French, Tana
lieber klipp und klar, was
Sache ist, wie ein Mann. Wenn du dazu nicht den Mumm hast, dann halt die
Schnauze.«
Der
Barmann ließ ein Glas auf den Tresen knallen. »He! Ihr da hinten! Es reicht.
Regt euch ab, sofort, oder ihr fliegt raus.«
Shay
sagte: »Ich beglückwünsche dich nur zu deinem Geschmack. Tolle Titten, toller
Arsch und eine tolle Einstellung. Sie ging ganz schön ab, was? In null Komma
nix von null auf hundert.«
Eine
schneidende Stimme irgendwo in meinem Hinterkopf riet mir dringend zu gehen,
aber sie kam nur schwach und undeutlich durch all die Alkoholschichten bei mir
an. Ich sagte: »Rosie hätte dich nicht mal mit der Kneifzange angefasst.«
»Falsch
gedacht, Kleiner. Mit anfassen hat sie sich nicht begnügt. Hast du mich nie an
ihr gerochen, wenn du sie ausgezogen hattest?«
Ich hatte
ihn vorn am Hemd vom Stuhl gerissen und schon mit der Faust ausgeholt, um ihm
eine reinzuhauen, als die anderen mit der blitzschnellen, geballten Effizienz
reagierten, die nur Kinder von Trinkern haben. Carmel sprang zwischen uns,
Kevin packte meinen Schlagarm, und Jackie riss Gläser aus der Gefahrenzone.
Shay zerrte meine andere Hand von seinem Hemd - ich hörte Stoff reißen —, und
wir taumelten beide rückwärts. Carmel fasste Shay bei den Schultern, bugsierte
ihn geschickt zurück auf seinen Stuhl und hielt ihn dort fest, versperrte ihm
die Sicht auf mich und redete beruhigend auf ihn ein, als wäre er
schwachsinnig. Kevin und Jackie packten mich unter den Armen und hatten mich
umgedreht und schon fast an der Tür, ehe ich das Gleichgewicht wiederfand und
kapierte, was da mit mir passierte.
Ich sagte:
»Loslassen. Lasst mich los«, aber sie schoben mich weiter. Ich versuchte, sie
abzuschütteln, doch Jackie klebte so eng an mir, dass ich sie nicht loswerden
konnte, ohne ihr weh zu tun, und davon war ich noch viele Biere entfernt. Shay
rief irgendwas Boshaftes über Carmels Schulter, sie machte noch lauter sch! und pst!, und dann
manövrierten Kevin und Jackie mich gekonnt zwischen Tischen und Stühlen und
verdutzt dreinblickenden Stammgästen hindurch nach draußen, in die kalte,
schneidende Zugluft an der Straßenecke, und die Tür fiel hinter uns zu.
Ich sagte:
»Was soll der Scheiß?«
Jackie
sagte sanft, als würde sie mit einem Kind sprechen: »Ach, Francis. Du weißt
doch, dass du dich da drin nicht prügeln kannst.«
»Das
Arschloch wollte doch eins in die Fresse, Jackie. Hat doch förmlich drum
gebettelt. Du hast ihn gehört. Erzähl mir nicht, er hätte nicht verdient, dass
ich ihm die Fresse poliere.«
»Doch, hat
er, natürlich, aber ihr könnt nicht die Kneipe demolieren. Machen wir einen
kleinen Spaziergang?«
»Wieso
schleppt ihr eigentlich mich nach
draußen? Schließlich hat Shay -«
Sie hakten
sich bei mir ein und gingen los. »An der frischen Luft geht's dir gleich wieder
besser«, sagte Jackie beruhigend zu mir.
»Nein.
Nein. Ich hab in aller Ruhe da gesessen und mein Bier getrunken, ganz
friedlich, bis das Arschloch reingekommen ist und Streit angefangen hat. Habt
ihr gehört, was er gesagt hat?«
Kevin
sagte: »Er ist hackevoll, und er hat sich wie ein Arschloch aufgeführt.
Überrascht dich das etwa?«
»Und wieso
werde ich dann vor die Tür gesetzt, verdammt nochmal?« Ich wusste, dass ich
mich wie ein Kind anhörte, das Er hat angefangen jammert,
aber ich konnte nicht anders.
Kevin
sagte: »Das ist Shays Stammkneipe. Da ist er jeden zweiten Abend.«
»Ihm
gehört doch nicht das ganze Scheißviertel. Ich hab genauso ein Recht —« Ich
versuchte, mich von ihnen loszureißen, um zurück zum Pub zu gehen, aber durch
die Bewegung verlor ich fast das Gleichgewicht. Die kalte Luft machte mich
nicht wieder nüchtern; stattdessen schlug sie von allen Seiten auf mich ein,
machte mich schwindlig, schwirrte mir in den Ohren.
»Natürlich
hast du das«, sagte Jackie, während sie mich resolut in die andere Richtung
steuerte. »Aber wenn du zurückgehst, ärgert er dich bestimmt wieder. Also
lässt du das lieber bleiben. Wir gehen woanders hin, ja?«
In dem
Moment gelang es einer kalten Nadel Vernunft, den Guinness-Nebel zu
durchbohren. Ich blieb wie angewurzelt stehen und schüttelte den Kopf, bis das
Schwirren in meinen Ohren ein wenig abebbte. »Nein«, sagte ich. »Nein, Jackie,
ich denke nicht, dass wir das machen.«
Jackie
wandte den Kopf und sah mir besorgt ins Gesicht. »Alles in Ordnung? Du musst
doch nicht kotzen, oder?«
»Scheiße,
nein, ich muss nicht kotzen. Aber
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