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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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schubste — und stellte
den Motor aus. Über uns hatte ein verspielter Architekt Balkone blau streichen
lassen, aber die mediterrane Wirkung ging ein wenig verloren, weil die Aussicht
aus einer Backsteinmauer und etlichen Müllcontainern bestand.
    »Also«,
sagte ich. »Kevin wird unter >Unfall< abgeheftet, alles schön und gut.
Aber verrat mir eins: Worunter wollt ihr Rosie abheften?«
    »Mord. Natürlich.«
    »Natürlich.
Mord, begangen von wem? Dem großen Unbekannten?«
    Rocky schwieg. Ich sagte: »Oder von Kevin.«
    »Na ja, so einfach ist das nicht.«
    »Erklär's mir.«
    »Falls
unser Verdächtiger ebenfalls tot ist, haben wir einen gewissen Spielraum. Es
ist eine knifflige Angelegenheit. Einerseits wird es keine Verhaftung geben,
daher sind die da oben nicht besonders scharf drauf, viel Zeit und Energie in
die Ermittlung zu stecken. Andererseits ...«
    »Andererseits gibt es die allmächtige Aufklärungsquote.«
    »Mach dich
ruhig darüber lustig. Aber so was ist wichtig. Denkst du, ich hätte so viel
Personal für deine Freundin gekriegt, wenn meine Quote im Keller wäre? Das
eine bedingt das andere: Je mehr ich aus diesem Fall raushole, desto mehr kann
ich in den nächsten investieren. Sorry, Frank, aber ich werde weder meinen Ruf
gefährden noch die Chance des nächsten Opfers auf Gerechtigkeit, nur um deine
Gefühle zu schonen.«
    »Drück
dich deutlicher aus, Rocky. Was genau hast du in Rosies Fall vor?«
    »Ich habe
vor, alles richtig zu machen. Wir werden die nächsten paar Tage weiter Beweise
und Zeugenaussagen sammeln und abgleichen. Und wenn sich nichts Unerwartetes
ergibt ...« Er zuckte die Achseln. »Ich hab schon ein paar Fälle dieser Art
bearbeitet. Normalerweise versuchen wir, die Situation so rücksichtsvoll wie
möglich zu handhaben. Die Akte geht an die Staatsanwaltschaft, aber diskret.
Nichts wird öffentlich zugänglich gemacht, vor allem, wenn es nicht um einen
Berufsverbrecher geht. Wir möchten den Namen eines Mannes nicht ruinieren, wenn
er sich nicht mehr verteidigen kann. Falls die Staatsanwaltschaft die
Ermittlungsergebnisse überzeugend findet, unterhalten wir uns mit der Familie
des Opfers — erklären ihnen, dass wir nichts Definitives haben, aber dass wir
ihnen immerhin einen gewissen Abschluss bieten können -, und das war's dann.
Sie können wieder nach vorn schauen, die Familie des Täters behält ihren Seelenfrieden,
und wir können den Fall als gelöst zu den Akten legen. So läuft das
normalerweise.«
    Ich sagte:
»Wieso hab ich das Gefühl, dass du mir drohen willst?«
    »Ich bitte
dich, Frank. Das ist sehr drastisch formuliert.«
    »Wie
würdest du es denn formulieren?«
    »Ich würde
sagen, dass ich dich warnen will. Und du machst es mir nicht leicht.«
    »Wovor
genau warnen?«
    Rocky
seufzte. »Falls ich eine ausführliche gerichtliche Untersuchung anleiern muss,
um Kevins Todesart zu bestimmen, dann mach ich das«, sagte er. »Und ich wette,
die Medien würden sich draufstürzen wie die Geier. Ganz gleich, wie du zu der
Selbstmordfrage stehst, wir kennen beide ein oder zwei Reporter, die nichts
lieber mögen als einen zwielichtigen Bullen. Und wie du dir bestimmt
vorstellen kannst, könnte diese Story dich, sollte sie in die falschen Hände
geraten, verflucht zwielichtig aussehen lassen.«
    Ich sagte:
»Das hört sich für mich doch gewaltig nach einer Drohung an.«
    »Ich
denke, ich habe ziemlich deutlich gemacht, dass ich diesen Weg lieber nicht
einschlagen möchte. Aber wenn ich dich nur so daran hindern kann, weiter Kalle
Blomquist zu spielen ... Ich möchte bloß, dass du mir zuhörst, Frank. Anders
klappt das ja nicht.«
    Ich sagte:
Ȇberleg mal, Rocky. Was war das Einzige, das ich dir gesagt habe, als wir uns
das letzte Mal gesehen haben?«
    »Dass dein
Bruder kein Mörder ist.«
    »Richtig.
Und hast du mir etwa zugehört?«
    Rocky
klappte die Sonnenblende herunter, um einen Schnitt zu inspizieren, den er sich
beim Rasieren geholt hatte. Er legte den Kopf in den Nacken und strich sich mit
dem Daumen an der Kinnlade entlang. »In gewisser Weise«, sagte er, »schulde ich
dir wohl ein Dankeschön. Ich muss zugeben, ich hätte Imelda Tierney vielleicht
nicht gefunden, wenn du das nicht für mich getan hättest. Und sie erweist sich
als überaus nützlich.«
    Dieses
durchtriebene kleine Miststück. »Das kann ich mir vorstellen. Sie ist sehr
entgegenkommend. Wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Oh, nein.
Sie versucht nicht bloß, mich glücklich zu machen.

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