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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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winzigen Fältchen in den Winkeln, als sie anfing zu
lächeln. »Nur das Beste für meinen Liebsten«, sagte sie.
    Diesmal
küsste ich sie richtig. Ich konnte die Fahrkarten spüren, zusammengepresst
zwischen meinem und ihrem wilden Herzschlag, und es fühlte sich an, als würden
sie zischen und knistern, drauf und dran, bis zur Decke hinauf in einem Schauer
aus goldenen Funken zu explodieren. In dem Augenblick nahm der Abend Gestalt
an und hörte auf, nach Gefahr zu riechen. In dem Augenblick stieg die reißende
Flut in mir an, wie ein Beben tief in meinen Knochen. Von dieser Sekunde an
konnte ich mich nur noch von ihr mitreißen lassen und daran glauben, dass sie
uns richtig lenken würde, unsere Füße durch die heiklen Strömungen ziehen und
über die tückischen Tiefen zu sicheren Trittsteinen.
    Als wir
uns wenig später voneinander lösten, sagte Rosie: »Ich hab übrigens auch schon
was erledigt, nicht nur du. Ich war bei Eason und hab in den englischen
Zeitungen die Inserate durchgesehen.«
    »Irgendwelche
Jobs?«
    »Einige.
Überwiegend Sachen, die wir nicht machen können, Gabelstaplerfahrer und
Vertretungslehrer und so, aber es werden auch Kellnerinnen und Barpersonal
gesucht - wir können sagen, wir hätten Erfahrung, das überprüfen die nie. Für
Beleuchter oder Roadies war nichts dabei, aber das wussten wir ja. Wir müssen
vor Ort suchen. Und es gab haufenweise Wohnungsangebote, Francis. Hunderte.«
    »Können
wir uns was davon leisten?«
    »Ja,
können wir. Auch dann, wenn wir nicht sofort einen Job finden. Unsere
Ersparnisse würden für die Kaution reichen, und die Miete zahlen wir von der
Sozialhilfe. Es wäre natürlich ziemlich bescheiden - höchstens ein möbliertes
Zimmer, und es könnte sein, dass wir das Bad mit anderen teilen müssen -, aber
wenigstens würden wir unser Geld nicht länger als nötig für ein Wohnheim
verschwenden.«
    Ich sagte:
»Ich teile Klo und Küche und alles andere, da hab ich kein Problem mit. Ich
möchte bloß, dass wir möglichst schnell aus dem Wohnheim rauskommen. Wäre doch
bescheuert, in getrennten Zimmern zu wohnen, wenn -«
    Rosie
lächelte mich an, und von der Glut in ihren Augen blieb mir fast das Herz
stehen. Sie sagte: »Wenn wir unsere eigenen vier Wände haben könnten.«
    »Ja«,
sagte ich. »Unsere eigenen vier Wände.«
    Genau das
wollte ich: ein Bett, wo Rosie und ich die Nacht hindurch aneinandergeschmiegt
schlafen und genauso aufwachen würden. Allein dafür hätte ich alles, einfach
alles gegeben. Alles andere, was die Welt zu bieten hatte, war Nebensache.
Ich höre, was sich Leute heutzutage von der Liebe wünschen, und es haut mich
um. Ich gehe mit Kollegen ein Bier trinken und höre mir an, wie sie haarklein
beschreiben, wie eine Frau aussehen sollte, an welchen Stellen sie sich wie
rasieren sollte, was sie nach dem soundsovielten Date wie machen sollte und
was sie immer oder niemals tun oder sagen oder wollen sollte. Ich belausche
Frauen in Cafés, wie sie auflisten, welche Jobs ein Mann haben darf, welche
Autos, welche Klamottenmarken, welche Blumen und Restaurants und welcher
Schmuck den Genehmigungsstempel kriegen, und ich würde am liebsten rufen, Seid ihr
Spatzenhirne noch bei Trost? Ich habe Rosie nicht ein einziges
Mal Blumen gekauft — das hätte sie zu Hause nur schwer erklären können -, und
ich habe mich kein einziges Mal gefragt, ob ihre Fußknöchel genauso aussahen,
wie sie sollten. Ich wollte sie, ganz für mich allein, und ich glaubte, dass
sie mich wollte. Bis zu dem Tag, an dem Holly zur Welt kam, war nichts in
meinem Leben je wieder so einfach.
    Rosie
sagte: »Manche Vermieter nehmen keine Iren.«
    Ich sagte:
»Die können uns mal.« Die Flut stieg weiter an, wurde stärker. Ich wusste, dass
die erste Wohnung, die wir betreten würden, perfekt wäre, dass wir wie von
einem Magneten schnurstracks in unser gemeinsames Zuhause gezogen würden. »Wir
sagen denen, wir sind aus der Hinteren Mongolei. Wie ist dein mongolischer
Akzent?«
    Sie
grinste. »Wir brauchen keinen Akzent. Wir sprechen bloß Irisch und behaupten,
es wäre Mongolisch. Meinst du, die erkennen den Unterschied?«
    Ich
verbeugte mich übertrieben und sagte: »Pog mo thoin« - leck mich
am Arsch: etwa neunzig Prozent meiner Irischkenntnisse. »Traditionelle
mongolische Begrüßung.«
    Rosie
sagte: »Jetzt mal im Ernst. Ich sage das nur, weil ich weiß, dass du nicht
gerade der Geduldigste bist. Wenn wir nicht am ersten Tag eine Wohnung finden,
ist das kein

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