Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremdes Licht

Fremdes Licht

Titel: Fremdes Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
Die Muskulatur seines athletischen
Rückens bekam harte Konturen. SaSa sah ungerührt zu, nur
die Kriegerinnen starrten grimmig und mit hochroten Gesichtern zu
Boden.
    Der Ged drückte den roten Lappen auf Dahars Rückgrat.
Sofort verloren die Muskeln ihre Konturen und erschlafften. Dahar
brach zusammen und lag wie leblos zu Füßen des Ged.
    Die jelitischen Krieger sprangen vor, doch keiner wagte es, Hand
an den Ged zu legen, und keiner wußte, was er tun sollte,
nachdem er einmal einen, Satz nach vorne gemacht hatte. Ein Krieger
zauderte, ließ sich auf die Knie fallen und drehte Dahar auf
den Rücken. Die Kriegerinnen hatten ihre Messer gezückt und
starrten auf das fremde Wesen und tunlichst nicht auf ihren
halbnackten, hingestreckten Kommandanten. Dessen Augen waren weit
geöffnet und blicklos. Als der Krieger ihn herumdrehte, rollten
die Pupillen nach oben.
    Der delysische Kommandant wagte sich vor. Jehanna drehte Dahar den
Rücken zu und versperrte dem Delysier absichtlich die Sicht. Der
Soldat blieb stehen.
    »Er atmet«, sagte der Krieger.
    »Wartet«, sagte der Ged.
    Alle warteten. Auf allen vier Seiten des Hofs schimmerten die
blitzblanken Wroffwände. Der Boden war blind vom Schmutz, den
Menschenfüße eingeschleppt hatten.
    Dahars Lider zuckten, die Pupillen kehrten zurück. Er
stützte sich mit beiden Ellbogen hoch, schüttelte den Kopf,
rappelte sich auf und kam auf die Füße. Der rote Lappen
klebte an seinem Rücken, wie Blut.
    »Was ist passiert?«
    »Du warst wie tot«, sagte der Krieger. Er war ein wenig
blaß um die Nase.
    »Wie lange?« fragte Dahar mit solchem Nachdruck,
daß der Krieger einen Schritt zurückwich.
    »Ein paar Minuten.« Dann setzte der Krieger nachdenklich
hinzu. »Lange genug zum Einsperren oder Fesseln.«
    Dahar wandte sich an den Ged. »Ihr benutzt also diese Waffe,
um Tiere wie tot zu machen. Wozu soll das gut sein?«
    »Solange sie wie tot sind, kann man sie von der Dreikugel
befreien; dann lassen wir sie laufen.«
    Dahar versetzte mit ätzendem Tonfall: »Auf deiner
Heimatwelt benutzt man keine Dreikugel. Nicht bei den
›Zwängen‹, die ihr beherrscht.«
    Grax sah ihn ruhig an. »Doch. Unsere Kinder benutzen
sie.«
    »Kinder«, sagte Dahar. »Kinder und Tiere«, und
bei dem Unterton, mit dem Dahar das sagte, schlang SaSa die Arme um
sich und starrte auf ihre Füße.
    »Erwachsene Geds benutzen solche Waffen, um wilde Tiere
einzufangen, die sie dann eine Zeitlang studieren können.«
Eine peinliche Stille trat ein.
    Dahar sagte: »Und solche Waffen gebt ihr uns.«
    »Ihr wollt doch Waffen haben.«
    Dahar schwieg. SaSa sah, wie die Blicke der anderen Krieger an
seinem Mund hingen, selbst die der Kriegerinnen, obwohl er den Tebel
noch nicht wieder übergestreift hatte.
    Dem stellvertretenden Kommandanten gefiel die neue Waffe nicht,
wohl aber die anderen Waffen. Wieso? SaSa versuchte erst gar nicht,
das zu verstehen. Alles, was mit Kriegern zu tun hatte – was sie
dachten, fühlten oder taten –, sie hatte nichts mehr damit
zu tun. Sie hatte sich von ihnen befreit.
    »Willst du diese Waffe haben?« fragte der Ged.
    »Ja«, sagte Dahar, und die Krieger waren verdutzt.
»Ich will wissen, wie sie funktioniert. Wie macht sie das innen
im Körper?«
    Jehanna warf einen Blick auf Dahars Tebel, der im Staub lag. Die
Doppelhelix war teilweise zu sehen. Der delysische Kommandant, dem
Jehanna den Blick auf den besinnungslosen Dahar verwehrt hatte,
schielte ebenfalls nach der Doppelhelix, und Jehanna schob
empört die Augenbrauen zusammen.
    »Wie die Waffe funktioniert, gehört in den Unterricht
über die Dinge des Wissens. Jetzt haben wir Waffenunterricht.
Ihr werdet die Waffe zu zweit ausprobieren. Immer ein Mensch am
anderen.«
    SaSa stockte der Atem. Sie war nicht die einzige, die rasch
abzählte, doch so unvermeidlich das Abzählen war, so
überflüssig war es auch.
    Jehanna und Talot. Zwei Bruderkrieger. Die andere Kriegerin mit
der Bürgerin, die sich bereits kleinmachte und Angst schwitzte.
Dahar wollte die Waffe an dem Steinmetz links neben ihm ausprobieren.
Auch die Delysier – nur noch acht ohne den Schuhmacher –
hatten bereits Paare gebildet. Eine Soldatin mit einem Soldat. SaSa
hatte gehört, die delysischen Frauen wären allesamt Huren,
sogar die Soldatinnen. Wie war das nur möglich, hatten die
Bruderkrieger gelästert, während sie fast unter ihnen
erstickt war, und hatten mit dem Kinn auf ihrem Scheitel gekichert,
was sie mit einer delysischen Soldatin anstellen

Weitere Kostenlose Bücher