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Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Voigtländer-Kamera hoch. »Optik von Rollei, alles Made in Germany . Tolle Bilder hat die gemacht. Hat man mir in Spanien geklaut. Das war glaube ich 1995. Was waren da für schöne Aufnahmen drauf. Na egal, vielleicht ist ein Film drin und der hilft uns weiter?« Er sah zu seinem Kollegen, der den Apparat nach Fingerabdrücken untersuchte.
    Dann deutete er auf eine angebrochene Schokolade. »Halbbitter, na keine sonderlich gute Visitenkarte für einen Gastronomie- Kritiker. Die Herren schwören doch sonst immer auf ganz dunkel, kann gar nicht kakaoprozentig genug sein. Aber hier wird’s interessant. Schau mal.« Er griff die Brieftasche und entnahm ihr einen Personalausweis. »Wiesbeil, kein Zweifel. Geboren 1950 in Bad Reichenhall.« Er fingerte weiter in dem Ledermäppchen. »Na so was. Noch ein Ausweis. Universität von Belgrad, scheint 2008 abgelaufen. Komische Kombination. Der Gastronomie-Kritiker und eine akademische Laufbahn in Serbien. Der Rest im Ausweis ist auf Kyrillisch.«
    Schartauer steckte die Papiere wieder zurück. Die Brieftasche würde sowieso zu den Unterlagen genommen. Er sah auf die Wä sche neben dem Rucksack. »Was meinst, die Hemden könnten auch ihm gehört haben? Größe 45 für dickere Hälse. Das ist so Konfektion 58 oder 60? Ja, das scheint doch zu passen.« Er nahm die Fotos in die Hände, die wie durcheinandergeworfen auf der Tischplatte lagen. Mit einem Bild, auf dem das Gesicht des fotografierten Mannes Ähnlichkeiten mit dem gefundenen Schädel hatte, ging er an die Hüttentür. Die Küchenhilfe hatte die beiden Polizis­ten beobachtet. »Ist er das?«, fragte er sie und zeigte ihr das Foto.
    Sie besah es sich einen Moment lang und nickte. »Ich glaub schon. Hab ihn älter in Erinnerung, aber die Brille und der Bart passen. Und so dick wie auf dem Bild war er auch.«
    Schartauer tippte auf die Frau, eine dunkelhaarige Schönheit, die neben Wiesbeil stand und in die Kamera lächelte. Er schaute Moni fragend an.
    »Nein, keine Ahnung, kenn ich nicht. Die Brücke da«, Moni zeigte auf die gebogene Steinbrücke, vor der sich das Paar hatte ablichten lassen, »sieht südeuropäisch aus. Frankreich oder Balkan, würd ich sagen.« Sie drehte sich um und blickte auf den Fun tensee, der an die Hütte grenzte. Ihre Mitarbeit schien damit be endet.
    »Balkan, ja das könnte sein.« Schartauer sah auf die anderen Bilder. Junge Soldaten in grauen Uniformen und mit roten Baretten. Die Schöne, untergehakt bei einem älteren, mit Orden dekorierten Offizier. »Das hier und das mit den beiden an der Brücke nehm ich extra«, sagte er zu seinem Kollegen, legte die Fotos in Klarsichtfolie und steckte sie ein.
    »Er ist wohl um sechs Uhr aufgestanden«, stellte der Erkennungsdienst fest und hielt den Wecker hoch, der neben dem Schlafsack auf der Holzbank stand.
    Schartauer nickte und sah zum Titel des Buches, das auf dem Tisch lag. Wahllos blätterte er es durch. »Humor hatte er aber, der Gastronomie-Kritiker. Saltimbocca . Kenn ich. Nein, nicht, was du meinst«, er lächelte dem Kollegen zu, der weiter an den Gegen ständen nach Finger- und DNS-Spuren suchte. »Du denkst ans Es sen, ich meine den Buchtitel.« Er tippte auf die Seiten. »Wiesbeil, Tester der alpinen Küche, liest einen Krimi. Oder besser las. In diesem Roman sitzt ein erfolgloser Krimiautor in einer römischen Trattoria und lässt sich vom Wirt mit Köstlichkeiten bedienen. Die Beschreibungen machen echt Appetit, sag ich dir. Dafür soll er den Chef in seinem Buch erwähnen. Der Autor schreibt über einen Privatdetektiv. Und der hat einen Mord aufzuklären, in dem ein Restaurantkritiker zerstückelt wurde. Für den Krimi autor wird die Geschichte bald Teil des realen Lebens. Das Ganze bekommt eine, sagen wir unappetitliche Wendung.« Moni hatte neugierig zugehört und den Kopf geschüttelt. Der Mann vom Erkennungsdienst war beeindruckt.
    »Und wir haben jetzt vermutlich die Leiche dieses Kritikers, der über zerstückelte Kritiker einen Krimi las, zerlegt im Steinernen Meer gefunden. Das nenn ich mal Schicksal.«
    »Ja, aber dass er so etwas las, hat Witz, finde ich.« Schartauer sah seinem Kollegen zu, wie der bei seiner Spurensuche glatte Flächen und Gegenstände schräg zum Licht beäugte, mit einem Blasebalg schwarzes Pulver darauf sprühte und dann mit einem Pinsel dar überstrich. »Ich denke, ich lass dich mal allein machen. Vielleicht hat der Heustapel ja was erfahren.« Er stand in der Hütten tür und sah an Monis

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