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Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Läuten meldete sich eine männliche Stimme. »Hallo Manfred. Ich bin’s, Elke. Wollte dir nur sagen, dass ich in Schönau bin, am See unten. Wo bist du denn untergekommen?« Nickend hörte sie der Antwort zu. »Na, das klingt nicht gerade nach einem romantischen Liebesnest. Dafür hast du echt kein Händchen. Aber was soll ich mich beschweren, ich treff mich ja freiwillig mit dir. Wann genau ich übrigens komme, weiß ich nicht. Bin sicher den ganzen Tag in Berchtesgaden unterwegs. Muss einiges ermitteln, das kann dauern. Kennst das ja noch, oder? Lass uns abends sagen, ich ruf wieder an. Ich denk, ich nehm ein Taxi.«
    Manfreds Antwort war verhalten, sie merkte ihm an, wie unsi cher er in seiner Rolle war. Wollte er alles rückgängig machen, Ge sprochenes einfangen? Wieder kam ihr der Laacher See in den Sinn. Der Sex mit ihr sei besser gewesen, hatte er gesagt. Und später, von seiner Familie gelangweilt, beklagte er sogar den Mangel an kulturellen Gesprächen. Elke grinste. Komm Manfred, dachte sie und steckte das Telefon ein, mir reicht heute, wenn du das mit dem Sex beweist.
    Sie verließ das Restaurant mit Seeblick und folgte der Geschäftsstraße mit den Andenkenläden und Imbissständen bis zum Taxistand am Busparkplatz. Die Mitte des Platzes war mit Flatterband abgesperrt, sie sah große Flecken verbrannten Gummis und Ruß auf dem Asphalt. Der Taxifahrer, der sie nach Berchtes gaden brachte, informierte sie. Ein Nazibus sei in die Luft geflogen, fasste er die Ereignisse zusammen, es habe Tote und Verletzte ge geben. Leider auch eine Busfahrerin aus dem Ort. Vielleicht sei es der Mossad gewesen, die Bildzeitung habe so etwas geschrie ben. Aber Genaueres, er zuckte dabei die Schultern, wisse niemand. El ke nickte. Jetzt verstand sie, warum man ihr eben am Telefon gesagt hatte, man sei personell gebeutelt und habe nur einen Mann nach oben schicken können.
    Als das Taxi nach kurzer Fahrt vor der Stadtbibliothek in Berchtesgaden anhielt, wurde sie schon von ihrem Gesprächspartner auf der Treppe erwartet.

Fundsache
    Der belgische Schäferhund in seinem sandfarbenen Kurzhaarfell wurde unruhig, als Gundi, der Diensthundeführer und Hauptkommissar Schartauer von der Polizei Berchtesgaden den Flur des Koglerhauses betraten. Das Tier zog an der Leine und winselte. Alle drei Menschen sahen erwartungsvoll, wie sich die spitzen Ohren nach hinten legten und der ganzen Körper die Muskeln anspannte.
    »Ich glaub, einen Kaffee brauch ich euch nicht anbieten, oder? Es scheint ja gleich loszugehen«, meinte die Wirtin und wies auf den Hund, der in Richtung Keller zog.
    »Ja«, der Hundeführer verkürzte die Leine und tätschelte dem Tier die Brust, »der Ramses hat schon die Witterung.«
    »So, Ramses heißt der? Das ist ja ein nobler Name.« Gundi hatte Spaß daran zu sehen, wie motiviert das Tier war. »Ich hoffe, der beißt nur die Richtigen«, ergänzte sie und sah die Zähne in dem geöffneten Maul.
    »Das ist ein ganz ein Lieber«, lächelte der Hundeführer sie an. »Er steht gut im Gehorsam. Aber zum Beißen sind wir ja gar nicht hier, oder? Du wolltest doch einen Leichenspürhund?« Dabei sah er auf seinen Kollegen, der bis jetzt wortlos daneben gestanden hatte.
    Schartauer nestelte an seiner goldfarbenen Brille. Die blau getön ­ ten Gläser und die aus der Steppjacke hervorblinkende Goldkette wirkten in dieser rustikalen Umgebung deplaziert. Hier war eine Wanderhütte, nicht das Weiße Rössl am Wolfgangsee. »Ja, also«, er räusperte sich und sah zur Hüttenwirtin, »ob ich mal die Hand sehen dürfte? Hatten Sie nicht anrufen lassen?«
    »Genau, dafür musste die Moni extra absteigen. Und das Satellitentelefon ist immer noch verschwunden. Zefix! Aber wenn’s schon mal da seid, lässt sich das sicher auch ermitteln, will ich hoffen.«
    Schartauer lächelte und nickte. »Zu seiner Zeit. Ich bin wegen der Hand hier, das scheint doch wichtiger. Hat denn die Frau Rie deneiner weitere Hinweise oder war die nur die Überbringerin der Nachricht?«
    »So ist’s. Die Moni hat nix gesehn, ich hab sie hinuntergeschickt, weil sie so gut zu Fuß ist. Dabei wär sie doch fast von einem Ge röll­abgang erschlagen worden.«
    Der Polizeihund, der sich zeitweise zu Füßen seines Herrn niedergelegt hatte, zog jetzt wieder an der Leine.
    »Ja, das Leben im Berg ist gefährlich. Ich fühl mich unten auch wohler, da ist’s auch schön, und grüner.« Schartauer machte zum Diensthundeführer eine Handbewegung und der gab dem

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