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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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ich rasch in Deckung
ging, und kam alles in allem ganz gut zurecht. In einer Stadt dieser Größe
konnte das auf Dauer nicht gutgehen. Ich verdanke mein Wiedersehen mit Jackie
einem stümperhaften Exhibitionisten, der sich für seinen Auftritt die falsche
Frau aussuchte.
    Als
Minimax aus seiner Gasse sprang, seinen Schmiedel rausholte und anfing, sich
ihm mit Hingabe zu widmen, verpasste Jackie seinen beiden Egos einen Dämpfer,
indem sie in schallendes Gelächter ausbrach und ihm dann in die Eier trat. Sie
war siebzehn und gerade von zu Hause ausgezogen. Ich war dabei, mich auf dem
Weg in die Undercoverabteilung im Dezernat für Sexualdelikte hochzuarbeiten,
und da es in der Gegend zu ein paar Vergewaltigungen gekommen war, wollte mein
Boss, dass irgendwer Jackies Aussage aufnahm.
    Ich hätte
es nicht machen müssen. Eigentlich hätte ich es nicht machen sollen: Man lässt
die Finger von Fällen, in die die eigenen Angehörigen verwickelt sind, und ich
wusste gleich Bescheid, als ich auf dem Anzeigeformular den Namen »Jacinta
Mackey« las. Halb Dublin heißt entweder Jacinta oder Mackey, aber ich
bezweifele, dass sich noch andere Eltern außer meinen dazu verstiegen hatten,
ein Kind Jackie Mackey zu nennen. Ich hätte es meinem Boss nur zu sagen
brauchen, dann hätte ein Kollege Jackies Beschreibung von Minimaxens Minderwertigkeitskomplex
aufgenommen, und ich hätte friedlich weiterleben können, ohne je wieder über
meine Familie nachdenken zu müssen oder über Faithful Place oder den
mysteriösen Fall des mysteriösen Koffers. Aber ich war neugierig. Jackie war
neun, als ich von zu Hause wegging, nichts von alledem war ihre Schuld, und sie
war ein liebes Kind gewesen, damals. Ich wollte sehen, was aus ihr geworden
war. Zu dem Zeitpunkt dachte ich eigentlich nur: Was soll schon Großartiges
passieren? Mein Fehler war, dass ich das für eine rhetorische Frage hielt.
    »Komm«,
sagte ich zu Holly, hob ihren anderen Schuh auf und warf ihn ihr zu. »Wir
machen mit deiner Tante Jackie einen Spaziergang, und dann holen wir uns die
Pizza, die ich dir Freitagabend versprochen habe.«
    Eine der
vielen erfreulichen Seiten meiner Scheidung ist die, dass es mir erspart
bleibt, erfrischende Sonntagsspaziergänge in Dalkey zu machen und höflich
beigegekleidete Paare zu grüßen, die das Gefühl haben, ich würde mit meinem
Dialekt die Grundstückspreise drücken. Holly mag die Schaukeln im Herbert Park
— soweit ich das dem intensiven leisen Monolog entnehmen kann, den sie vom
Stapel lässt, sobald sie in Schwung kommt, zählen sie als Pferde und haben
irgendwas mit Robin Hood zu tun -, deshalb gingen wir mit ihr dorthin. Es war
ein kalter, heller Tag geworden, fast schon frostig, und viele geschiedene Dads
hatten dieselbe Idee gehabt. Manche hatten gleich auch noch die entsprechende
Vorzeigefreundin mitgebracht. Mit Jackie und ihrer Jacke aus Leopardenkunstfell
passte ich wunderbar ins Bild.
    Holly
rannte gleich zu den Schaukeln, und Jackie und ich suchten uns eine Bank, wo wir
sie gut im Auge behalten konnten. Holly beim Schaukeln zuzuschauen ist eine
der besten Therapien, die ich kenne. Sie ist stark für so ein kleines Wesen;
sie kann stundenlang schaukeln, ohne müde zu werden, und ich kann ihr dabei
unermüdlich zuschauen, mich vom Rhythmus fröhlich hypnotisieren lassen. Als
ich spürte, wie meine Schultern herabsackten, merkte ich erst, wie verspannt
sie gewesen waren. Ich atmete tief durch und fragte mich, wie ich meinen
Blutdruck unter Kontrolle halten sollte, wenn Holly aus dem Spielplatzalter
rauswuchs.
    Jackie
sagte: »Gott, sie ist bestimmt einen halben Meter gewachsen, seit ich sie
zuletzt gesehen hab. Dauert nicht mehr lang, dann ist sie größer als ich.«
    »Demnächst
sperre ich sie bis zu ihrem achtzehnten Geburtstag in ihrem Zimmer ein. Ich
warte nur noch, bis sie das erste Mal den Namen eines Jungen erwähnt, ohne
Würgelaute zu machen.« Ich streckte die Beine vor mir aus, verschränkte die
Hände hinter dem Kopf, hielt das Gesicht in die schwache Sonne und spielte mit
dem Gedanken, den Rest des Nachmittags in genau dieser Haltung zu verbringen.
Meine Schultern sanken noch ein Stückchen tiefer.
    »Stell dich
drauf ein. Die fangen heutzutage verdammt früh an.«
    »Holly
nicht. Ich hab ihr gesagt, Jungs lernen erst mit zwanzig, aufs Töpfchen zu
gehen.«
    Jackie
lachte. »Dann verknallt sie sich gleich in ältere Männer.«
    »Alt
genug, um zu wissen, dass Daddy einen Revolver hat.« Jackie sagte:

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