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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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Mas kreischende Stimme: Sieh dir
an, was du gemacht hast, du Schwein, du hast ihn umgebracht, und Dads
heisere, raue Stimme: Geschieht ihm recht. Und
Cooper: Der Täter hat sie an der Gurgel gepackt und mit dem Kopf wiederholt
gegen eine Wand geschlagen.
    Irgendetwas
in meinem Gesicht verunsicherte Stephen; vielleicht glotzte ich ihn an. Er
sagte: »Was ist?«
    »Nichts«,
sagte ich und warf mir meine Jacke über. Matt Daly, tonlos und endgültig: Die
Menschen ändern sich nicht. »Sie machen Ihre Sache gut,
Detective. Im Ernst. Melden Sie sich, sobald Sie die Liste mit den
Telefonverbindungen haben.«
    »Mach ich,
klar. Ist alles -«
    Ich zückte
zwanzig Euro und schob sie ihm über den Tisch zu. »Ich lad Sie ein. Sagen Sie
mir sofort Bescheid, falls das Labor die unbekannten Abdrücke auf dem Koffer
zuordnen kann oder falls Detective Kennedy Ihnen verrät, wann er die Ermittlung
abschließen will. Vergessen Sie nicht, Detective: Es kommt auf Sie und mich an.
Nur auf uns beide.«
    Ich ging.
Das Letzte, was ich sah, war Stephens Gesicht, verwässert durch das Glas des
Caféfensters. Er hielt den Zwanziger in der Hand und sah mir nach, und sein
Mund stand offen.
     
    16
     
    ich ging noch mal ein paar Stunden spazieren. Ich
machte einen Abstecher zur Smith's Road, ging sie runter und an der Abzweigung
zum Place vorbei, Kevins wahrscheinliche Strecke, nachdem er Jackie am
Sonntagabend zu ihrem Auto gebracht hatte. Die meiste Zeit hatte ich
ungehinderte Sicht auf die oberen rückwärtigen Fenster von Nummer 16, wo Kevin
seinen Kopfsprung gemacht hatte, und ich warf einen raschen Blick über die
Mauer auf die Fenster im ersten Stock. Als ich das Haus passiert hatte und mich
umdrehte, sah ich die gesamte Front, während ich weiter am Faithful Place
vorbeiging. Wenn irgendwer im Haus wartete, hätte er mich im Licht der
Straßenlampen sehen müssen, durch die die Fenster zudem in ein mattes,
rauchiges Orangerot getaucht wurden: Falls im Haus eine Taschenlampe angeknipst
worden wäre oder sich irgendetwas bewegt hätte, ich hätte es niemals bemerkt.
Und wenn sich irgendwer rausgelehnt und mich gerufen hätte, dann hätte er das
so laut tun müssen, dass die gesamte Straße ihn hätte hören können. Kevin war
nicht in das Haus gegangen, weil ihn irgendwas Glitzerndes angelockt hatte. Er
war verabredet gewesen.
    Als ich auf die Portobello Road
kam, suchte ich mir eine freie Bank am Kanal, um noch einmal in Ruhe den Obduktionsbericht
durchzugehen. Der kleine Stephen hatte ein Talent für gute Zusammenfassungen:
keinerlei Überraschungen, abgesehen von ein paar Fotos, auf die ich eigentlich
hätte gefasst sein müssen. Kevin war kerngesund gewesen. Coopers Einschätzung
nach hätte er ewig leben können, wenn er es bloß geschafft hätte, sich von
hochgelegenen Fenstern fernzuhalten. In der Rubrik Todesart stand »ungeklärt«.
Wenn selbst Cooper anfängt, taktvoll mit einem umzugehen, weiß man, dass man
richtig in der Scheiße steckt.
    Ich ging
zurück in die Liberties und marschierte ein paarmal die Copper Lane rauf und
runter, merkte mir dabei die eine oder andere Stelle an der Mauer, wo man gut
würde drüberklettern können. Gegen halb acht, als ich sicher sein konnte, dass
alle entweder beim Abendessen saßen oder vor der Glotze oder die Kinder ins
Bett brachten, stieg ich über die Mauer, schlich durch den Garten der Dwyers in
den der Dalys.
    Ich musste
rausfinden, was zwischen meinem Vater und Matt Daly vorgefallen war. Die
Vorstellung, wahllos an die Türen in der Nachbarschaft zu klopfen, war nicht
besonders reizvoll, und außerdem gehe ich möglichst immer an die Originalquelle.
Ich war ziemlich sicher, dass Nora schon immer eine Schwäche für mich gehabt
hatte. Laut Jackie wohnte sie jetzt irgendwo in Blanchardstown, aber normale
Familien, die nicht so sind wie meine, rücken in schlimmen Zeiten enger
zusammen. Ich wäre jede Wette eingegangen, dass Nora nach letztem Samstag Mann
und Kind allein gelassen hatte, damit sie aufeinander aufpassten, und jetzt ein
paar Tage unter dem Dach von Mammy und Daddy Daly verbrachte.
    Kies
knirschte unter meinen Schuhen, als ich landete. Ich blieb reglos dicht an der
Mauer im Schatten stehen, aber niemand kam nachsehen.
    Allmählich
gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit. Ich war noch nie in diesem
Garten gewesen. Wie ich Kevin erklärt hatte, aus Schiss davor, geschnappt zu
werden. Er war so, wie man ihn von Matt Daly erwarten konnte: große Terrasse,
akkurat

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