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French 75: Ein Rostock-Krimi

French 75: Ein Rostock-Krimi

Titel: French 75: Ein Rostock-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard R. Roesch
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Intellektuelle! Da kommt man aus dem Gerede nicht mehr raus, wenn man einmal angefangen hat.«
    »Was bocken Sie denn jetzt, Fremder? Wie ein kleines, verwöhntes Muttersöhnchen!«
    »Ein was? – Kapieren Sie noch immer nicht, dass das ein Widerspruch ist, verwöhnter Muttersohn? Vergewaltigter Muttersohn, so muss das heißen. Ich denke, Sie wissen Bescheid über Rimbaud? Dann, allerdings, müssten Sie wissen, wie sehr Rimbaud unter seiner Mutter gelitten hat, unter diesem kalten Objekt der Missgunst!«
    »Jetzt ist es genug. Sie rufen aus keinem Institut an! Stimmt doch? Sie machen sich einen Scherz! Sie sind der Freund einer meiner Studentinnen, oder etwa nicht? Oder hat Sie mein Exmann geschickt? Das wäre genau seine Masche!«
    »Ach? Sie sind geschieden? Interessant!«
    »Warum soll das interessant sein? Meine Studentinnen wissen das. Mein Ex logischerweise auch. Sagen Sie, wer sind Sie eigentlich? Jetzt mal Tacheles!«
    »Ich bin wirklich nur ein Callcenter-Agent. Einer von Hunderttausenden, die ihr Leben so finanzieren. Mehr nicht.«
    »Oder sind Sie ein verkappter und unglücklicher Lyriker? Sie rufen Leute an, um sie auszuhorchen, um an Geschichten zu kommen!«
    »Wie kommen Sie darauf? Ich horche niemanden aus! Ich bin nur Ihr Stift und Ihr Fragebogen. Mit mir kreuzen Sie nur Antworten an.«
    »Natürlich sind Sie Lyriker! Sie sind einer von Rimbauds Söhnen! Bestimmt sind Sie Mitte zwanzig, eins achtzig groß, siebzig Kilogramm schwer! Sie stammen aus schwierigem Elternhaus. Ich schätze, Ihre Haare sind blond. Strohblond, ich mag strohblonde Haare. Und Ihre Augen haben einen stechenden Blick wie die Rimbauds! Blaue Pupillen.«
    »Schluss jetzt. Aus. Ende im Gelände. – Wollen Sie nun die Fragen beantworten, die wir Ihnen stellen möchten, um ein objektives Meinungsbild der Gesellschaft zu entwerfen, das Sie morgen in den Zeitungen nachlesen können?«
    »Eigentlich nicht. Na ja, wenn es hilft!«
    »Das ganz bestimmt!«
    »Mir legt sich nämlich Ihre Stimme angenehm ins Ohr, wissen Sie?«
    »Ich weiß.«
    »Irgendwie anregend, mit Ihnen zu plaudern! Als begäbe man sich in Gefahr. Sie leben unerbittlich drauflos, das spürt man. Sie leben total. Mit allem, was Sie haben und hoffen. Sie sind ein Fanatiker, ich habe ein Schwäche für junge Fanatiker.«
    »Äh?«
    »Ihr Sprachverständnis ist beeindruckend, wenn Sie nicht gerade peinlich berührt sind. Ich stelle Sie mir mit schmalen Händen vor. Elegante, schöne Hände. Lange Finger, die eine Frau tief berühren können. Sie verstehen, zu beeindrucken. Sie haben gelernt, charmant zu sein. Sie lassen Betrachter Ihre schäbige Herkunft vergessen. Haben Sie schon viele Gedichtbände …«
    »Ich habe keine Gedichtbände geschrieben! Arthur hat, Arthur Rimbaud!«
    »Ja, sicher! Ihr Charme ist einzigartig. Ich mag Ihre Verschrobenheit, die macht Sie interessant. Ich will Ihnen sagen, wie sich Rimbaud von der Übermacht seiner Mutter hätte befreien können.«
    »Die er nur das Krokodil nannte!«
    »Genau, die er nur das Krokodil nannte. Ich bin kein Krokodil, die meisten Frauen sind keine Krokodile. Er hätte sich nur von einer anderen Frau retten lassen müssen. Er hätte nicht in den passiven Selbstmord rennen müssen. Er hätte sich nicht in eine schwule Affäre stürzen müssen. Er hätte nicht einmal Gedichte schreiben müssen, die die Welt verändert haben. Er hätte nur einer Frau vertrauen müssen! Einer einzigen!«
    »Einer Frau? Rimbaud? Unmöglich! Dazu hatte ihn doch seine Mutter schon viel zu sehr verunstaltet! Er war doch schon ein seelischer Krüppel, als er noch keine elf Jahre alt war!«
    »Nur eine Frau kann eine andere Frau besiegen! Auch Sie sind nicht auf Ewigkeit verdammt! Sie brauchen nur einer Frau zu vertrauen!«
    »Ich? Sind Sie verrückt? Ich mache bestimmt keine Frau zu einer Mutter! Dass das mal klar ist.«
    »Sie müssen für den Ausgleich sorgen!«
    »Oh, keine Sorge, ich sorge für den Ausgleich! Ich kämpfe für den Ausgleich! – Haben Sie denn Söhne?«
    »Warum?«
    »Ich frage, ob Sie Söhne haben.«
    »Ja, drei Stück.«
    »Sie haben also drei Söhne? Und Sie erziehen sie allein? Wenn man das so nennen kann.«
    »Wie nennen, was meinen Sie?«
    »Woher wollen Sie als Frau denn wissen, was Jungs brauchen, um Männer zu werden? Hä? Sie machen doch nur Mädchen aus ihnen! Wenn kein Vater da ist, ist der Sohn hoffnungslos verloren.«
    »Was reden Sie nun wieder? Ich glaube, ich erlebe gerade den Anruf meines

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