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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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ins Reine zu diktieren, nahm er eine Stenographin und beobachtete ihre Reaktionen. Jetzt war er bereit. »Dienst!« brüllte er.
    »Anne hat Dienst!« antwortete Dorcas. »Ich kann aufnehmen. Der Platscher war Anne.«
    »Spring hinterher und hol sie!« Die Brünette durchschnitt das Wasser. Augenblicke später kletterte Anne heraus, zog einen Bademantel über und setzte sich an den Tisch. Sie sagte nichts und traf keine Vorbereitungen; Anne hatte das absolute Gedächtnis. Sie brauchte keine Hilfsmittel.
    Harshaw griff nach einem Kübel mit Eis, über das Brandy gegossen war, und nahm einen Schluck. »Anne, ich habe da eine Geschichte, von der einem übel wird. Sie handelt von einem Kätzchen, das am Heiligen Abend in eine Kirche wandert, um warm zu werden. Abgesehen davon, daß es ausgehungert und durchgefroren und heimatlos ist, hat das Kätzchen - Gott weiß, warum - eine verletzte Pfote. Gut, fang an: >Es schneite seit.<«
    »Was für ein Pseudonym?«
    »Hmm. ..nimm >Molly Wadsworth<; das wird ziemlich schmalzig. Betitele es Die andere Krippe. Noch mal von vorn.« Er sprach weiter und beobachtete sie dabei. Als Tränen unter ihren geschlossenen Lidern hervorsickerten, lächelte er leicht und schloß die eigenen. Bis er fertig war, liefen ihm ebenso wie ihr die Tränen über die Wangen. Beide badeten in der Katharsis des Schmalzes.
    »Ende«, verkündete er. »Putz dir die Nase! Schick es ab und, um Gottes willen, laß es mich nicht sehen!«
    »Jubal, schämst du dich nie?«
    »Nein.«
    »Eines Tages werde ich dich für eine dieser Geschichten in deinen fetten Bauch treten.«
    »Ich weiß. Schwing deinen Hintern ins Haus und kümmere dich darum, bevor ich meine Meinung ändere.«
    »Jawohl, Boß.«
    Sie küßte die kahle Stelle auf seinem Kopf, als sie hinter seinem Sessel vorbeiging. Harshaw schrie: »Dienst!« und Miriam setzte sich in seiner Richtung in Bewegung. Ein auf dem Hausdach montierter Lautsprecher erwachte zum Leben.
    »Boß!«
    Harshaw äußerte ein einziges Wort, und Miriam schnalzte mißbilligend mit der Zunge. Er setzte hinzu: »Ja, Larry?«
    Der Lautsprecher antwortete: »Hier unten am Tor ist eine Frauensperson - und sie hat eine Leiche bei sich.«
    Harshaw bedachte dies. »Ist sie hübsch?«
    »Äh. ja.«
    »Warum lutscht du dann am Daumen? Laß sie herein!« Harshaw lehnte sich zurück. »Fang an!« sagte er. »Stadt-Montage mit Überblendung auf Innenraum. Ein Polizist sitzt auf einem Stuhl, keine Mütze, offener Kragen, Gesicht mit Schweiß bedeckt. Die Schärfe liegt auf dem Rücken der anderen Gestalt, die sich zwischen uns und dem Polizisten befindet. Gestalt hebt die Hand, reißt sie zurück und beinahe aus dem Bild. Sie schlägt den Polizisten. Ein dumpf klatschendes Geräusch wird nachsynchronisiert.« Harshaw hob den Kopf. »Aufnahme von da an.« Ein Wagen fuhr den Hang vor dem Haus hinauf.
    Jill steuerte, ein junger Mann saß neben ihr. Der Wagen hielt, und der Mann sprang heraus, als sei er glücklich, ihm zu entrinnen. »Da ist sie, Jubal.«
    »Das sehe ich. Guten Morgen, kleines Mädchen. Larry, wo ist diese Leiche?«
    »Auf dem Rücksitz, Boß. Unter einer Decke.«
    »Nur ist es keine Leiche«, protestierte Jill. »Es ist. Ben sagte, daß Sie. ich meine.« Sie ließ den Kopf hängen und schluchzte.
    »Nun, nun, meine Liebe«, sagte Harshaw freundlich. »Wenige Leichen sind Tränen wert. Dorcas - Miriam - kümmert euch um sie. Gebt ihr etwas zu trinken und wascht ihr das Gesicht.«
    Er trat an den Rücksitz und hob die Decke. Jill schüttelte Miriams Arm ab und erklärte mit schriller Stimme: »Sie müssen mir zuhören! Er ist nicht tot. Jedenfalls hoffe ich das. Er ist. o Gott!« Sie begann von neuem zu weinen. »Ich bin so schmutzig. und ich habe solche Angst!«
    »Scheint eine Leiche zu sein«, meinte Harshaw sinnend. »Körpertemperatur ist nach meiner Schätzung auf die Lufttemperatur abgesunken. Totenstarre nicht typisch. Wie lange ist er schon tot?«
    »Er ist ja nicht tot! Können wir ihn da nicht herausholen?
    Es war für mich eine furchtbare Arbeit, ihn hineinzubekommen.« »Natürlich. Larry, hilf mir - und hör auf, grün auszusehen! Wenn du kotzt, mußt du es wegputzen.« Sie holten Valentin Michael Smith heraus und legten ihn auf den Rasen. Sein Körper blieb steif und zusammengekrümmt. Ohne dazu aufgefordert zu werden, holte Dorcas Dr. Harshaws Stethoskop, legte es auf den Boden, schaltete es an und trat auf den Lautstärkeregler.
    Harshaw steckte sich die

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