Fremdes Licht
würden,
sollte ihnen jemals eine in die Hände fallen, und ob SaSa
nicht…
Nur einer blieb übrig – der riesige, weiße
Barbar.
Der Ged händigte jedem Paar einen roten Lappen aus. Jedes
Paar mußte sich entscheiden, wer den Lappen von wem wo in den
Rücken gedrückt bekam. Soldaten und Krieger wollten die
Wirkung der neuen Waffe am eigenen Leib erfahren, um zu sehen, wie
sie darauf reagierten. Sie beredeten die Sache mit gedämpften
Stimmen, und dann traten Opfer und Angreifer auseinander. Einige
zogen die Tebel aus, andere tasteten nach der empfindlichen Stelle in
ihrem Nacken.
SaSa stand mit leicht abgewinkelten Armen da, die kleinen
Hände zu Fäusten geballt, und blickte in den Staub. Sie war
starr vor Angst. Der riesige Barbar war neben ihr aufgetaucht; der
strenge Schweißgeruch stach ihr in die Nase; seine gewaltige
Männlichkeit schien alles andere in ihrer Umgebung
auszulöschen. Sie reichte ihm kaum bis zur Hüfte. Er
würde ihr einfach den Tebel über den Kopf zerren und ihr
das Ding in den Rücken pressen, und sie würde fallen, wie
der stellvertretende Kommandant gefallen war, erst auf den Boden und
dann weiter durch den Boden hindurch in die finstren, unbekannten
Gefilde, wo die dunkle, pelzige Stimme hauste und nur darauf lauerte,
sie weiter zu tyrannisieren. Die Hurenfäule – sie
mußte auch da unten sein; sie war verschwunden gewesen, noch
ehe sich die Stimme gemeldet hatte, und wenn sie der Stimme und der
Fäule noch einmal zu nahe kam, dann gab es kein Entrinnen
mehr…
Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung wahr; jemand kam
taumelnd zu Fall: Jehanna. Talot bezog breitbeinig Wache vor der
Daliegenden. Jehanna bot nicht das Bild eines ehrenhaft verwundeten
Kriegers, sie lag wie ein nasser Sack da, achtlos hingeworfen, der
Inhalt tief unter dem staubigen Boden, da wo die dunkle, pelzige
Stimme hauste, verschollen. SaSa ballte ihre kleinen Fäuste noch
fester zusammen. Gleich würde er mit ihr dasselbe machen. Irgendwo auf der delysischen Seite des Hofs sackte jemand
zusammen. Der farblose Riese neben ihr regte sich. Sie konnte den
Blick nicht heben, sie verbiß sich das Wimmern, hörte sich
wimmern, und irgendwo tief unter ihren Füßen grollte die
dunkle, pelzige Stimme, und…
Vom Boden her blickte ein weißes Gesicht zu ihr auf. Zu
ihr auf.
Der riesige Barbar hatte sich hingekniet und hielt den Kopf
verdreht, um ihr ins Gesicht zu sehen. Er berührte sie nicht.
Obwohl er kniete, mußte er sich ducken, damit sein Kopf tiefer
war als der ihre. SaSa blickte in farblose Augen, Weiß in
Weiß, die Pupillen schwammen in einem blaßrosa Ring.
Bündel aus seidigen weißen Haarflechten umstanden ein
männliches Gesicht, in dem lauter unausgesprochene Fragen
lauerten. Der rote Lappen nahm sich winzig aus auf dem riesigen
weißen Handteller, den er ihr hinhielt.
Er wollte, daß sie es machte!
Benommen nahm SaSa den roten Lappen. Der Riese stand auf, zog
seinen Tebel aus und drehte ihr den Rücken zu. Sie hob den Blick
und starrte genau in das Ende der Rückenfurche.
Jeliten und Delysier, die bislang nur Augen für ihre
besinnungslosen Partner gehabt hatten, warfen verstohlene Blicke auf
den nackten Oberkörper des Riesen. Selbst Dahar wirkte
angesichts dieser Muskulatur wie ein schmächtiger Zwerg. Die
Haut vor SaSas Augen war mattweiß, hart und straff, aber so
klar wie die ihre, ohne Behaarung und ohne Makel. Was sie sah,
erinnerte weniger an einen männlichen Körper als an einen
weißen glattgewaschenen Flußfelsen.
Sie hob sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm den roten
Lappen in die Rückenfurche. Augenblicklich schmolz der
Flußfelsen dahin und hätte sie fast mitgerissen. SaSa
sprang beiseite, und der Berg von einem Mann lag ihr zu
Füßen, so wehrlos wie… wie ein erlegtes Tier
vor… vor… vor einer Kriegerin.
Oder Hure.
Eine seltsame Erregung packte sie, jagte vom Nacken den
Rücken hinunter, so dunkel und pelzig wie die dunkle Stimme. Sie
sah auf ihn hinunter, aus schwarzen geweiteten Augen; noch nie hatte
sie solche Macht besessen.
Die Erregung verebbte. Ringsum im Hof rafften sich die ersten
wieder hoch. Der gefällte Riese lag noch wie leblos zu SaSas
Füßen. Endlich ging ein Ruck durch seinen Leib, er setzte
sich auf, stützte sich hoch, und als er stand, reichte SaSa ihm
nur noch bis zur Hüfte.
SaSa wollte sich abwenden, doch sein Blick hielt sie gefangen.
Eine Wange war so dreckig, wie die andere weiß war. Er sagte
nichts, er starrte aus luftiger Höhe
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