French, Tana
lächelte sie an. »Und ob.«
Jackie
sagte: »Ach, sie ist süß, unsere Donna. Ein Schatz, lacht immerzu. Du musst sie
endlich mal kennenlernen, Francis.«
Carmel
sagte zu mir: »Ich seh dich in Darren. Weißt du das? Schon immer, seit er ein
kleiner Junge gewesen ist.«
»Gott steh
ihm bei«, sagten Jackie und ich gleichzeitig.
»Ach
Quatsch. Ich meine die guten Seiten. Dass er aufs College geht, zum Beispiel.
Das hat er nicht von mir oder Trevor, wir wären schon glücklich gewesen, wenn
er ins Installationsgeschäft von seinem Daddy eingestiegen wäre. Nein, Darren
hat das ganz allein geregelt, nie ein Wort zu uns gesagt. Er hat sich
informiert, beschlossen, was er studieren will, und wie verrückt gebüffelt, um
einen guten Schulabschluss zu schaffen. Ist zielstrebig drauflos, ganz allein.
Wie du. Früher hab ich mir immer gewünscht, ich wäre auch so.«
Einen
kurzen Moment lang meinte ich zu sehen, wie eine Welle von Traurigkeit über ihr
Gesicht spülte. »Wenn ich mich recht entsinne, hast du das immer ganz gut
hingekriegt, wenn du irgendwas wolltest«, sagte ich. »Zum Beispiel Trevor.«
Die
Traurigkeit verschwand, und ich erntete ein rasches, neckisches kleines Kichern,
das sie wieder wie ein Mädchen aussehen ließ. »Ja, nicht? Auf der Party, als
ich ihn das erste Mal gesehen hab: Ein Blick genügte, und ich hab zu Louise
Lacey gesagt, ich hab gesagt: >Der da gehört mir.< Er trug so eine Hose
mit Schlag, wie sie damals in waren -«
Jackie
fing an zu lachen.
»Mach du
dich nicht lustig«, sagte Carmel zu ihr. »Dein Gavin läuft immer in derselben
schäbigen alten Jeans rum. Ich mag es, wenn ein Mann ein bisschen was aus sich
macht. Trevor hatte einen hübschen kleinen Hintern in der Schlaghose, o ja.
Und er hat richtig toll gerochen. Was habt ihr zwei da zu lachen?«
»Du
schamloses Luder«, sagte ich.
Carmel
trank ein sittsames Schlückchen von ihrem Sekt. »War ich gar nicht. Damals
herrschten andere Sitten. Wenn du verrückt nach einem Typen warst, wärst du
lieber gestorben, als dir was anmerken zu lassen. Du musstest ihn dazu bringen,
hinter dir her zu sein.«
Jackie
sagte: »Jesses, wie in Stolz und Vorurteil. Ich hab Gavin
gefragt, ob er mit mir ausgeht, einfach so.«
»Ich sag euch,
das hat funktioniert. Besser als dieser Blödsinn heutzutage, wo die Mädchen
ohne Höschen in die Clubs gehen. Ich hab meinen Typen bekommen, oder? Verlobt
an meinem Einundzwanzigsten. Warst du da noch dabei, Francis?«
»So gerade
eben«, sagte ich. »Drei Wochen später bin ich dann weg.« Ich erinnerte mich an
die Verlobungsparty: die beiden Familien zusammengepfercht in unserem Wohnzimmer,
die Mammys, die sich gegenseitig taxierten wie zwei übergewichtige Pitbulls,
Shay, der einen auf großer Bruder machte und Trevor böse Blicke zuwarf, Trevor,
bestehend nur aus Adamsapfel und verängstigten Glupschaugen, Carmel, mit
glühenden Wangen und triumphierend, die eingezwängt in einen rosa plissierten
Horror aussah wie ein auf links gestülpter Fisch. Damals war ich ein noch
arroganteres Arschloch; ich saß auf der Fensterbank neben Trevors schweinsgesichtigem
kleinen Bruder, übersah ihn und beglückwünschte mich selbst inbrünstig dazu,
dass ich mich in drei Wochen vom Acker machen und niemals eine Verlobungsparty
haben würde, auf der Schnittchen mit Ei serviert wurden. Man sollte
vorsichtiger mit seinen Wünschen sein. Ich sah die vier um den Tisch im Pub
sitzen und hatte so ein Gefühl, als wäre mir an dem Abend irgendetwas
entgangen; als wäre eine Verlobungsfeier, zumindest auf lange Sicht, ja
vielleicht doch etwas gewesen, was sich gelohnt hätte.
»Ich hatte
mein rosa Kleid an«, sagte Carmel zufrieden. »Alle haben gesagt, ich hätte
richtig umwerfend ausgesehen.«
»Hast du
auch, wirklich«, sagte ich und zwinkerte ihr zu. »Schade bloß, dass du meine
Schwester warst, sonst hätte ich mich an dich rangeschmissen.«
Sie und
Jackie kreischten - »Igitt, hör auf!« -, doch ich achtete nicht mehr auf sie.
Am Ende des Tisches unterhielten Shay und Kevin sich nämlich jetzt untereinander
über irgendetwas, und der lauter werdende defensive Ton in Kevins Stimme hatte
mich aufhorchen lassen. »Es ist ein Job. Was soll
daran falsch sein?«
»Ein Job,
in dem du dich abschuftest, um irgendwelchen Yuppies in den Hintern zu
kriechen, ja, Sir, nein, Sir, wie Sie wünschen, Sir, und das alles für den
Profit von irgend so einem fetten Konzern, der dich über die Klinge springen
lässt, sobald es
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