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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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für
einen nostalgischen Blick auf mein altes Revier. Was ist daran so
beängstigend?«
    »Fahr
los.«
    »Ich fahre
los, wenn du mir einen Gefallen tust und ein paarmal tief durchatmest. Gegen
Beifahrerherzinfarkte bin ich nicht versichert. Einverstanden?«
    »Bring
mich nicht dazu, dich festzunehmen.«
    Ich
lachte. »Ach, Rockylein, du bist unbezahlbar. Ich vergesse immer wieder, warum
ich dich so mag. Wir können uns ja gegenseitig festnehmen, was hältst du
davon?« Ich fuhr vom Bordstein los und fädelte mich in den Verkehr ein. »Jetzt
mal raus mit der Sprache. Wem habe ich Angst eingejagt?«
    »Imelda
Tierney und ihren Töchtern. Und das weißt du genau. Ms Tierney sagt, du hast
gestern versucht, gewaltsam in ihre Wohnung einzudringen, und sie musste dich
mit einem Messer bedrohen, um dich abzuwehren.«
    »Imelda?
Die hast du auch mit Mädchen gemeint? Sie ist über vierzig, Rocky. Ein bisschen
mehr Respekt, wenn ich bitten darf. Die korrekte Bezeichnung heutzutage lautet Frau.«
    »Und ihre
Töchter sind Mädchen. Die jüngste ist erst elf. Sie sagen, du hast den ganzen
Nachmittag da gesessen und obszöne Gesten in ihre Richtung gemacht.«
    »Ich hatte
noch nicht das Vergnügen, ihre Bekanntschaft zu machen. Sind es nette Mädchen?
Oder kommen sie nach ihrer Mammy?«
    »Was hab
ich dir gesagt, als wir uns das letzte Mal gesehen haben? Was war das Einzige,
was ich von dir wollte?«
    »Dass ich
dir nicht in die Quere komme. Hab ich laut und deutlich gehört. Was mir
entgangen ist, war der Teil, wo du dich in meinen Boss verwandelt hast. Wenn
ich mich recht entsinne, ist mein Boss deutlich schwerer als du und sieht nicht
annähernd so gut aus.«
    »Ich muss
nicht dein Boss sein, um dir zu sagen, dass du dich verdammt nochmal aus dem
Fall raushalten sollst. Meine Ermittlung,
Frank. Meine Anweisung. Du hast sie missachtet.«
    »Dann
beschwer dich doch über mich. Brauchst du dafür meine Dienstnummer?«
    »Sehr
witzig, Frank. Ich weiß, Vorschriften sind für dich zum Schreien komisch. Ich
weiß, du hältst dich für immun. Scheiße, vielleicht hast du ja recht. Keine
Ahnung, wie das bei euch in der Undercoverabteilung so läuft.« Empörung stand
Rocky nicht gut. Davon schwoll sein Kinn zu doppelter Größe an, und eine Ader
auf der Stirn wurde so dick, dass es schon richtig alarmierend aussah. »Aber
vielleicht solltest du auch mal daran denken, dass ich mir große Mühe gegeben
habe, dir einen Gefallen zu tun, Herrgott nochmal. Ich hab mich für dich
meilenweit aus dem Fenster gelehnt. Und im Augenblick weiß ich beim besten
Willen nicht mehr, wieso eigentlich. Wenn du mir weiter bei jeder Gelegenheit
dazwischenfunkst, könnte ich es mir einfach anders überlegen.«
    Ich
unterdrückte den Impuls, voll in die Bremsen zu steigen und seinen Kopf gegen
die Windschutzscheibe knallen zu lassen. »Einen Gefallen? Du meinst, dass du
die Geschichte von Kevins angeblichem Unfall verbreitet hast?«
    »Nicht
bloß verbreitet. Das kommt auch auf den Totenschein.«
    »Ach so,
ja dann: Donnerwetter. Ich bin von Dankbarkeit überwältigt, Rocky. Ganz
ehrlich.«
    »Es geht
hier nicht nur um dich, Frank. Dir mag ja vollkommen egal sein, ob dein Bruder
als Unfall oder Selbstmord eingestuft wird, aber ich wette, deine Familie
sieht das anders.«
    »O nein,
nein, nein. Nein. Komm mir nicht so. Wenn es um meine Familie geht, hast du
nicht den geringsten Schimmer, womit du es zu tun hast, mein Bester. Erstens,
und das könnte jetzt ein Schock für dich sein: Du bist nicht der Herrscher
ihres Universums. Die glauben alle durch die Bank genau das, was sie glauben
wollen, egal, was du und Cooper auf den Totenschein schreibt - meine Mutter
beispielsweise lässt dir von mir ausrichten, dass es, und ich verarsch dich
nicht, ein Verkehrsunfall war. Zweitens, falls der größte Teil meiner Familie
in Flammen stünde, würde ich nicht mal draufpinkeln, um das Feuer zu löschen.
Mir ist jedenfalls scheißegal, was die über Kevins Tod glauben.«
    »Kann ein
Selbstmörder heutzutage in geweihter Erde bestattet werden? Was sagt der
Pfarrer in der Trauerpredigt für einen Selbstmörder? Was sagt die übrige
Nachbarschaft über ihn? Was macht das mit den Hinterbliebenen? Red dir nichts
ein, Frank: Dagegen bist selbst du nicht immun.«
    Meine
Selbstbeherrschung franste an den Rändern allmählich aus. Ich fuhr in eine
enge Sackgasse zwischen zwei Mietskasernen - rückwärts, damit ich schnell
abhauen konnte, falls ich Rocky doch noch aus dem Auto

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