Fremder in einer fremden Welt
behandelt zu werden, obwohl sie nicht in dieser Form davon dachte, denn sie war kein Snob. Aber die junge Becky Vesey war so unbedeutend gewesen, daß das Komiteemitglied ihres Wahlbezirks sich ihren Namen einfach nicht merken konnte, obwohl ihm ihre Büste aufgefallen war. Becky Vesey hatte das nicht übelgenommen. Becky mochte Menschen. Sie mochte Agnes Douglas.
Becky Vesey mochte jeden.
Sie blieb ein Weilchen sitzen, genoß das warme Glühen und ein weiteres Schlückchen von dem Stärkungsmittel, während ihr schlaues Gehirn die Brocken herumschob, die sie aufgeschnappt hatte. Dann rief sie ihren Börsenmakler an und beauftragte ihn, ihre Aktien von Lunar Enterprises sofort zu verkaufen.
Er schnaubte. »Allie, diese Schlankheitsdiät schwächt Ihren Verstand.«
»Hören Sie zu, Ed! Wenn die Aktien um zehn Punkte gesunken sind, warten Sie ab, auch wenn der Kurs weiter sinkt. Sie kaufen erst, wenn er sich wieder um drei Punkte erholt hat. und dann verkaufen Sie, wenn er von neuem den Stand des heutigen Börsenschlusses erreicht.«
Ein langes Schweigen folgte. »Allie, Sie wissen etwas. Verraten Sie es Onkel Ed.«
»Die Sterne sagen es mir, Ed.«
Ed machte einen astronomisch unmöglichen Vorschlag. »Na gut, wenn Sie nicht wollen, wollen Sie eben nicht. Hmm. Ich habe nie soviel Verstand gehabt, mich aus einem krummen Geschäft herauszuhalten. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich mitzöge?«
»Durchaus nicht, Ed. Machen Sie es nur nicht zu auffällig. Dies ist eine kitzlige Situation mit dem zwischen Virgo und Leo balancierenden Saturn.«
»Wie recht Sie haben, Allie.«
*
Mrs. Douglas war selig, daß Allie alle ihre Meinungen bestätigt hatte, und wurde sofort emsig tätig. Sie gab Befehle für den Feldzug, den Ruf des vermißten Berquist zu vernichten, nachdem sie sich sein Dossier hatte kommen lassen. Sie befahl Kommandant Twitchell vom Special Service zu sich, und als er wieder wegging, blickte er unglücklich drein und machte seinem Stellvertreter das Leben zu Hölle. Sie instruierte Sanforth, einen weiteren Stereofilm über den >Mann vom Mars< zur Sendung freizugeben, in dem eine >der Regierung nahestehende Quelle< zitiert wurde, nach der Smith in ein Sanatorium hoch in den Anden gehen wolle oder vielleicht schon gegangen sei, um in einem dem Mars möglichst ähnlichen Klima zu leben. Dann dachte sie darüber nach, wie sie sich die pakistanischen Stimmen sichern könne.
Sie rief schließlich ihren Mann an und drängte ihn, Pakistans Forderung auf einen Löwenanteil an dem Kaschmir-Thorium zu unterstützen. Da er das von sich aus hatte tun wollen, war es nicht schwer, ihn zu überreden, obwohl ihn ihre Annahme, er sei dagegen gewesen, reizte. Als das geregelt war, machte sie sich auf, um vor den Töchtern der zweiten Revolution einen Vortrag über Mutterschaft in der Neuen Welt zu halten.
10
Während Mrs. Douglas unbefangen über ein Thema sprach von dem sie wenig wußte, saß Jubal E. Harshaw, Bakkalaureus der Rechte, Doktor der Medizin, Doktor der Naturwissenschaft, Bonvivant, Gourmet, Sybarit, ungemein populärer Autor und neopessimistischer Philosoph, auf seinem Grundstück in den Poconos an seinem Pool, kratzte die graue Wolle auf seiner Brust und sah seinen drei Sekretärinnen zu, die im Wasser planschten. Sie waren alle erstaunlich schön, und sie waren ebenso erstaunlich gute Sekretärinnen. Nach Harshaws Meinung verlangte das Prinzip der geringsten Aktion, daß Nützlichkeit und Schönheit kombiniert seien.
Anne war blond, Miriam rothaarig und Dorcas dunkel. Sie rangierten in dieser Reihenfolge von erfreulicher Molligkeit bis zu köstlicher Schlankheit. Ihr Alter verteilte sich über fünfzehn Jahre, aber es war schwer zu sagen, welche die Älteste war. Zweifelsohne hatten sie auch Familiennamen; aber in Harshaws Haushalt interessierte sich niemand dafür. Man munkelte sogar, daß eine von ihnen Harshaws Enkelin sei. Allerdings variierten die Gerüchte darüber.
Harshaw arbeitete schwer. Der größte Teil von ihm sah zu, wie hübsche Mädchen hübsche Dinge mit Sonne und Wasser taten. Ein kleines, abgeschlossenes, schalldichtes Abteil jedoch dichtete. Er behauptete, seine Methode des Schreibens bestehe darin, daß er seine Keimdrüsen parallel zu seinem Thalamus schalte und sein Großhirn ausknipse. Seine Gewohnheiten verliehen der Theorie Glaubwürdigkeit.
Ein Mikrophon auf einem Tisch war mit einem Stimmschreiber verbunden, aber er benutzte es nur für Notizen. Wenn er bereit war,
Weitere Kostenlose Bücher