French, Tana
hart auf hart kommt. Du bringst denen Tausende pro Woche ein,
und was kriegst du dafür?«
»Ich werde bezahlt. Nächsten Sommer fliege ich nach Australien. Ich
werde am Great Barrier Reef Schnorcheln und Känguruburger essen und mich auf
Grillfeten am Bondi Beach mit tollen australischen Mädels besaufen, und das
alles dank meines Jobs. Ist doch super, oder?«
Shay
lachte, ein knappes Kratzen. »Spar dein Geld lieber.«
Kevin
zuckte die Achseln. »Da kommt noch jede Menge nach.«
»Träum
weiter. Das wollen sie dir nur weismachen.«
»Wer?
Wovon redest du?«
»Die
Zeiten ändern sich, Kleiner. Was glaubst du wohl, warum PJ Lavery -«
»Scheißprovinzler«,
sagten wir im Chor, bis auf Carmel, die sich jetzt, wo sie eine Mammy war, auf
»Provinzler« beschränkte.
»Was
glaubst du wohl, warum der die Häuser entkernt?«
»Wen
juckt's?« Kevin war allmählich genervt.
»Dich sollte es
jucken, Mann. Er ist ein skrupelloses Schlitzohr, dieser Lavery. Der weiß, was
im Busch ist. Er kauft letztes Jahr die drei Häuser für ein Schweinegeld,
verschickt all die hübschen Broschüren über supertolle Luxuswohnungen, und
jetzt auf einmal lässt er das ganze Projekt sausen und verscherbelt die
Einzelteile?«
»Na und?
Vielleicht lässt er sich scheiden oder hat Steuerschulden oder so. Ist doch
nicht mein Problem.«
Shay
starrte Kevin einen Moment lang herausfordernd an, vorgebeugt, die Ellbogen auf
dem Tisch. Dann lachte er wieder und schüttelte den Kopf. »Du schnallst es
nicht, was?«, sagte er und griff nach seinem Bier. »Du hast nicht den Hauch
einer Ahnung. Du schluckst jeden Scheiß, den man dir erzählt. Du glaubst, es
wird ewig eitel Sonnenschein herrschen. Ich kann es nicht erwarten, dein
Gesicht zu sehen.«
Jackie
sagte: »Du bist besoffen.«
Kevin und
Shay hatten sich noch nie besonders leiden können, aber das hier spielte sich
auf Ebenen ab, die mir entgingen. Es war, als hörte ich einen völlig verrauschten
Radiosender: Ich bekam so gerade noch den Ton mit, verstand aber nicht
wirklich, was los war. Und ich konnte nicht sagen, ob die Störung von
zweiundzwanzig Jahren herrührte oder von acht Gläsern Bier. Ich hielt den Mund
geschlossen und die Augen offen.
Shay
schlug sein Glas mit einem dumpfen Knall auf den Tisch. »Ich will dir mal
sagen, warum Lavery sein Geld nicht mehr in schicke Wohnungen steckt. Wenn die
nämlich fertig sind, hat keiner mehr die Kohle, um sie ihm abzukaufen. Dieses
Land geht den Bach runter. Es steht ganz oben am Rande des Abhangs, und es ist
kurz davor, in die Tiefe zu sausen.«
»Also
keine Wohnungen«, sagte Kev achselzuckend. »Na und? Die hätten Ma sowieso nur
noch mehr Yuppies zum Ablästern geliefert.«
»Mit
Yuppies verdienst du deine Brötchen, Kleiner. Wenn sie untergehen, gehst du mit
unter. Wer soll protzige Flachbildfernseher kaufen, wenn die alle arbeitslos
sind? Wie gut lebt ein Stricher, wenn die Freier pleitegehen?«
Jackie gab
Shay einen Klaps auf den Arm. »Jetzt hör aber auf. Das ist ja widerlich.«
Carmel hob eine Hand seitlich ans Gesicht, um es gegen Shay abzuschirmen, und
formte mit den Lippen betrunken in meine
Richtung, übertrieben und entschuldigend, aber sie hatte selbst drei Babyehams
intus und benutzte die falsche Hand. Shay ignorierte sie beide.
»Dieses
Land ist auf nichts anderem aufgebaut als auf Großkotzigkeit und gute PR. Ein
Tritt, und es stürzt zusammen, und der Tritt kommt bald.«
»Ich weiß
nicht, was dich daran so freut«, sagte Kevin mürrisch. Er war auch ein wenig
angeschlagen, aber das hatte ihn nicht aggressiv gemacht, sondern war ihm aufs
Gemüt geschlagen. Er saß krumm über den Tisch gebeugt und starrte trübsinnig
in sein Glas. »Falls es einen Crash gibt, dann gehst du auch unter, mit uns
allen.«
Shay
schüttelte grinsend den Kopf. »Nein, nein, nein. Sorry, Mann, da muss ich dich
enttäuschen. Ich hab große Pläne.«
»Die hast
du immer. Und wie weit hat dich einer davon je gebracht?«
Jackie
seufzte geräuschvoll. »Tolles Wetter haben wir«, sagte sie zu mir.
Shay sagte
zu Kevin: »Diesmal ist es anders.«
»Klaro.«
»Wart's
ab, Kleiner. Wart's nur ab.«
»Das
klingt wunderbar«, sagte Carmel mit Nachdruck, wie eine Gastgeberin, die
versucht, die Stimmung auf ihrer Dinnerparty zu retten. Sie hatte ihren Stuhl
dicht an den Tisch gerückt und saß sehr aufrecht da, einen kleinen Finger
lady-like vom Glas weggestreckt. »Erzähl uns doch, was du vorhast.«
Nach einem
Moment richteten sich Shays
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