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Frettnapf: Roman

Frettnapf: Roman

Titel: Frettnapf: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murmel Clausen
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einschreiben?«
    » Nö. Aber braucht man das nicht, wenn man sich zum Beispiel irgendwo bewirbt?«
    » Quatsch.«
    » Okay, dann lass ich das da.«
    » Musst du nicht. Ich hab mich nur gewundert.«
    » Worüber?«
    » Zum Beispiel, dass du dich irgendwo bewerben willst.«
    » Ja, nee, hast ja recht. Werde ich vermutlich auch gar nicht.«
    » Es geht mir nicht ums Recht, Jens. Ich hab mich nur gewundert, verstehst du?«
    Jetzt redet sie mit mir, als wäre mein IQ eine 30-er-Zone, was eines der wenigen Dinge ist, womit man mich in Bruchteilen einer Sekunde zur Weißglut bringen kann. Allein dass sie meinen Namen verwendet, lässt das Gesagte wie einen an ein Kleinkind gerichteten Vorwurf klingen. Es gelingt mir jedoch, mich am Riemen zu reißen und sie einfach nur leicht debil anzugrinsen, in mein Zimmer zu gehen und mich ans Packen zu machen. Jessi folgt mir. Vermutlich spürt sie, dass ich kurz vor dem Platzen bin, und will das mal erleben.
    » Willst du nicht erst schauen, ob du irgendwo unterkommen kannst?«
    » Nee, bei meinen Eltern geht es sowieso. Und woanders, klar, könnte ich fragen, muss aber nicht sein.«
    » Nicht, dass du jetzt in ein Hotel oder so gehst.«
    » Werde ich nicht, das könnte ich mir eh nicht leisten.«
    Sie beobachtet, wie ich meine wichtigsten Kleidungsstücke in einen alten Armeerucksack stopfe. Socken, Shorts, die beiden Pullover. Mit jedem Teil werde ich gereizter. Warum, zum Teufel, muss ich weg, wenn sie Abstand braucht? Ich hätte kein Problem damit, auf der Couch zu schlafen und ihr tagsüber aus dem Weg zu gehen.
    » Wahrscheinlich denkst du jetzt, dass das alles eine totale Scheißidee von mir ist, oder?«
    » Natürlich ist das eine Scheißidee, aber ich gestehe sie dir zu, weil ich verhindern will, dass du plötzlich uns, unsere Hochzeit und unser Kind für eine Scheißidee hältst«, platzt es aus mir heraus. » Ich kann dich sogar verstehen, weil ich eh nicht verstehe, wie du dich überhaupt in mich verlieben konntest. Gut, es ist das Beste, was mir je passiert ist, und ich werde sterben, wenn das hier kaputtgeht, einfach so sterben, weil ich, ach… egal.«
    Sie geht selbstverständlich nicht auf diese wunderbare, emotionale Liebeserklärung ein, sondern fragt nur: » Also ziehst du inzwischen zu deinen Eltern?«
    » Vermutlich. Wenn es sonst nirgends klappt.«
    » Was wären denn die Alternativen?«
    » Keine Ahnung. Sven?«
    » Wäre das der richtige Einfluss, also ich meine, gerade jetzt?«
    » Okay, vielleicht nicht.«
    Wir stehen für einen Moment still, ich fühle, dass sie mir gerade einfach so alles verzeihen könnte, sich jetzt mit ihrem dicken Bauch am liebsten auf mich werfen würde, um mit mir zu schlafen– abgesehen davon, dass sie sich aus Angst um das Baby garantiert nicht auf mich werfen würde. Aber das Läuten des Festnetztelefons zerstört den Augenblick; Jessi läuft los, um das Gespräch entgegenzunehmen. Sie geht wahrscheinlich wie ich davon aus, dass ihre Mutter dran ist, um sich zum dritten Mal heute nach dem Befinden ihrer Tochter zu erkundigen. Der Knall der Wohnzimmertür bestätigt meine Vermutung.
    Nachdem ich in voller Montur und mit gepacktem Rucksack unterm Arm für ein paar Minuten vor der Wohnzimmertür herumgestanden habe, unsicher, ob ich Jessi nun noch Tschüss sagen soll oder nicht, habe ich die Wohnung verlassen. Ihr gut zu vernehmendes Schluchzen am Telefon war ein recht deutlicher Indikator dafür, dass es mit einer schnellen Versöhnung und dem gemeinsamen Verdrängen der ganzen Geschichte erst mal nichts wird. Trotzdem habe ich ihr noch eine SMS geschickt ( » Wir schaffen das schon. Vor allem ich.«), bevor ich dann Sven angerufen habe.
    Mein ehemaliger Mitbewohner attestiert mir einen Dachschaden, beziehungsweise unter Jessis Pantoffel zu stehen, was einfach nur dumm ist. Diese Pantoffelheldenkacke wird immer gerne als Vorwurf von Singles benutzt, die sich selbst so unsagbar frei wähnen und dann mit ihrer großartigen Freiheit einen Scheißdreck anfangen.
    » Das mag auf den ein oder anderen Single zutreffen, aber du könntest jetzt immerhin nicht beschließen, einfach mal um die Welt zu radeln«, hält Sven dagegen.
    » Genau das meine ich. Das macht nämlich keiner.«
    » Weil es extrem extrem ist.«
    Ich muss lächeln, weil Sven der einzige Mensch auf der Welt ist, der meinen Witz mit den doppelt gesetzten Adjektiven versteht.
    » Und deswegen mache ich’s«, fährt er fort.
    » Wie jetzt?«
    » Ja, einmal rum halt. Das

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