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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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Furcht vor dem Tod war ein ihm unbekanntes Konzept. Wenn ein Wasserbruder ihn für eine so seltsame Dekarnierung auswählte, würde er seinen Entschluß preisen und ihn zu groken versuchen.
    »Jedenfalls können wir nicht hier stehenbleiben. Ich muß uns etwas zu essen machen, ich muß dich in andere Kleider stecken, und dann müssen wir weg. Zieh dich aus!« Sie ging, um Bens Garderobe zu überprüfen.
    Sie nahm sich einen Reiseanzug, eine Baskenmütze, ein Hemd, Unterwäsche und Schuhe und kehrte damit zurück. Smith hatte sich verheddert wie eine Katze in einem Strickzeug. Ein Arm war gefangen, und der Rock hatte sich ihm ums Gesicht gewickelt. Er hatte die Haube nicht abgenommen, bevor er versuchte, das Kleid auszuziehen.
    »Ach du meine Güte«, sagte Jill und eilte ihm zu Hilfe.
    Sie löste ihn aus den Kleidern, dann stopfte sie sie in den Müllschlucker. sie würde sie Etta Schere später bezahlen, und sie wollte nicht, daß die Polizisten sie fanden. nur für alle Fälle. »Du wirst ein Bad nehmen, guter Mann, bevor ich dir Bens saubere Sachen anziehe. Man hat dich vernachlässigt. Komm mit!« Als Krankenschwester war sie abgehärtet gegen schlechte Gerüche, aber sie war (als Krankenschwester) fanatisch, was Wasser und Seife anging. und anscheinend hatte in letzter Zeit niemand diesen Patienten gebadet. Smith stank zwar nicht gerade, aber er erinnerte sie an ein Pferd an einem heißen Tag.
    Begeistert sah er zu, wie sie die Wanne füllte. Im Badezimmer von Suite K-12 hatte eine Wanne gestanden, nur hatte Smith nicht gewußt, welchem Zweck sie diente. Er war im Bett gewaschen worden, und das nicht oft; seine tranceähnlichen Rückzüge hatten dem im Wege gestanden.
    Jill prüfte die Temperatur. »Gut, steig hinein!«
    Smith sah sie verwirrt an.
    »Beeil dich!« befahl Jill scharf. »Steig ins Wasser!«
    Die Wörter waren in seinem menschlichen Vokabular vorhanden, und Smith tat, wie ihm geheißen worden war, erschüttert vor innerer Bewegung. Dieser Bruder wollte, daß er seinen ganzen Körper ins Wasser des Lebens tauchte! Noch nie war ihm solche Ehre widerfahren; soviel er wußte, war niemals irgend jemand ein solches Privileg angeboten worden. Er begriff jedoch allmählich, daß diese anderen eine engere Bekanntschaft mit dem Stoff des Lebens hatten. eine Tatsache, die er akzeptieren mußte, bevor sie gegrokt war.
    Er steckte einen zitternden Fuß ins Wasser, dann den anderen. rutschte hinein, bis das Wasser ihn vollständig bedeckte.
    »He!« schrie Jill. Sie zog seinen Kopf über Wasser und entsetzte sich - dem Anschein nach hielt sie eine Leiche fest. Großer Gott, er konnte doch nicht ertrinken, nicht in so kurzer Zeit! Aber es ängstigte sie. Sie schüttelte ihn. »Smith! Wach auf! Hör auf damit!«
    Von weit entfernt hörte Smith seinen Bruder rufen und kehrte zurück. Seine Augen verloren den glasigen Blick, sein Herzschlag beschleunigte sich, er begann wieder zu atmen. »Bist du in Ordnung?« fragte Jill.
    »Ich bin in Ordnung. Ich bin sehr glücklich. mein Bruder.«
    »Du hast mir Angst gemacht. Hör zu, rutsch nicht wieder unter das Wasser! Bleib aufrecht sitzen, so wie jetzt!«
    »Ja, mein Bruder.« Ein gekrächzter Zusatz war für Jill bedeutungslos. Smith schöpfte eine Handvoll Wasser, als seien es kostbare Juwelen, und führte es an die Lippen. Sein Mund berührte es, dann bot er es Jill an.
    »He, du sollst dein Badewasser nicht trinken! Nein, ich will es auch nicht.«
    »Nicht trinken?«
    Er war auf so hilflose Weise verletzt, daß Jill nicht wußte, was sie tun sollte. Sie zögerte, dann beugte sie den Kopf und berührte mit ihren Lippen die Gabe. »Ich danke dir.«
    »Mögest du niemals dürsten!«
    »Ich hoffe, daß auch du niemals durstig sein wirst. Aber das reicht. Wenn du Wasser trinken möchtest, hole ich dir ein Glas. Trinke nichts mehr von diesem hier.«
    Smith gab sich zufrieden und blieb still sitzen. Jill hatte inzwischen gemerkt, daß er noch nie ein Wannenbad genommen hatte und nicht wußte, was von ihm erwartet wurde. Natürlich konnte sie es ihm beibringen. aber sie verloren kostbare Zeit. Vielleicht sollte sie ihn einfach so schmutzig lassen wie er war.
    Auch gut! Es war nicht so schlimm wie die Pflege geistesgestörter Patienten in der Neuropsychiatrie. Ihre Bluse war bis zu den Schultern naß geworden, als sie Smith vom Boden der Wanne hochgezerrt hatte. Jill zog sie aus und hängte sie auf. Sie war für die Straße gekleidet gewesen und trug einen Plisseerock, der ihr

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