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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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und Kuchen gebraucht - wir haben uns unseren Spaß selbst gemacht. Wir waren einfach glücklich. Wir haben so wenig gebraucht, daß ich mich häufig gefragt habe, was ich mit dem Geld anfangen solle, das hereinkam.«
    »Warum hast du dann Kollekten veranstaltet?«
    »Wie? Oh, man muß sie bezahlen lassen, Jubal. Die Gimpel passen nicht auf, wenn es kostenlos ist.«
    »Das wußte ich, es hat mich bloß interessiert, ob du es weißt.«
    »O ja, ich groke Gimpel, Jubal. Anfangs habe ich umsonst gepredigt. Funktionierte nicht. Wir Menschen müssen noch wesentliche Fortschritte machen, bis wir es verstehen, ein Geschenk anzunehmen und wertzuschätzen. Ich gebe ihnen bis zum Sechsten Kreis nie etwas umsonst. Bis dahin können sie nehmen. und nehmen ist viel schwerer als zu geben.«
    »Hmmm. Sohn, vielleicht solltest du ein Buch über die menschliche Psyche schreiben.«
    »Habe ich. Aber auf marsianisch. Stinky hat die Bänder.« Mike nahm langsam und genüßlich einen Schluck. »Wir verwenden schon ein bißchen Alkohol. Ein paar von uns - Saul, ich selbst, Sven und noch ein paar - mögen ihn. Ich habe gelernt, ihn nur ein bißchen wirken zu lassen, den Zustand dann zu halten und ein euphorisches Zueinanderwachsen zu gewinnen, das einer Trance sehr ähnlich ist, doch ohne daß ich mich zurückziehen muß. Ein leichter Schaden ist leicht zu reparieren.« Er nahm noch eine Schluck. »Das tue ich heute vormittag - ich versetze mich in ein ganz sanftes Glühen und bin mit dir glücklich.«
    Jubal musterte ihn scharf. »Sohn, du trinkst nicht nur aus Geselligkeit. Du hast etwas auf dem Herzen.«
    »Ja.«
    »Möchtest du dich aussprechen?«
    »Ja, Vater, es ist immer etwas sehr Gutes, mit dir zusammen zu sein, auch wenn mich nichts bedrückt. Dazu bist du der einzige Mensch, mit dem ich reden und dabei wissen kann, daß du groken wirst und es dich trotzdem nicht überwältigt. Jill. Jill grokt immer - aber wenn es mir weh tut, dann ihr noch mehr. Bei Dawn ist es dasselbe. Patty. nun, Patty kann mir jeden Schmerz wegnehmen, aber sie tut es, indem sie ihn sich selbst auflädt. Sie sind alle drei zu leicht zu verletzen, als daß ich mit ihnen etwas in seiner ganzen Fülle teilen möchte, das ich zuvor nicht groken und preisen kann.« Mike wirkte sehr nachdenklich. »Die Beichte ist eine Notwendigkeit. Die Katholiken wissen das - sie haben ein Corps starker Männer, sie entgegenzunehmen. Die Fosteriten haben die Gruppenbeichte und reichen sie herum und dünnen sie aus. Ich werde die Beichte bei der ersten Reinigung einführen - oh, wir kennen sie, aber spontan, nachdem der Pilger sie nicht länger nötig hat. Wir brauchen starke Männer dafür - bei einer >Sünde< handelt es sich selten um eine wirkliche Verkehrtheit. Vielmehr ist Sünde, was der Sünder als Sünde grokt - und wenn du mit ihm grokst, kann es weh tun. Ich weiß es.«
    Mike fuhr eindringlich fort: »Gutsein ist nicht genug, es ist nie genug. Das war einer meiner ersten Fehler, weil bei den Marsianern Gutsein und Weisheit identisch sind. Bei uns sind sie es nicht. Nimm zum Beispiel Jill. Ihr Gutsein war vollkommen, als ich sie kennenlernte. Trotzdem war sie in ihrem Innern ganz durcheinander - und ich hätte sie beinahe zerstört und mich mit - denn ich war ebenso durcheinander -, bevor wir alles auf Reihe brachten. Nur ihre unendliche Geduld (nicht allgemein üblich auf diesem Planeten) rettete uns. während ich lernte, menschlich zu sein, und sie lernte, was ich wußte.
    Aber Gutsein allein ist niemals genug. Eine harte, kalte Weisheit wird für das Gutsein gebraucht, um Gutes zu bewirken. Gutsein ohne Weisheit bewirkt immer Böses.« Er lächelte, und sein Gesicht hellte sich auf. »Und darum brauche ich dich, Vater, ebenso wie ich dich liebe. Ich brauche deine Weisheit und deine Kraft. denn ich muß dir beichten.«
    Jubal wand sich. »Oh, um Himmels willen, Mike, mach kein Theater. Erzähl mir einfach, was dich drückt. Wir werden einen Ausweg finden.«
    »Ja, Vater.«
    Doch Mike sprach nicht weiter. Schließlich sagte Jubal: »Bist du deprimiert über die Zerstörung deines Tempels? Das würde ich dir nicht verübeln. Aber du bist nicht bankrott, du kannst einen neuen bauen.«
    »O nein, das spielt überhaupt keine Rolle!«
    »Wie bitte?«
    »Dieser Tempel stellte ein Tagebuch dar, dessen Seiten gefüllt waren. Es wäre auf jeden Fall besser gewesen, einen neuen zu bauen, als gefüllte Seiten zu überschreiben. Feuer kann die Erfahrung nicht vernichten. und vom

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