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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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sieben Hände?«
    Das beunruhigte Mike. »Ich groke nicht, daß ich das sagen könnte.«
    »Nein, das glaube ich auch nicht. Du würdest nicht richtig sprechen, wenn du es tätest; deine Antwort wäre nicht Wahrheit. Aber, Mike - hör gut zu -, jede Religion behauptet, Wahrheit zu sein, behauptet, richtig zu sprechen. Und doch sind ihre Antworten so unterschiedlich wie zwei Hände und sieben Hände. Fosteriten sagen die eine Sache, Buddhisten sagen eine andere, Moslems wieder ein andere - viele Antworten, alle anders.«
    Mike gab sich offenbar gewaltige Mühe. »Alle sprechen richtig? Jubal, das groke ich nicht.«
    »Ich auch nicht.«
    Das Gesicht des Mannes vom Mars bewölkte sich. Dann lächelte er plötzlich. »Ich werde die Fosteriten bitten, eure Alten zu befragen, und dann werden wir es wissen, mein Bruder. Wie fange ich das an?«
    Ein paar Minuten später fand Jubal sich zu seinem Mißvergnügen in der Situation wieder, daß er Mike eine Unterredung mit einem Großmaul der Fosteriten versprochen hatte. Zumindest schien er das zu glauben, was auf dasselbe rauskam. Es war ihm nicht gelungen, Mikes Annahme zu erschüttern, die Fosteriten stünden in Kontakt mit menschlichen >Alten<. Mike hatte das Problem, daß er nicht wußte, was eine Lüge war - Definitionen von >Lüge< und >Falschheit< waren ohne eine Spur des Grokens in seinem Gedächtnis verstaut. Nur durch Zufall konnte man falsch sprechen<. Deshalb hatte er den Fosteriten-Gottesdienst nach dem bloßen Schein beurteilt.
    Jubal versuchte, ihm zu erklären, daß alle menschlichen Religionen den Anspruch erhöben, auf diese oder jene Weise mit >Alten< in Verbindung zu stehen, und trotzdem unterschieden ihre Antworten sich voneinander.
    Auf seine geduldige Art wirkte Mike beunruhigt. »Jubal, mein Bruder, ich versuche es. aber ich groke nicht, wie das richtige Sprechen sein kann. Bei meinen Leuten sprechen die Alten immer richtig. Deine Leute.«
    »Einen Augenblick, Mike!«
    »Verzeihung?«
    »Als du sagtest >meine Leute<, sprachst du von den Marsianern. Mike, du bist kein Marsianer; du bist ein Mensch.«
    »Was ist >Mensch    Jubal stöhnte. Er war überzeugt, daß Mike fähig war, die Lexikon-Definitionen zu zitieren. Doch der Junge stellte niemals eine Frage, um ihn zu ärgern. Er bat immer um Informationen - und erwartete, Jubal könne sie ihm geben. »Ich bin ein Mensch, du bist ein Mensch, Larry ist ein Mensch.«
    »Aber Anne ist kein Mensch?«
    »Doch. Anne ist ein weiblicher Mensch. Eine Frau.«
    (»Danke, Jubal.« - »Halt den Mund, Anne!«)
    »Ein Baby ist ein Mensch? Ich habe Babies auf Bildern gesehen - und in dem gottverdammten. - im Stereofernsehen. Ein Baby ist nicht wie Anne geformt. und Anne ist nicht wie du geformt. und du bist nicht wie ich geformt. Aber ein Baby ist ein Nestling-Mensch?«
    »Äh. ja, ein Baby ist ein Mensch.«
    »Jubal. ich glaube, ich groke, daß meine Leute - daß die >Marsianer< Menschen sind. Nicht Form. Form ist nicht Mensch. Mensch ist Groken. Ich spreche richtig?«
    Jubal entschloß sich, aus der Philosophischen Gesellschaft auszutreten und anzufangen, Schiffchen zu basteln. Was war >GrokenMenschÜberleben der Tüchtigstem? Der Erbe von Tod und Steuern? Die Marsianer hatten den Tod anscheinend besiegt, und sie hatten anscheinend kein Geld, kein Eigentum, und keine Regierung im menschlichen Sinn - wie konnten sie also Steuern haben?
    Doch der Junge hatte recht; die Form war irrelevant, wenn man den Begriff >Mensch< definierte, war ebenso unwichtig wie die Flasche, die den Wein enthält. Man konnte einen Menschen sogar aus seiner Flasche nehmen wie den armen Kerl, dessen Leben die Russen >gerettet< hatten, indem sie sein Gehirn in eine gläserne Hülle steckten und ihn wie eine Telefon Vermittlung verdrahteten. Gott, welch grauenhafter Scherz! Er fragte sich, ob der arme Teufel den Witz zu schätzen wußte.
    Aber wie unterschied sich der Mensch, vom Gesichtspunkt eines Marsianers aus betrachtet, von anderen Tieren? Würde eine Rasse, die levitieren konnte (und Gott weiß, was sonst noch), von technischen Fähigkeiten beeindruckt sein? Wenn ja, würde dann der Assuan-Staudamm oder ein tausend Meilen langes Korallenriff den ersten Preis davontragen? Das menschliche Bewußtsein? Reiner Eigendünkel, es ließ sich nicht beweisen, daß Pottwale oder Sequoias

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