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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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Straße hinunter. Selbst als ich
in die Smith's Road bog, meinte ich trotz des Rauschens vorbeifahrender Autos,
ihn noch immer zu hören, wie er aus vollem Herzen sang.
     
    13
     
    ICH STIEG INS AUTO und fuhr nach Dalkey. Zu dieser
späten Stunde war die Straße dunkel und beängstigend still, weil alle Anwohner
längst in ihrer behaglichen Edelbettwäsche lagen. Ich parkte unter einem
dekorativen Baum und blieb eine Weile im Auto sitzen, schaute zum Fenster von
Hollys Zimmer hoch und dachte an Nächte, in denen ich spät von der Arbeit zu
diesem Haus hier gekommen war, in der Einfahrt geparkt hatte, als würde ich
dort hingehören, um dann möglichst leise den Schlüssel im Haustürschloss zu
drehen. Olivia hatte mir oft etwas auf die Frühstückstheke gelegt:
phantasievolle Sandwichs und kleine Zettelchen und alles, was Holly an dem Tag
gemalt hatte. Ich aß die Sandwichs immer an der Theke, schaute mir im
Laternenlicht, das durchs Küchenfenster fiel, Hollys Bilder an und lauschte auf
die Geräusche des Hauses unter der dicken Schicht Stille: das Summen des Kühlschranks,
der Wind in den Dachtraufen, das sanft wogende Atmen meiner Mädchen. Dann schrieb
ich Holly einen Zettel, mit dem sie Lesen üben konnte (»HALLO HOLLY, DAS IST
EIN SEHR, SEHR SCHÖNER TIGER! MALST DU MIR HEUTE EINEN BÄREN? ICH HAB DICH
LIEB, DADDY«), und gab ihr auf dem Weg ins Bett einen Gutenachtkuss. Holly
schläft lang ausgestreckt auf dem Rücken, nimmt so viel Fläche wie möglich in
Anspruch. Damals zumindest schlief Liv zusammengerollt, ließ meine Seite frei.
Wenn ich mich dann ins Bett legte, murmelte sie irgendwas und drückte sich an
mich, tastete nach meiner Hand, um meinen Arm um sich zu schlingen.
    Ich rief
zuerst Olivias Handy an, damit Holly nicht wach wurde. Als sie es drei Versuche
hintereinander klingeln ließ, bis die Mailbox ansprang, wählte ich die
Festnetznummer.
    Olivia
meldete sich beim ersten Klingeln. »Was, Frank?«
    Ich sagte:
»Mein Bruder ist gestorben.«
    Schweigen.
    »Mein
Bruder Kevin. Er wurde heute Morgen tot aufgefunden.«
    Nach einem
Augenblick ging ihre Nachttischlampe an. »Mein Gott, Frank. Das tut mir leid.
Was zum Teufel... ? Wie ist er ... ?«
    »Ich bin
vor dem Haus«, sagte ich. »Kannst du mich reinlassen?«
    Erneutes
Schweigen.
    »Liv, ich
wusste nicht, wohin sonst.«
    Ein Atmen,
nicht ganz ein Seufzer. »Warte einen Moment.« Sie legte auf. Ihr Schatten
bewegte sich hinter den Schlafzimmervorhängen, Arme schlüpften in Ärmel, Hände
fuhren durch ihr Haar.
    Sie
öffnete die Tür in einem abgetragenen weißen Bademantel, unter dem ein blaues
Jersey-Nachthemd hervorlugte, was vermutlich bedeutete, dass ich sie zumindest
nicht bei einem heißen Liebesakt mit Dermo gestört hatte. Sie legte einen
Finger an die Lippen und schaffte es, mich in die Küche zu manövrieren, rasch,
ohne mich zu berühren.
    »Was ist
passiert?«
    »Am Ende
von unserer Straße steht ein halbverfallenes Haus. In dem Haus haben wir Rosie
gefunden.« Olivia zog einen Hocker heran und faltete die Hände auf der Theke,
bereit zuzuhören, doch ich konnte mich nicht setzen. Ich tigerte in der Küche
auf und ab, unfähig, damit aufzuhören. »Kevin wurde heute Morgen dort im Garten
gefunden. Er ist aus einem Fenster im obersten Stock gefallen. Genickbruch.«
    Ich sah,
wie sich Olivias Kehle bewegte, als sie schluckte. Es war vier Jahre her, seit
ich sie zuletzt mit offenem Haar gesehen hatte - sie löst es nur, wenn sie ins
Bett geht -, und das versetzte meinem Bezug zur Wirklichkeit einen weiteren raschen,
schmerzhaften Tritt in die Weichteile. »Sechsunddreißig Jahre alt, Liv. Er
hatte ein halbes Dutzend Frauen gleichzeitig, weil er sich noch nicht fest
binden wollte. Er wollte das Great Barrier Reef sehen.«
    »Großer
Gott, Frank. Was ist ... wie ... ?«
    »Er ist
gestürzt, er ist gesprungen, jemand hat ihn gestoßen, such dir was aus. Ich hab
keine Ahnung, was er überhaupt in dem verdammten Haus zu suchen hatte, und erst
recht nicht, wie er da runtergestürzt ist. Ich weiß nicht, was ich machen soll,
Liv. Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    »Musst du
denn irgendetwas tun? Gibt es keine Ermittlungen?«
    Ich
lachte. »Oh, doch. Und was für welche. Das Morddezernat ist an der Sache dran
- nicht weil irgendetwas auf Mord hindeutet, sondern wegen der Verbindung zu
Rosie: selber Ort, enger Zeitrahmen. Rocky Kennedy ist jetzt dafür zuständig.«
    Olivias
Gesicht verfinsterte sich noch ein wenig mehr. Sie kennt Rocky

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