Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
Vom Netzwerk:
war eine andere Sache. Das Konzept der Fiktion lag nicht in Mikes Erfahrungsbereich; da war nichts, worauf es hätte ruhen können. Jubals Versuche, es auseinanderzusetzen, regten Mike so auf, daß Jill fürchtete, er werde sich gleich zu einer Kugel zusammenrollen.
    Mike erkannte, wie gefährlich nahe er dieser Notwendigkeit gekommen war. Er hatte inzwischen gelernt, daß er in Gegenwart von Freunden darin keine Zuflucht suchen durfte, weil es bei ihnen (mit Ausnahme seines Bruders Dr. Nelson) emotionale Störungen hervorrief. So nahm er sich gewaltig zusammen, verlangsamte sein Herz, beruhigte seine Gefühle und lächelte. »Ich will warten, bis das Groken von selbst kommt.«
    »Gut.« Jubal nickte. »Von jetzt an fragst du mich oder Jill oder sonst jemanden, bevor du etwas liest, ob es Fiktion ist oder nicht. Ich möchte nicht, daß du alles durcheinanderbringst.«
    »Ich werde fragen, Jubal.« Mike sagte sich, daß er, sobald er diese seltsame Idee grokte, es den Alten in seiner ganzen Fülle berichten mußte. und ertappte sich bei dem Gedanken, ob die Alten wohl über >Fiktion< Bescheid wußten. Die unglaubliche Idee, den Alten könne etwas ebenso fremd sein wie ihm, war noch viel revolutionärer (oder sogar häretisch) als das unheimliche Konzept der Fiktion, das er zum Abkühlen und zur späteren Meditation beiseitelegte.
    ».aber ich habe dich nicht hereingerufen«, sagte sein Bruder Jubal, »um über Formen der Literatur zu diskutieren. Mike, erinnerst du dich an den Tag, als Jill dich aus dem Krankenhaus wegbrachte?«
    »>Krankenhaus    »Ich bin mir nicht sicher, Jubal«, unterbrach Jill, »ob Mike wußte, daß es ein Krankenhaus war. Ich habe ihm jedenfalls nichts davon erzählt. Darf ich es versuchen?«
    »Nur los!«
    »Mike, du erinnerst dich doch, wo du warst, wo du allein in einem Zimmer gelebt hast, bevor ich dich anzog und wegbrachte.«
    »Ja, Jill.«
    »Dann gingen wir an einen anderen Ort, und ich zog dich aus und badete dich.«
    In der Erinnerung daran lächelte Smith. »Ja. Es war große Glückseligkeit.« »Dann trocknete ich dich ab - und es kamen zwei Männer.«
    Smith' Lächeln war wie weggewischt. Er erlebte diesen kritischen Wendepunkt in seinen Gedanken erneut. Voller Schrecken dachte er daran zurück, wie er den falschen Weg gewählt und dadurch seinen Wasserbruder verletzt hatte. Er begann zu zittern und sich zusammenzukrümmen.
    Jill befahl: »Mike! Hör auf damit! Wage es ja nicht, wegzugehen!«
    Mike gelang es, sich zu beherrschen, und er tat, was sein Wasserbruder von ihm verlangte. »Ja, Jill.«
    »Hör zu, Mike! Ich möchte, daß du an diese Zeit denkst - aber du darfst dich nicht aufregen. Da waren zwei Männer. Einer von ihnen zog dich ins Wohnzimmer hinaus.«
    »In den Raum mit dem frohen Gras«, stimmte er zu.
    »Das ist richtig. Er zog dich in den Raum mit dem Grasfußboden, und ich versuchte, ihn daran zu hindern. Er schlug mich. Dann war er fort. Du erinnerst dich?«
    »Du bist nicht böse?«
    »Was? Nein, nein, überhaupt nicht. Der eine Mann verschwand, der andere richtete eine Waffe auf ich - und dann war er fort. Ich fürchtete mich - aber ich war nicht böse.«
    »Du bist jetzt nicht böse auf mich?«
    »Mike, Lieber - ich bin niemals böse auf dich gewesen. Jubal und ich möchten wissen, was passiert ist. Diese beiden Männer waren da. Du tatest etwas. und sie waren fort. Was hast du getan? Kannst du uns das sagen?«
    »Ich will es sagen. Der Mann - der große Mann - schlug dich. und ich fürchtete mich auch. Deshalb.« Er krächzte etwas auf marsianisch und blickte verwirrt drein. »Ich kenne die Wörter nicht.«
    Jubal fragte: »Mike, kannst du uns das mit anderen Worten erklären?«
    »Ich will es versuchen, Jubal. Etwas ist vor mir. Es ist verkehrt und darf nicht sein. Deshalb greife ich hinaus.« Er sah Jubal perplex an. »Es ist ganz einfach. Das kann doch jeder. Schnürsenkel binden ist viel schwieriger. Aber die Wörter sind nicht da. Es tut mir leid.« Er dachte nach. »Vielleicht sind die Wörter in Plants bis Raym oder in Rayn bis Sarr oder in Sarrs bis Sorc. Ich werde die Bücher heute nach lesen und es dir beim Frühstück sagen.« »Vielleicht«, räumte Jubal ein. »Nur noch eine Minute, Mike.« Er ging in eine Ecke und kehrte mit einem Karton zurück, in dem Brandy gewesen war. »Kannst du das verschwinden lassen?«
    »Ist es verkehrt?«
    »Na, nehmen wir an, es sei verkehrt.«
    »Aber - Jubal, ich muß wissen, daß es verkehrt ist.

Weitere Kostenlose Bücher