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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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vermissen.
    Jubal selbst hätte es wahrscheinlich gar nicht bemerkt, ohne eine Gelegenheit gehabt zu haben, nach ihm zu schreien. Aber an diesem Morgen hatte er es natürlich bemerkt. und er hatte sich bereits zweimal zurückgehalten, nach ihm zu rufen. Das hätte er normalerweise nicht getan.
    Jubal blickte über den Pool hin, beobachtete Mikes Versuch, einen Sprung genauso auszuführen, wie Dorcas ihn eben vorgemacht hatte, und gestand sich ein, daß er absichtlich heute morgen nicht nach Duke gefragt hatte. Die Wahrheit war, daß er den Bären nicht fragen wollte, was mit Algy passiert sei. Der Bär könnte antworten.
    Nun, es gab nur eine Möglichkeit, mit Schwäche fertigzuwerden. »Mike! Komm her!« »Ja, Jubal.« Der Mann vom Mars stieg aus dem Pool und kam wie ein eifriger junger Hund angelaufen. Harshaw musterte ihn und schätzte, daß er zwanzig Pfund mehr wiegen mußte als bei seiner Ankunft - und alles davon war Muskeln. »Mike, weißt du, wo Duke ist?«
    »Nein, Jubal.«
    Damit war die Sache erledigt. Der Junge wußte nicht, wie man lügt - halt! Jubal erinnerte sich an Mikes computerhafte Gewohnheit, nichts als die gestellte Frage zu beantworten. und Mike hatte nach dem Verschwinden dieser verfixten Schachtel auch gesagt, er wisse nicht, wo sie sei. »Mike, wann hast du ihn zuletzt gesehen?«
    »Ich habe Duke nach oben gehen sehen, als Jill und ich herunterkamen. Das war heute morgen, als es Zeit war, das Frühstück zu machen.« Stolz setzte Mike hinzu: »Ich habe geholfen.«
    »Das war das letzte Mal, daß du Duke gesehen hast?«
    »Ich habe Duke seitdem nicht mehr gesehen, Jubal. Ich habe stolz Toast verbrannt.«
    »Darauf möchte ich wetten. Du wirst einen guten Ehemann für irgendeine Frau abgeben, wenn du nicht vorsichtig bist.«
    »Oh, ich habe ihn höchst vorsichtig verbrannt.«
    »Jubal.« Das war Anne.
    »Ja, Anne?«
    »Duke hat sich in aller Frühe etwas zu Essen gegrabscht und ist in die Stadt gefahren. Ich dachte, du wüßtest Bescheid.«
    »Nun«, improvisierte Jubal, »ich dachte, er hätte die Absicht gehabt, nach dem Lunch zu fahren.« Ihm war plötzlich ein Stein vom Herzen gefallen. Nicht, daß Duke ihm etwas bedeutete - natürlich nicht! Seit Jahren hatte er es vermieden, irgendein menschliches Wesen für ihn Bedeutung gewinnen zu lassen - aber es hätte ihn beunruhigt. Jedenfalls ein bißchen.
    Welches Gesetz wurde gebrochen, wenn man einen Menschen um neunzig Grad zu allem anderen drehte?
    Es war kein Mord, solange der Junge es nur in Selbstverteidigung tat oder in der gerechtfertigten Verteidigung eines anderen wie Jill. Es mochten die Gesetze Pennsylvaniens gegen Hexerei anzuwenden sein. aber es wäre interessant, wie die Anklage formuliert werden würde.
    Und wenn ein Zivilprozeß angestrengt würde? Konnte die Tatsache, daß er den Mann vom Mars in seinem Haus beherbergte, als >widerrechtliche Unterstützung einer attraktiven Nervensäge< ausgelegt werden? Wahrscheinlich würden neue Gesetze erlassen werden müssen. Mike hatte bereits die Regeln von Medizin und Physik umgestoßen, auch wenn die Ausübenden dieser Wissenschaften sich des Chaos nicht bewußt waren. Harshaw rief sich die Tragödie ins Gedächtnis zurück, die die Relativitätstheorie für viele Wissenschaftler bedeutet hatte. Unfähig, sie zu begreifen, hatten sie sich in Zorn auf Einstein geflüchtet. Ihre Flucht hatte in eine Sackgasse geführt; diese unbeugsame alte Garde konnte nichts anderes mehr tun als zu sterben und jüngere Gehirne übernehmen zu lassen.
    Sein Großvater hatte ihm von der gleichen Geschichte in der Medizin erzählt, als die Bazillentheorie aufkam. Ärzte waren darüber ins Grab gesunken, daß sie Pasteur einen Lügner, einen Narren oder Schlimmeres nannten - ohne die Beweise zu prüfen, die, wie ihnen ihr > gesunder Menschenverstand< sagte, unmöglich waren.
    Jetzt sah er voraus, daß Mike mehr Gebrüll hervorrufen würde als Pasteur und Einstein zusammen. Wobei ihm einfiel - »Larry! Wo ist Larry?«
    »Hier, Boß«, verkündete der Lautsprecher hinter ihm. »Unten in der Werkstatt.«
    »Hast du den Panikknopf?«
    »Klar. Du hast gesagt, ich soll damit schlafen. Das tue ich auch.«
    »Komm schnell hier herauf und gib ihn Anne! Anne, bewahre ihn zusammen mit deiner Robe auf!«
    Anne nickte. Larry antwortete: »Sofort, Boß. Beginnt der Countdown?«
    »Tu einfach, was ich dir sage.« Jubal stellte fest, daß der Mann vom Mars immer noch vor ihm stand, unbeweglich wie eine Skultpur.

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