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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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an Berquist vorbei und warf sich auf Johnson. Er fegte sie mit einer Ohrfeige zur Seite. »Laß das, du kleine Schlampe!«
    Johnson hätte Jill nicht schlagen sollen. Er hatte bei weitem nicht so fest zugeschlagen wie bei seiner Frau, bevor sie ihn verlassen hatte, und längst nicht so fest wie bei Gefangenen, denen es widerstrebte, zu sprechen. Bis jetzt hatte Smith keinen Ausdruck gezeigt und nichts gesagt; er hatte sich einfach weiterschieben lassen. Er verstand überhaupt nichts und hatte versucht, überhaupt nichts zu tun.
    Als er sah, daß dieser andere seinen Wasserbruder schlug, drehte er sich, machte sich los, faßte mit seinem Geist nach Johnson - und Johnson war verschwunden.
    Er war nirgendwo zu sehen. Er war nicht mehr im Raum. Nur die Grashalme, die sich da aufrichteten, wo seine großen Füße gestanden hatten, zeigten, daß er jemals dagewesen war. Jill starrte auf die Stelle und hatte das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden.
    Berquist schloß den Mund, öffnete ihn wieder und fragte heiser: »Was haben Sie mit ihm gemacht?« Er sah Jill dabei an.
    »Ich? Ich habe gar nichts gemacht.«
    »Kommen Sie mir nicht mit der Tour! Haben Sie da eine Falltür oder so etwas?«
    »Wo ist er hin?«
    Berquist leckte sich die Lippen. »Ich weiß es nicht.« Er zog eine Pistole unter dem Mantel hervor. »Aber versuchen Sie Ihre Tricks nicht bei mir. Sie bleiben hier stehen - ich übernehme ihn.«
    Smith war in seine passive Wartehaltung zurückgefallen. Da er nicht verstand, um was es ging, hatte er nur das Minimum dessen getan, was er hatte tun müssen. Aber Pistolen hatte er schon gesehen, in den Händen von Männern auf dem Mars, und der Ausdruck auf Jills Gesicht, als eine auf sie gerichtet wurde, gefiel ihm nicht. Er grokte, daß dies einer der kritischen Wendepunkte im Wachstum eines Wesens war, an dem Kontemplation richtiges Handeln erzeugen mußte, um weiteres Wachstum zu erlauben. Er handelte.
    Die Alten hatten ihn gut unterrichtet. Er tat einen Schritt auf Berquist zu. Die Pistole schwang zu ihm herum. Er langte hinaus - und Berquist war nicht mehr da. Dann wandte er sich seinem Bruder zu.
    Jill schrie.
    Smith' Gesicht war leer gewesen. Jetzt wurde es tragisch verzweifelt, als werde ihm klar, daß er sich an dem Wendepunkt zu einer falschen Handlung entschlossen hatte. Er sah Jill flehend an und begann zu zittern. Seine Augen rollten nach oben. Langsam brach er zusammen, igelte sich zu einer Kugel ein und bewegte sich nicht mehr.
    Jills hysterischer Anfall endete abrupt. Ein Patient brauchte sie; sie hatte keine Zeit für Emotionen, keine Zeit, sich zu wundern, wie Menschen verschwinden konnten. Sie ließ sich auf die Knie nieder und untersuchte Smith.
    Weder Atmung noch Puls waren festzustellen. Jill drückte ein Ohr gegen seine Rippen. Sie meinte, das Herz habe aufgehört zu schlagen, aber nach langer Zeit hörte sie ein langsames Blub-blub, vier oder fünf Sekunden später gefolgt von einem zweiten.
    Der Zustand erinnerte sie an einen schizoiden Rückzug, aber sie hatte noch nie eine so tiefe Trance gesehen, nicht einmal während ihrer Ausbildung bei der Demonstration von Hypno-Anästhesie. Sie hatte von solchen todesähnlichen Starren bei indischen Fakiren gehört, aber nie wirklich an die Berichte geglaubt.
    Normalerweise hätte sie nicht versucht, einen Patienten aus einem solchen Zustand zu wecken, sondern nach einem Arzt geschickt. Nur war das hier kein normaler Fall. Weit davon entfernt, ihren Entschluß zu erschüttern, hatten die letzten Ereignisse sie darin bestärkt, Smith nicht in die Hände der Behörden fallen zu lassen. Aber nachdem sie zehn Minuten lang alles versucht hatte, war sie überzeugt, daß sie nicht imstande war, ihn wieder zu sich zu bringen, ohne ihn zu verletzen. Sogar der extrem empfindliche und hervorstechende Nerv im Ellbogen zeigte keinerlei Reaktion.
    In Bens Schlafzimmer fand sie einen abgestoßenen Flugkoffer, zu groß für Handgepäck, zu klein für einen Schrankkoffer. Sie öffnete ihn, fand ihn gepackt mit Stimmschreiber, Kulturtasche, Kleidung zum Wechseln, allem, was ein vielbeschäftigter Reporter braucht, wenn er außerhalb der Stadt zu tun hat. Sogar ein genehmigter Hör-Sprech-Apparat zum Anschluß an eine Telefonleitung war dabei. Dieser gepackte Koffer, sagte sich Jill, bewies, daß Bens Abwesenheit nicht das war, was Kilgallen glaubte. Sie verschwendete jedoch keine Zeit auf Überlegungen, sondern leerte den Koffer und schleifte ihn ins Wohnzimmer.
    Smith

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