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Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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klingt. Ich mag sie halt, die Moni. Ist ganz anders als der Herr Künstler. Aber was geht Sie das denn an?«
    Elke blickte konzentriert in die Augen des Wirtes. »Ich arbeite bei der Rechtsmedizin«, log sie. »Und Ihr Sohn Benny, den Sie zum Leibwächter machten, hat nach meinen Nachforschungen versucht, die Moni auf dem Weg von Salet hoch zum Funtensee zu erschlagen, indem er einen Geröllabgang ausgelöst hat.« Sie hielt einige Sekunden inne und ließ die Stille sich ausbreiten.
    Walfried Hocheck war bei ihrem letzten Satz aufgesprungen. Nach dem ersten Schrecken war er zur Tür des kleinen Raumes gegangen und hatte sie geschlossen. Lauernd, als ob weitere Hiobsbotschaften folgen müssten, und zugleich ungläubig schaute er auf die Frau vor ihm. Die nickte ungerührt und wies dem Res­taurantbesitzer seinen Platz am Tisch zu.
    »Die Moni ist eine faszinierende Frau. Mit achtzehn ihre Flucht ins Indisch-Tibetische; diese Konkurrenz in den Augen Ihres Sohnes; der Anschlag auf sie, irgendwas stimmt da doch nicht, oder?« Elke war jetzt innerlich ganz im Dienst. Sie fühlte die Anspannung ihres Gegenübers, sah den Schweiß auf seiner Stirn. Aber Bennys Vater schwieg. »Merkwürdig finde ich auch, wie sehr die Wirtin vom Koglerhaus so nebenbei betonte, wie komisch die Moni nach ihrer Asien-Reise zurückgekommen sei. Als wollte sie auf was hinweisen.« Die Polizistin beobachtete den alten Mann am Tisch. Der hätte am liebsten den Raum verlassen, das konnte sie erkennen.
    »Also, Frau ...«
    »Hundgeburth, ehrwürdig-kölnischer Name. Elke Hundgeburth.«
    »Frau Hundgeburth, ich weiß nicht, wie ich Ihnen helfen kann. Auch nicht, ob da überhaupt etwas für mich zu tun ist. Die Moni geht Sie ja gar nichts an, oder?« Walfried Hocheck hatte sich lang sam erhoben und war zur Zimmertür gegangen. Er hielt das geöff­ nete Türblatt an der Klinke fest und wies der Kölnerin den Weg nach draußen. »Ich will nicht unhöflich sein, aber ich habe zu tun. So ein Betrieb wie dieser läuft nicht von allein. Und, da Sie Rechtsmedizinerin sind, sei gesagt, hier gibt es keinen Fall für Sie. In Bayern ermittelt die bayerische Justiz. Hilfe aus Köln haben wir bei uns nicht nötig, schon gar nicht, wenn die Tat fehlt. So auf den Hund gekommen sind wir noch nicht.«
    Elke nickte stumm und versuchte, durch ein kaltes Lächeln Überlegenheit auszudrücken. »Sagen Sie mal«, sie deutete auf ein Wappen, das die Bierdeckel und Aschenbecher auf den Tischen zierte und ein scheuendes Pferd zeigte, »hier steht ja überall Stutenbräu drauf. Führen Sie die Marke noch? Ich dachte, die haben Ihnen gekündigt?« Der alte Hocheck zog seine Lippen zusammen und blickte sie kalt an.
    »Ich hab ein neues Bier, Amtsmeister , das ist passabel und schmeckt immer noch besser als das Pipibier Ihrer Domstadt. Lassen Sie das mal meine Sorge sein. Die Privatbrauerei Stutenbräu kommt schon wieder zur Besinnung. Das waren früher nämlich wundervolle Zeiten.«
    Elke verließ die Gaststätte und winkte kurz mit der Hand. Hier war sie nicht zum letzten Mal gewesen, das war ihr klar. Vielleicht sollte sie noch einige Dinge in Erfahrung bringen. Mit planvollen Gedanken reihte sie sich bei den Touristen ein, die auf die Überfahrt nach Schönau warteten, der Gemeinde direkt am See. Elke nahm den Ort als einen Stadtteil Berchtesgadens wahr, der nahtlos in die Stadt überging, nur unterbrochen von hingetupften Wäldchen und Wiesen.

    Nachdem das Boot den See überquert und am anderen Ende angelegt hatte, betrat Elke den Schankraum des Seerestaurants, das direkt am Ufer lag. Sie erbat sich ein Telefonbuch, suchte und tippte eine Nummer in ihr Handy und begann zu telefonieren. Es war die Zeit zwischen Frühstück und Mittagessen, die Tische wa ren leer. Nur ein Ober langweilte sich und pendelte schlendernd von der Außenterrasse zur Gaststube hin und her. Wäh rend Elke am Telefon ihre Anliegen formulierte, blickte sie auf ei ne Schiefertafel. Saibling und Forelle aus dem See wurden empfohlen. Fangfrisch.
    Nach ausgiebigem Wortwechsel war das Telefonat beendet. Ihre schiefen Mundwinkel verrieten, dass es kein sehr erfreuliches Gespräch gewesen war.
    »Lätschige Bayern«, murmelte sie. »Dachte, die sind so auf Draht. Aber nein. Erst einmal muss eine Referenz her. Bitte schön, dann leuchtet mich halt durch, anschließend kann ich eh alles al lein recherchieren. Kenn das ja. Die haben wohl Zeit zu viel.«
    Sie tippte eine andere Nummer in ihr Telefon. Nach kurzem

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