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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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prophezeiten Augenblick starb. Seit damals war es bei den Fosteriten das Siegel besonderer Gnade gewesen. Es war Jahre her, daß irgendein Coroner die Verwegenheit besessen hatte, in solchen Todesfällen herumzustochern.
    Nicht etwa, daß es Jubal gekümmert hätte - ein guter Fosterit war ein toter Fosterit.
    Aber es war schwer zu erklären.
    Ein Hinauszögern hatte keinen Sinn, denn eine weitere Tasse Kaffee würde es nicht leichter machen. »Mike, wer hat die Welt erschaffen?«
    »Verzeihung?«
    »Sieh dich um! All das. Auch den Mars. Die Sterne. Alles. Dich und mich und alle anderen. Haben die Alten dir gesagt, wer es gemacht hat?«
    Das setzte Mike in Verwirrung. »Nein, Jubal.«
    »Aber hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht? Woher ist die Sonne gekommen? Wer hat die Sterne an den Himmel gesetzt? Wer hat es angefangen? Alles, das Ganze, die ganze Welt, das Universum. so daß du und ich hier miteinander sprechen.« Verwundert über sich selbst, hielt Jubal inne. Er hatte beabsichtigt, die übliche agnostische Annährung durchzuführen. und folgte zwangsweise seiner juristischen Ausbildung, indem er gegen seine Überzeugung als ehrlicher Anwalt auftrat und einen Glauben zu unterstützen versuchte, der nicht der seine, wohl aber der der meisten menschlichen Wesen war. Nolens volens fand er sich in der Rolle eines Verteidigers des orthodoxen Denkens seiner eigenen Rasse gegen - er war sich nicht sicher, gegen was - wieder. Eine unmenschliche Sichtweise. »Wie beantworten eure Alten solche Fragen?«
    »Jubal, ich groke nicht, daß. das >Fragen< sind. Es tut mir leid.«
    »Wie? Ich groke deine Antwort nicht.«
    Mike zögerte. »Ich will es versuchen. Aber Wörter sind. sind nicht richtig. Kein >Setzen<. Kein >Machen<. Ein Jetztsein. Welt ist. Welt war. Welt wird sein, jetzt.«
    »>Wie sie war im Anfang, jetzt und alle Zeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit.<«
    Mike lächelte glücklich. »Du grokst es!«
    »Ich groke es nicht«, gab Jubal mürrisch zurück. »Ich habe etwas zitiert, was ein. äh. >Alter< gesagt hat.« Er entschloß sich zu einem weiteren Versuch. Gott der Schöpfer war ein Aspekt der Gottheit, den er nicht als Eröffnungszug benutzen konnte - Mike begriff die Idee der Schöpfung nicht. Nun, Jubal war sich nicht sicher, ob er selbst sie begriff. Vor langer Zeit hatte er einen Pakt mit sich selbst geschlossen, an geraden Tagen ein geschaffenes Universum und an ungeraden Tagen ein seinen Schwanz verschluckendes ewiges-und-ungeschaffenes Universum zu postulieren - da jede dieser beiden Hypothesen, da paradox, die Paradoxa der anderen ausschloß - und dazu in jedem Schaltjahr einen Feiertag für eine rein solipsistische Ausschweifung einzufügen. So war diese unbeantwortbare Frage geregelt, und er hatte ihr seit einer Generation keinen Gedanken mehr gewidmet.
    Jubal entschloß sich, die Religion in ihrem weitesten Sinn zu erklären und die Vorstellung der Gottheit und ihrer Aspekte in Angriff zu nehmen.
    Mike stimmte ihm zu, daß Lehren in verschiedenen Größen kamen, von kleinen Lehren, die ein Nestling groken konnte, bis zu großen Lehren, die in ihrer ganzen Fülle nur von einem Alten zu groken waren. Aber Jubals Versuche, eine Grenze zwischen kleinen und großen Lehren zu ziehen und damit den >großen Lehren< die Bedeutung von >religiösen Fragen< zu geben, hatten keinen Erfolg. Einige religiöse Fragen schienen Mike keine Fragen zu sein (zum Beispiel >Schöpfung<), und andere waren in seinen Augen >kleine< Fragen, deren Antworten schon Nestlinge klar waren - zum Beispiel das Leben nach dem Tod.
    Jubal ließ das Thema fallen und ging zu der Vielfältigkeit menschlicher Religionen über. Er erklärte, es gebe auf der Erde Hunderte von Wegen, auf denen >große Lehren< vermittelt würden, jeder mit seinen eigenen Antworten und jeder mit dem Anspruch, die Wahrheit darzustellen.
    »Was ist >Wahrheit    (>Was ist Wahrheit?< fragte ein römischer Richter und wusch sich die Hände. Jubal wünschte, er könne desgleichen tun.) »Eine Antwort ist Wahrheit, wenn man richtig spricht, Mike. Wie viele Hände habe ich?«
    »Zwei Hände. - Ich sehe zwei Hände«, verbesserte Mike sich.
    Anne sah von ihrem Buch auf. »In sechs Wochen könnte ich einen Unparteiischen Zeugen aus ihm machen.«
    »Ruhig, Anne. Die Situation ist sowieso schon verwickelt genug. Mike, du hast richtig gesprochen; ich habe zwei Hände. Deine Antwort ist Wahrheit. Nun einmal angenommen, die hättest gesagt, ich hätte

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