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French 75: Ein Rostock-Krimi

French 75: Ein Rostock-Krimi

Titel: French 75: Ein Rostock-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard R. Roesch
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sie ein Ausgleich zur Allmacht der Mutter sind. Eine Familie braucht nun mal Vater und Mutter, wenn ein Kind vorhanden ist, alles andere ist Verrat an den Kindern! Und wenn die Väter sich nicht freiwillig um die Söhne kümmern, dann müssen sie eben dazu gezwungen werden, diese Herren der Schöpfung. Es geht um die Söhne, die nicht von den Krokodilen aufgefressen werden dürfen. Keine Mutter soll mehr leichtfertig mit den Gefühlen der Söhne spielen. Die Väter werden zum Kampf gezwungen.
    Der kleine Rimbaud musste ans Grab treten, in das seine Mutter sich zur Probe gelegt hatte. Der kleine Rimbaud musste ihr helfen, sich in den Sarg zu legen, damit sie herausfinden konnte, ob er auch bequem für sie sei. Arthur sah die lebendige Mutter unten im Grab, wie perfide können Weibsbilder eigentlich sein? Wie froh sie wäre, rief sie von unten, wenn sie endlich im Himmel wäre. Weg von den Männern und weg von ihrem mürrischen Sohn! Einem Bastard. Das rief sie! So grausam töten Mütter mit der Waffe Leben, wenn man sie lässt.
    Sie hat ihm alles versaut, niemals hatte er auch nur einer Frau vertrauen können. Immer spürte er Verrat, Lüge und Hohn. Er stürzte sich in die Gedichtewelt und verließ sie mit neunzehn Jahren schon wieder, weil er die Muttersprache so hasste, in der er sich ausdrückte. Doch seine Gedichte haben die Lyrikwelt modernisiert. Sein Hass hat die Muttersprache doch in die Knie gezwungen. Er ließ sie danach verstummen, ließ sie im Dreck liegen und wanderte durch Afrika. Er lernte siebzehn afrikanische Dialekte, und er vergaß seine elende Mutter beinahe. Doch dann wurde er krank und sie trug ihn zu Grabe, nicht er sie. So töten Mütter mit der Waffe Leben, wenn man sie lässt! Sie rächen sich mit Demut, mit Masochismus, mit Leidensfähigkeit, die den Sohn in den Wahnsinn treiben, Frau Professorin!   – Die Hauptsache ist doch, ich denke nie laut. Taten sind geschehen, wenn man sie ausgesprochen hat. Den Söhnen die Freiheit!
     
    »Hallo?«
    »Guten Tag! Institut für Markt- und Meinungsforschung. Wir führen gerade eine Umfrage durch und würden uns freuen, wenn Sie uns ein paar Fragen beantworten würden. Aktuelle Themen, Ihr Haushalt wurde zufällig ausgewählt.«
    »Dazu habe ich aber zuerst auch mal eine Frage.«
    »Ja?«
    »Sagen Sie mal, wie kommen Sie auf meine Nummer?«
    »Die wird vom Computer generiert. Wie beim Lotto wählt er Ziffer um Ziffer, bis eine Telefonnummer zusammen ist.«
    »Und das soll ich Ihnen glauben?«
    »Weil es so ist. Oft hören wir auch ›Kein Anschluss unter dieser Nummer‹. Oder wir werden von diesem elenden Faxton genervt.«
    »Na ja, bei mir haben Sie auch keinen Anschluss unter dieser Nummer. Ich mach’ sowieso nicht mit. Noch viel Glück und danke sehr!«
    »Bitte, bitte!«
    Bei mir ist eine Krankheit ausgebrochen, es ist alles zu spät. Da dachte ich, gesichert zu sein, doch nun ist der Virus in mir, er verändert mein Leben. Ich muss mich nach ihm richten, kann nicht anders, es ist alles zu spät, ich verfalle dir, ich kann mich nicht retten, nirgends Halt, verzeih meine Krankheit, ich habe fiebrige Augen   – und ich sehe immer nur dich.
    Heute ist Sonntag, und ich sitze zu Hause, in aller Stille schreibe ich von meiner Sehnsucht, die sich stündlich vergrößert, jede Stunde, die du dich nicht meldest. Ich denke viel über dich nach, alles andere ist mir egal, ich weiß, ich darf dir nichts sagen, ich muss dir stark und verlässlich erscheinen. Das bin ich auch, nur eben erkrankt an dir, durch alles, was du sagst, durch alles, was du tust.
    Vielleicht freut es dich, einen Abhängigen zu haben, vielleicht macht es dir Angst, ich kenne dich zu wenig. Du hast mein Leben verändert, das ist alles. Du machst mich glücklich, und Angst habe ich, dass du zur Erinnerung werden könntest. Warum schweigst du nun schon den dritten Tag? Ich brauche dich, deine heimlichen Mittel, die mich retten, allein sie.
    Und irgendwie breitet sich Ruhe und Zuversicht aus, als gäbe es irgendetwas Sicheres, als wäre dein Schweigen ein riesengroßes Ja. Das allein hält mich im Leben.
    Ich stehe unter deinem Fenster, siehst du mich? Im Laternenlicht, keine Gefahr, an mir kommt niemand vorbei, du bist im Schutz, ich nehme es mit deinem Vater auf, wenn es sein muss. Ich werde ihm alles sagen, was du einst wegen ihm erlitten hast. Der Grund deiner Tränen! Ich werde ihn zum Lachen bringen, den Vater, und deine Mutter wird stolz auf dich sein. Auf dich und auf mich. Ich

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