Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi
gewann der Hubschrauber an Höhe, dann drehte er ab.
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Kasnocken
Schartauer hatte Hunger, als er in Begleitung von Moni den Flur des Koglerhauses betrat. Sie müsse in der Küche helfen. Vor das Essen habe der liebe Gott das Kochen gestellt, verabschiedete sie sich und ließ ihn stehen.
»Ihr Kollege ist in der Stube«, beantwortete Gundi seine un au s gesprochene Frage über die Küchentheke hinweg. Irgendwie kam ihm ihre Stimme unfreundlich vor. Der raue Charme der Her bergswirte, dachte er, grüßte dankend und setzte sich in die Nä he Heustapels, der Latifa Halilovic vernahm. Leise, um nicht zu stören, entstieg er seinem weißen Overall. Der Stoff knisterte trotzdem. Dem laufenden Frage- und Antwortspiel entnahm er, dass sein Kollege nicht weitergekommen war. Die Bewohner des Koglerhauses schienen wenig Brauchbares zu wissen. Der Weggang Wiesbeils im Streit war das Einzige, was feststand. Nach der Ver nehmung, beide Ermittler saßen allein am Tisch, berichtete Heustapel kurz über die Episode mit dem Satellitentelefon.
»Tja, die Bosnierinnen haben gewiss Angst vor der Polizei. Das liegt wohl auch in ihrer jüngsten Geschichte begründet. Schätze, von denen werden wir keine substanziellen Hinweise mehr erhalten. Nix hören, sehen oder sagen, damit sind die bestimmt bis jetzt am besten gefahren.«
Der ältere Kripobeamte klopfte seinem Kollegen auf die Schultern. »Komm, mach eine Pause. Die Moni Riedeneiner hab ich dir ja auch wiedergebracht. Die musst du wohl noch vernehmen.«
»Und den Johannes.« Heustapel stöhnte. »Was hat denn die Hütte am See ergeben?« Schartauer wiegte den Kopf.
»So manches, will ich meinen. Das Spurenmaterial müssen wir natürlich erst auswerten. Die hier hab ich schon mal mitgenommen.« Er legte zwei Fotos in Klarsichtfolie auf den Tisch.
Heustapel, dankbar für eine visuelle Ablenkung, zog sie zu sich hin. »Das ist also der zerteilte Kritiker lebend und am Stück.« Er betrachtete das Bild, das Wiesbeil mit einer schönen, dunkelhaarigen Frau vor einer gebogenen Steinbrücke zeigte. Irgendetwas kam ihm bekannt vor. Die Intensität des Sonnenlichts, die Farbe der Steine ließen ihn an Urlaub denken. »So eine Brücke hab ich in Kroatien mal gesehn. Sieht doch alles aus wie ein Urlaubsbild, oder?«
Schartauer sah ihn neugierig an. »Moni Riedeneiner hat das Fo to auch gesehen und sofort auf Balkan getippt. Könnte was dran zu sein.« Der jüngere Ermittler betrachtete die zweite Fotografie genauer. Wieder war die elegante Frau zu erkennen, diesmal neben einem Soldaten. Sie hatte sich bei dem ordensdekorierten, älteren Mann untergehakt. Dem Kripobeamten stockte der Atem. Jetzt wusste er, was ihm so bekannt vorkam.
»Die hab ich doch heute gesehen. Diese Dame und den Soldaten.« Er sprang auf. »Komm schon. Ich zeig dir was.« Nun war es Schartauer, der sich über Neues freute. »Vielleicht ist Johannes noch da oben«, warf Heustapel ihm zu, und sein Kollege folgte, ohne zu begreifen.
Elke hatte sich bequeme Kleidung für einen Hüttentag angezo gen . Sie würde heute kaum mehr vor die Tür gehen, hatte sie be schlossen. Nachdem sie ihren Rucksack aus- und eingeräumt und das Restgepäck neu geordnet hatte, knurrte ihr Magen. Typisch, dachte sie. Wenn ich mich schon nicht bewege, habe ich wenigstens Hunger. Paradox. Sie wollte zur Essensausgabe und war neugierig auf das, was noch passieren würde. Im Treppenhaus stürmten ihr die beiden Kollegen aus Berchtesgaden entgegen. Sie blieb stehen und folgte ihnen.
Heustapel riss die Tür zum Privattrakt auf und öffnete dann die Tür zur Kammer der Bosnierinnen, ohne anzuklopfen und bevor Schartauer noch rechtliche Bedenken zum Betreten und Durchsuchen fremder Räume formulieren konnte. Dann waren beide eingetreten. Johannes lehnte halb aus dem Fenster, rüttelte an einer Lade und überprüfte die Festigkeit. Zufrieden nickend schloss er den Rahmen. Heustapel nahm keine Notiz von ihm, sondern griff zielsicher die Zeitschrift von einem der Tischchen, die vor den Betten standen. Laut Titelblatt hieß sie Svet . Hastig blätterte er die Seiten um, hielt inne, schlug mit der flachen Hand dagegen und zeigte sie seinem Kollegen.
»Hier, sag ich’s doch. Dieselbe Frau und derselbe Soldat. Sieht aus wie ein General. Was denkst du?«
Schartauer nahm die Zeitschrift und blickte erstaunt auf die Fotos. Tatsächlich. Alois hatte Recht. Er sah auf den Text. Lateinische Buchstaben, aber unlesbare
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