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French 75: Ein Rostock-Krimi

French 75: Ein Rostock-Krimi

Titel: French 75: Ein Rostock-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard R. Roesch
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er: »Vielen Dank!«
    »Ja! Gut, dass Sie hier waren. Sie sind aber zum Schweigen verpflichtet! Halten Sie sich daran.«
    »Ich weiß, und eines muss ich noch loswerden: Ich hoffe, Ihre Gefühle nicht verletzt zu haben, aber es war nur eine Finte von mir. Ich bin nicht …, ich meine, ich will nicht …, oder besser gesagt, ich kann nicht …«
    »Mit Männern intim werden?«
    »Genau!«
    »Sehr schade! Aber ich dachte mir das schon.«
    »Ja, tut mir leid, sind Sie sauer auf mich?«
    »Ich werde es überleben. Dann muss ich meinem Freund wenigstens nichts beichten«, sagte der Beamte und hielt Pawel die Hand hin: »Obwohl solche Beichten doch ab und an das Eheleben auffrischen.«
    »Wenn Sie meinen!«, sagte Pawel. »Ich könnte auf diese verdammte Beichte gut und gern verzichten, die meine Ehefrau mir gerade zugemutet hat.«
    Traurig sah er ins unsicher lächelnde Gesicht des Polizeianwärters, nahm die Hand und verabschiedeten sich etwas steif, ehe er zurück zu seinem alten Peugeot ging und ihm kurz übers blanke Dach strich. Du Franzose! , dachte er. Franzose, du!
    Auf der Rückfahrt meldete sich zaghaft das schlechte Gewissen, hatte Privatdetektiv Pawel Höchst doch eine Erkenntnis für sich behalten, die ihm in Pankow zum ersten Mal klar geworden war: Diese Opfer, das waren nicht nur allein erziehende Frauen, es waren ausschließlich Mütter von Söhnen, die zwischen drei und dreizehn Jahren alt waren.
    Und wieder konnte er einen neuen Kreis ziehen, enger als die vorigen.
    Wie viele Frauen mochte es geben, die in dieses Raster passten? Eine Million, zehn Millionen?
    Und warum diese Frauen? Während er vom Berliner Ring auf die Nordostautobahn bog und ordnungsgemäß hundertdreißig Kilometer pro Stunde fuhr, versenkte sich Pawel Höchst wieder in das Gespräch mit dem jungen Dritten Offizier, der am Peter-Pan-Syndrom gelitten hatte. Warum diese Frauen? Und warum jetzt? Diese Peter Pans hatten doch eine stark ausgeprägte Neigung, Dinge auf später zu verschieben, bis sie schließlich gezwungen waren, zu handeln. Was zwang den Meistermörder, jetzt zu handeln? Pawel erinnerte sich, was er gelesen hatte: Diese Männer waren unfähig zu sozialem Verhalten. Sie hatten ein Leben lang Schwierigkeiten, sich in der eigenen Haut wohl zu fühlen. Sie waren wie Jungs, die nur Erwachsene spielten. Ihr Wunschdenken war fast schon krankhaft. Sie dachten: Wenn ich nicht daran denke, dann geht es weg. Wenn ich fest daran glaube, verändert sich alles. Und sie meinten, Schuld hätte immer nur der andere. Ihre Probleme mit der Mutter waren gravierend. Schuld und Zorn erzeugten widersprüchliche Gefühle von überwältigendem Ausmaß gegenüber der Mutter. Die Pans wollten sich zwar vom Einfluss der Mutter befreien, empfanden dabei aber ein riesiges Schuldgefühl. Und die Probleme mit dem Vater waren auch nicht zu verachten. Die Pans sehnten sich danach, dem Vater nahe zu sein, kamen jedoch zum Schluss, dass sie die Liebe und Anerkennung des Vaters niemals erlangen könnten. Und die Probleme mit ihrer Sexualität erst! Bald nach der Pubertät machten sie sich daran, eine Freundin zu finden. Ihre Unreife und ihre Albernheit hielten jedoch die meisten Mädchen davon ab, sich mit ihnen einzulassen.
    Und wie endete diese Einführung des Buches von Kiley noch? Pawel hätte fast die Augen geschlossen, um sich zu konzentrieren. Leise zitierte er aus dem Gedächtnis: »Eine Frau, die selbstsicher oder unabhängig ist, erregt den Zorn oder sogar die Wut des Peter Pans.«
    Aber was hatte das mit Müttern von Söhnen zu tun? Was speziell? Pawel nahm die Autobahnausfahrt Rostock-Süd und fuhr in die Hafenstadt, in der es in dieser Nacht drei Tote gegeben hatte. »Straßenschlachten zwischen Links und Rechts«, meldete der Radiomoderator und fügte hinzu: »NNN – Nichts Neues im Norden.«

FÜNFTER TEIL
     
    XXVII
     
    Privatdetektiv Pawel Höchst lag im billigen Wippsessel seines Büros und konnte sich nicht bewegen. Er gähnte und versuchte, sich langsam aus dem Sessel zu stemmen. In seiner Hüfte schienen nach und nach kleine Geschosse zu explodieren. Er stützte sich schwer auf die Armlehnen, schaffte es aber nicht, an sein Handy zu kommen, das auf dem nierenförmigen Schreibtisch lag und rasselte und piepte und schnurrte und nur eines nicht tat: endlich still zu sein.
    Pawel drehte sich ein wenig, wunderte sich, dass es im Bürogebäude so still war, und bekam das Mobiltelefon endlich zu fassen.
    »Wie spät ist es?«, fragte er,

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