen, den Quasselkasten in seinem Arbeitszimmer abzustellen. Verdammt noch mal, warum konnten ihm diese Kinder nicht gelegentlich einen Brief schicken, statt ihn seinen Sorgen zu überlassen? - »Dienst!«
Anne kam herein, doch er starrte weiter auf den Schnee und einen leeren Swimmingpool hinaus. »Anne«, sagte er, »pachte uns ein tropisches Atoll, und laß dieses Mausoleum zum Verkauf ausschreiben.«
»Ja, Boß. Sonst noch was?«
»Aber sorge für eine Unterkunft, bevor du das hier den Indianern zurückgibst; in Hotels wohnen will ich nicht. Wie lange ist es her, daß ich für Honorar geschrieben habe?«
»Dreiundvierzig Tage.«
»Laß dir das eine Lehre sein. Fang an! >Todesangst eines Hinterwäldlers<:
Der Winter des Verlangens liegt wie Eis in meinem Herzen,
Splitter gebrochener Versprechen stechen meine Seele,
Geister vergangener Ekstasen reißen mich entzwei,
Und düstere Winde von Bitterkeit singen klagende Lieder.
Narben und gezerrte Muskeln, Stümpfe abgetrennter Glieder,
Schmerzender Hunger und geschundene Knochen,
Sandig brennende Augen scheinen im schwachen Glanz,
Verschlimmern nicht die Folter meiner Einsamkeit...
Flammen des Fiebers zeichnen dein gesegnetes Gesicht,
Durch taube Ohren erklingt deine Stimme in meinem Kopf,
Ich fürchte nicht die Dunkelheit, die mich bald umgibt,
Nur dich zu verlieren, wenn der Tod mich holt.«
Das Gedicht war sehr traurig. »Unterzeichne es mit >Louisa M. Alcott<«, sagte Jubal, »und schicke es an die Zeitschrift Togetherness.«
»Boß, glaubst du, daß du dafür Honorar bekommst?«
»Wie? Es wird später etwas wert sein; leg es ab, dann kann mein literarischer Erbschaftsverwalter es benutzen, um die Erbschaftssteuern zu bezahlen. Das ist der Haken bei einer künstlerischen Tätigkeit; die beste Arbeit ist am meisten dann wert, wenn der Arbeiter nicht mehr bezahlt werden kann. Das literarische Leben - Dreck! Es besteht darin, daß man die Katze kratzt, bis sie schnurrt.«
»Armer Jubal! Niemand hat jemals Mitleid mit ihm, deshalb muß er sich selbst bemitleiden.«
»Auch noch Sarkasmus. Kein Wunder, daß ich nichts zustande bringe.«
»Kein Sarkasmus, Boß. Nur wer den Schuh trägt, weiß, wo er drückt.«
»Dann entschuldige ich mich. Jetzt kommt aber ein Gedicht, das Geld einbringen wird. Titel! >Einer für den Weg<.«
Du findest deine Ruh',
Wirst du geköpft, gehangen,
Doch wäre es mit Gift
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