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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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Moralapostel und tut, was ihm gefällt. Genies verachten gerechtfertigterweise die Meinungen von Unterlegenen.
    Aber vom theologischen Standpunkt aus ist Mikes sexuelles Benehmen so orthodox wie der Nikolaus. Er predigt, daß alle lebenden Kreaturen kollektiv Gott sind - was Mike und seine Jünger zu den einzigen Göttern auf diesem Planeten macht, die sich ihrer Göttlichkeit bewußt sind -, und folglich muß man auf ihn die für Götter geltenden Regeln anwenden. Diese Regeln erlauben einem Gott immer sexuelle Freiheit, die nur durch sein eigenes Urteilsvermögen beschränkt wird. Sterbliche Regeln sind ungültig. Du willst Beweise? Leda und der Schwan? Europa und der Stier? Osiris, Iris und Horus? Die unglaublichen Inzeste der nordischen Götter? Ich möchte die östlichen Religionen nicht zitieren; deren Götter tun Dinge, die nicht einmal ein Nerzzüchter dulden würde. Aber sieh dir in der am weitesten verbreiteten westlichen Religion die Heilige Dreifaltigkeit an. Die Lehre dieser Religion kann man mit den Wechselbeziehungen zwischen drei Personen, die trotzdem ein einziger Gott sein sollen, nur auf einen Nenner bringen, indem man annimmt, daß Götter sich auf andere Weise fortpflanzen als Sterbliche.
    Aber die meisten Leute denken nie darüber nach; sie versiegeln den Komplex und hängen ein Schild daran: >Heilig - bitte nicht stören.<
    Man muß Mike jeden Dispens zugestehen, den andere Götter auch bekommen. Aber auch in diesem Spiel gibt es Regeln. Ein Gott allein teilt sich in mindestens zwei Teile - männlich und weiblich - und pflanzt sich fort. Nicht nur Jehovah - alle tun sie es. Eine Gruppe von Göttern vermehrt sich wie die Kaninchen und mit ebensowenig Rücksicht auf menschliches Eigentum. Sobald Mike mit dem Geschäft angefangen hatte, ein Gott zu werden, waren Orgien so vorhersehbar wie der Sonnenaufgang - also vergiß die Begriffe Krähwinkels, und beurteile ihn und seine Jünger nach olympischen Moralregeln. Ich glaube, du wirst dich wundern, wie zurückhaltend sie sind. Außerdem, Ben, mußt du dir vor Augen führen, daß dieses >Zusammenwachsen< durch eine sexuelle Vereinigung, dieses Einheit-zu-Vielfalt und Vielfalt-zurück-zur-Einheit, keine Monogamie innerhalb der Gruppe tolerieren kann. Jede Paarung, die die anderen ausschließt, wäre in ihrem Glauben unmoralisch und obszön. Und wenn dieses gegenseitige Einvernehmen über sexuelles Verhalten ein wesentlicher Bestandteil ihres Glaubens ist - und ich groke, daß dem so ist -, wie kannst du dann erwarten, daß sie eine geheiligte Vereinigung hinter verschlossenen Türen vollziehen? Wenn du darauf bestehst, daß sie den heiligen Ritus - und genau das war es - im geheimen durchführen, dann würdest du etwas Obszönes daraus machen. etwas, das es nicht war. Du hast einfach nicht verstanden, was du gesehen hast.«
    »Vielleicht hast du recht«, sagte Ben verbittert.
    »Ich werde dir eine Ausweg zeigen. Du hast dich gefragt, wie Mike seine Kleider losgeworden ist. Ich kann es dir sagen.«
    »Wie denn?«
    »Es war ein Wunder.«
    »Oh - um Gottes willen!«
    »Könnte sein. Ich wette um eintausend Dollar, daß es ein Wunder war. Fahr hin, frag Mike! Bitte ihn, es dir zu zeigen. Dann schick mir das Geld.«
    »Teufel, Jubal, ich will dir dein Geld nicht abnehmen.« »Das wirst du nicht. Ich besitze Insider-Informationen. Nimmst du die Wette an?«
    »Jubal, besuche du sie, und überzeuge dich, um was es da geht. Ich kann nicht wieder hin.«
    »Sie werden dich mit offenen Armen aufnehmen und niemals fragen, warum du gegangen bist. Auf diese Vorhersage setze ich ebenfalls eintausend Dollar. Ben, du warst noch nicht einmal 24 Stunden dort - höchstens 15. Außerdem hast du die Hälfte der Zeit entweder geschlafen oder unanständige Sachen mit Dawn gespielt. Hast du ihnen etwa eine faire Chance gegeben? Hast du eine ebenso sorgfältige Untersuchung durchgeführt wie bei irgendeiner anrüchigen Geschichte im öffentlichen Leben, bevor du sie ausposaunst?«
    »Aber.«
    »Hast du es getan?«
    »Nein, aber.«
    »Oh - um Gottes willen, Ben! Du behauptest, Jill zu lieben - und doch verweigerst du ihr die sachliche Haltung, die du gegenüber einem korrupten Politiker einnehmen würdest. Das wäre nicht ein Zehntel der Mühe, die sie auf sich genommen hat, um dir zu helfen, als du in Schwierigkeiten stecktest. Wo wärest du jetzt, wenn sie einen so schwachen Versuch gestartet hätte? Höchstwahrscheinlich würdest du in der Hölle braten. Du regst dich über

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