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Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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einen schmalen Block Papier, wie man ihn in Gaststätten zum Abrechnen benutzte – oder zum Aufschreiben der Spielstände. »Ich brauch einen Kuli«, sagte sie und sah sich suchend um. Dann tippte sie sich an die Stirn. »Ich hab doch selbst noch ei nen«, erinnerte sie sich grinsend und zog das geliehene Schreibgerät aus der Hemdtasche. Es war wie im Dienst. Es gab Tage, da hatte sie keinen Kugelschreiber, und an manchen steckten bis zu fünf zusammengeliehene in irgendwelchen Taschen. Das war ihr nicht peinlich, nahm sie diese billigen Werbedinger doch eher als Kollektiveigentum wahr.
    »Beim Berchtesgadener Anzeiger, ja. Sagte ich doch.« Hubert sah sie irritiert an. Wollte sie jetzt einen handgeschriebenen Arti kel von ihm haben? So auf die Schnelle und auf solch einem Papier ­fetzen?
    »Kannst du mir da Zugang zum Archiv verschaffen? Ich möch te etwas in alten Ausgaben nachsehen.« Seine Augenbrauen zo gen sich zusammen. »Nichts Anrüchiges und sicher ohne großen Aufwand zu finden, wirklich. Vielleicht weißt du jemanden, der mir mit ein paar Zeilen von dir dabei helfen kann?«
    »Um was geht’s denn?«, wollte der Journalist wissen, doch El ke schüttelte den Kopf.
    »Frag mich nicht, das wär zu kompliziert zu erklären. Es hat was mit dem gefundenen Körperteil zu tun. Aber noch ist alles va ge, eher so ein Gespür. Schreibst du was?« Bei Erwähnung der Hand war Hubert hochgeschreckt.
    »Quincey ermittelt? Klasse. Du hast das Teil doch gar nicht gesehen, und keiner weiß, von wem es ist. Na, das find ich jetzt mal spannend. Das wird sicher eine nette Geschichte.« Er hastete mit dem Kugelschreiber über das Papier, riss das Blättchen vom Block und reichte es seiner Zimmernachbarin, als wäre es ein ausgeschriebener Blankoscheck. »Sagst du mir später, was du gefunden hast? Immerhin lebe ich davon, Artikel zu schreiben. Und wenn es mal nichts Alltägliches ist, um so besser.«
    Elke faltete das Papier zusammen, steckte es weg und nickte. »Ich setz dich ins Bild, sobald es Sinn macht.« Sie reckte sich und hielt mit erhobenen Armen inne. Ein pochendes Dröhnen hatte die Luft erfüllt. »Was ist denn das?«, fragte sie und blickte hellwach um sich.
    »Der Hubschrauber. Johannes und Gundi bekommen sicher noch eine Ladung Teebeutel und Toilettenpapier, von den Eimern Marmelade und den eingefrorenen Rinderbraten gar nicht zu reden.«
    Elke räumte schnell ihr Frühstücksgeschirr aufs Tablett.
    »Oh, das seh ich mir mal an. Eine Hubschrauberlandung hier oben ist bestimmt nicht ganz einfach. Wind, Nebel, die Tannen, die Piloten müssen was können, oder?«
    Diesen Gedanken hatte sie nicht allein. Draußen, hinter der Hütte, waren viele der Bergwanderer stehen geblieben, um der Landung zuzusehen. Dort, wo das weite Feld des Alpen-Ampfers stand, schwebte ein Hubschrauber über dem Boden und verwirbelte die staubige, eiskalte Luft. Viele der Neugierigen hielten sich die Jacken zu und wandten das Gesicht ab.
    Da kam aber ganz gewiss keine Lieferung für die Hütte, war El ke sich beim ersten Blick auf den Flugkörper sicher. Der Schwanz der großen, weißen Libelle war grün, und da wo die Farben sich trennten stand in Schwarz das Wort Polizei . Langsam setzte der Hubschrauber auf, und die Rotorenblätter beruhigten sich.
    Ungelenk kletterte aus dem Führerhaus ein vielleicht Sechzigjähriger, krampfhaft einen Pilotenkoffer in den Händen haltend. Die graue Steppjacke wirkte an dem kleinen, untersetzten Körper wie ein Kurzmantel. Dann entstieg der Glaskanzel ein Mann in petrolfarbenem Overall, der in den Armen einen Hund hielt. Das Tier, offensichtlich froh, wieder auf der Erde zu sein, drängte sich an seinen Herrn, nachdem er es abgesetzt hatte.
    Die beeindruckende Gestalt der Hauswirtin bahnte sich durch die gaffenden Zuschauer den Weg zu den Gelandeten. Man gab sich die Hand, und Gundi begleitete die Ankömmlinge ins Haus.
    Das wird der Beginn der Ermittlungen in Sachen Handfund sein, dachte Elke. Die suchen jetzt den passenden Besitzer. Lang sam ging sie auf den Piloten zu, der inzwischen neben der Maschine stand und in das frühe Sonnenlicht blinzelte.
    »Ist so ein Flug hier oben gefährlich?«, fragte sie unvermittelt und lächelte den Mann an. »Ich denke, wegen der Berge, des Winds und so weiter ist das nicht einfach.« Der Flieger nahm die Sonnenbrille ab und stellte sich breitbeinig auf.
    »Ja, gute Frau, einfach ist das nicht. Aber man hat ja seine Erfah rung. In der Stadt mit all den über

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