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Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Wachmacher.« Er erhob sich, um einen aus der Küche zu holen. Sie setzte sich dagegen wieder vor die Hütte in die Herbstsonne. Ich werd abwarten, was so passiert, dachte sie.
    An der Durchreiche sah Heustapel die beiden bosnischen Frauen, die am Herd zusammenstanden. Er fragte nach einem Kaffee und die Jüngere füllte ihm sofort einen Becher.
    »Die Wirtin und den Finder hab ich jetzt vernommen«, meinte er beiläufig und nippte am Becher. »Da könnte ich doch gleich mit Ihnen weitermachen, oder?«
    Latifa lächelte schüchtern und zuckte die Schultern. »Wir nix wissen«, wehrte sie ab und sah dabei zu ihrer älteren Kollegin rüber, die langsam die Küche verließ. Heustapel sah in ihre espressobraunen Augen. Was mochten die schon alles gesehen haben, dachte er und verlor sich ein wenig darin. Von Bosnien bis hier hoch, weg von der Familie und der Heimat, der eigenen Sprache, das muss ein harter Schritt gewesen sein.
    Etwas berührte seinen Arm, er erschrak und zuckte zusammen. Kaffee schwappte über den Becherrand. »Herrgottsakra! Pass doch auf«, rutschte es ihm raus. Dann erst erkannte er, wer ihn gerade am Arm gezupft hatte.
    » Komm, weitermachen.« Saliha, die ältere Bosnierin, machte eine Kopfbewegung in die Stube. »Wir noch viel Arbeit.« Anschei­ nend wollte sie mit der Vernehmung schnell fertig werden. Heu stapel stutzte und ergab sich in die Situation. Die Reihenfolge mög­ licher Zeugen war in diesem Stadium der Ermittlungen ziemlich egal.

Spiegelreflexkamera
    »Wer kennt sich denn sonst noch aus, hier bei der Hütte?«, fragte Schartauer und sah dabei Moni von der Seite an. Beide folgten dem Weg entlang des Funtensees zur Almrauscher-Hütte. Sein Kollege vom Erkennungsdienst ging hinterher, er trug die Spurenkoffer.
    »Die Gundi, nehm ich an«, antwortete die Gefragte ohne nachzudenken. »Vielleicht noch Johannes, ihr Bruder. Darüber hinaus?«, jetzt blickte sie überlegend in den Himmel, »also ich glaub sonst keiner.«
    Sie verließen den Weg, durchschritten wenige Meter sumpfiger Wiesen und überquerten eine kleine Brücke, eher ein Brett, das über einem murmelnden Seezulauf lag.
    »Schöner Platz«, meinte der Erkennungsdienst, »so friedlich.« Er sah von der Hütte, vor der sie jetzt standen, zur zweiten in unmittelbarer Nachbarschaft.
    »Welche ist es?«
    Moni machte eine Kopfbewegung. »Na, die hier, wir stehen davor.« Die beiden Männer folgten ihr bei der Umrundung der Holzhütte, bis sie vor dem Eingang anhielten.
    »Der Almrauscher, ein Schnapsbrenner«, sie griff hinter eine lose sitzende Holzschindel der Wandverkleidung und zog einen alten, rostigen Schlüssel hervor, »der sammelt im Tal Enzian und brennt den an Ort und Stelle. Hat als Einziger dafür eine Genehmigung. Altes Familienrecht.«
    Schartauer sah ihr fasziniert zu. »Wenn man Sie so beobachtet, also ich möchte meinen, Sie schließen da öfter auf. Wer kennt denn noch die Lage des Schlüssels? Gibt es von dem mehrere?«
    Gleichgültig zuckte Moni die Schulter. »Sagte ich doch, die Wirtin und vielleicht ihr Bruder. Aber eigentlich sind wir nie an den Hütten. Fremdes Terrain, Sie verstehen? Wir haben hier nix zu su chen. Von der Schlüsselstelle wissen wir nur, weil wir schon seit Jahren jeden Sommer am Funtensee verbringen und den alten Almrauscher kennen.«
    Die Scharniere der Tür ächzten leise, als Moni sie öffnete. Schartauer schob die junge Frau beiseite und betrat, gefolgt von seinem Kollegen, den ersten der zwei Räume. Beide Ermittler trugen noch ihre weißen Overalls, in denen sie den abgetrennten Schädel begutachtet hatten. Langsam schwitzten sie in den Dingern.
    »Warten Sie bitte hier an der Tür, vielleicht haben wir bei der Sichtung der Hütte weitere Fragen.« Moni nickte und lehnte sich mit lässiger Neugier an den Türrahmen.
    Schartauer ging durch den Stubenraum in die angrenzende Brennerei und kam nach einem schnellen Rundumblick zurück. Er blieb am Tisch stehen und blickte auf die Gegenstände, die dort lagen. »Scheint so, als habe hier jemand rumgewühlt«, murmelte er und zog sich Einweghandschuhe an.
    »Oder der letzte Bewohner hat schlecht aufgeräumt, kann auch sein«, erwiderte der Erkennungsdienst. Nach den ersten Übersichtsfotos konnte Schartauer die Sachen anfassen. Der merkwürdige Rucksack aus Segeltuch und Kuhfell war leer.
    »Traditionalist, der Herr. Kein Mensch rennt noch mit so einem Teil durch die Berge. – Aber so eine hatte ich auch mal«, er hielt die

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