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Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Gutachten der Rechtsmedizinerin aus Bad Reichenhall durchgegangen. Ihrer Meinung nach war die Hand abgetrennt worden, nachdem der Tod eingetreten war. Gott sei Dank, hatte Schartauer beim Lesen gedacht. Er verspürte kein Verlangen nach jemandem, der seine Opfer bei lebendigem Leib verstümmelte. Laut Rechtsmedizinerin war die Amputation gemäß den Spuren an Gewebe und Knochen nicht durch Abhacken oder maschinelles Durchtrennen, sondern mit einer breiten Messerklinge erfolgt. Der Körperteil gehöre zu einer männlichen Person von vielleicht fünfzig bis sechzig Jahren. Eine Fettgewebemessung lasse bei dem Opfer starkes Übergewicht vermuten. Die Größe der Hände wiese auf eine Statur um die einhundertachtzig Zentimeter hin. Der getragene, goldene Ehering mit der Inschrift Danica, 12.07.1996 mache weitere Ermittlungen erforderlich. Über die Herkunft des Ringes und die Hintergründe des Datums könne sie als Rechtsmedizinerin nichts sagen. An dieser Stelle hatte Schartauer beim Vortragen der Untersuchungsergebnisse säuerlich gelächelt. Frau Doktor ließ ihn wissen, was er zu tun hatte. Als letzten Punkt im Bericht hatte sie die Fingernägel angesprochen. Der Zustand sei gepflegt gewesen, wie auch die Hand insgesamt auf keine körperliche Arbeit hinwiese. Unter den Nägeln hätten sich Spuren von Schokolade mit einem Kakaogehalt von vierzig Prozent befunden.
    Jetzt also, im Keller des Koglerhauses, hatten sie vermutlich den Kopf, der zum ersten Leichenteilfund passte. Wollen nicht hoffen, dachte Schartauer, dass es hier oben in den Bergen zwei zerteilte Opfer gibt. Mal sehen, wie genau die Rechtsmedizinerin im Kaffeesatz gelesen hat.

    Vorsichtig öffnete der Mann vom Erkennungsdienst den Beutel, wendete wegen des aufsteigenden Gestanks das Gesicht ab und griff hinein. Schartauer legte eine Plastikunterlage aus dem Koffer auf den Boden und dann suchten beide, für den Kopf eine güns­tige Position zu finden. Heustapel leuchtete mittels zweier starker Lampen das Objekt aus. Alle drei atmeten kurz und flach, um so wenig wie möglich riechen zu müssen. Der Erkennungsdienst besah sich den Schädel von allen Seiten, machte mehrere Polaroidfotos und legte ihn in eine mitgebrachte Tüte. Der Müllbeutel wurde zur weiteren Spurenermittlung ebenfalls eingepackt.
    Aus dem Keller zurück, zeigten die Ermittler die Fotos den in der Küche und im Flur Anwesenden. Gundi, die die Edelstahlverkleidung der Küchenunterschränke polierte, bekam das tote, grell beleuchtete Gesicht zuerst zu sehen. Sie wischte sich die Hände an der Hose ab und griff das Bild. Ein kurzer, vorsichtiger Blick genügte ihr und mit leicht geöffnetem Mund und geweiteten Augen gab sie das Foto zurück.
    »Der Wiesbeil. Grauslich.« Sie starrte Schartauer an, der ihr gegenüber stand und sie fragend ansah.
    »Heinz-Gerd Wiesbeil. Ein schrecklicher Mensch. Dass er so enden muss. Gott der Gerechte. Er hat drunten in der Almrauscher-Hütte am See gewohnt. Dabei ist er doch vor Tagen abgestiegen, gell Moni?« Sie hatte sich über die Theke in den Flur gebeugt und die letzten Worte laut gerufen. Die Küchenhilfe, die im Flur von Heustapel mit einem weiteren Portrait des Toten konfrontiert worden war, hatte den Toten ebenfalls erkannt und nickte.
    »Ja, im Hüttenbuch hat er’s sogar eingetragen.« Sie ging zur Ablage und begann zurückzublättern. »Hier«, tippte sie auf eine Eintragung, »da steht es.«
    Heustapel trat hinzu und folgte ihrem Finger. »Vor fünf Tagen, um halb neun in der Früh«, murmelte er und las das Etappen-Ziel, Sankt Nepomuk . Er schlug die Seiten zu. »Habt ihr noch ein Exem plar? Das hier müssen wir wohl sicherstellen. Bis jetzt haben Fotos davon gereicht. Aber nun?« Schartauer ging mit dem Erkennungsdienst an ihm vorbei und trat vor das Haus.
    » Alois, sei so gut und nimm die Aussagen hier auf. Wir schauen schon mal in der Brennhütte da unten.« Er wies auf das im Morgendunst liegende Seeufer und auf die linke der beiden Holzhütten. Heustapel blickte säuerlich. »Das Hauspersonal bleibt bitte im Haus und erreichbar«, rief er in den Flur, dann wandte er sich an die Wirtin: »Könnten Sie uns jemand zur Verfügung stellen, der uns hinunterbegleitet?«
    »Die Moni kennt sich aus.« Gundi gab ihrer Mitarbeiterin ein Zeichen, worauf die unwillig auf die Terrasse ging und wartete.
    »Und was ist mit mir?« Der Autogroßhändler mit seinem Jagdhund blickte Schartauer von der Haustür aus an. »Ich möchte nämlich wieder

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