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Frettnapf: Roman

Frettnapf: Roman

Titel: Frettnapf: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murmel Clausen
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T-Punkt an der Ecke Mut, indem ich die Werbung für das neue iPhone betrachte und mich wundere, wie die Presse darüber urteilen konnte, dass es » sehr gut, aber nicht das beste iPhone aller Zeiten« sei. Wäre es das, könnte Apple schließlich dichtmachen. Es gibt so oder so nur sehr wenige » beste Dinge aller Zeiten«. Spontan fallen mir das Rad, das Boot und alles von Alessi ein. Danach wird’s dünn.
    Als endlich ein Kerl in meinem Alter aus dem Café kommt, um an dem kleinen Stehtisch vor der Tür eine zu rauchen, nehme ich all meinen Mut zusammen und frage ihn, ob Hondo da ist. Er ignoriert mich. Ich darf jetzt nicht aufgeben, frage stattdessen nach Bülent. Keine Reaktion. Mein Glück hat mich mal wieder verlassen– falls es je bei mir war. Ich wende mich ab, seufze und will gehen.
    » Was willst’n von Bülent?«
    » Das kläre ich dann mit ihm.«
    » Bist du Bullerei?«
    » Nein.«
    » Hätt mich auch gewundert.«
    » Ist Bülent drinnen?«
    » Wie kommst du drauf, dass der mit dir spricht?«
    Mir schwant, dass Bülent gerade vor der Tür eine rauchen ist und ich mich vor ihm zum Horst mache.
    » Ich bin ein Freund von Hondo«, antworte ich und setze mit einem versöhnlichen Lächeln hinterher: » Und du bist Bülent?«
    » Nein. Der ist im Büro. Sag Serkan, dass er dich durchlässt.«
    » Wer ist Serkan?«
    » An der Bar.«
    » Danke.«
    Kaum habe ich es an dem Namenlosen vorbei ins Café geschafft, wo mich die drei weiteren Gäste und Serkan an der Bar sofort argwöhnisch beäugen, läutet mein Handy. Um cool zu bleiben, ziehe ich es aus der Tasche und nehme das Gespräch entgegen, ohne zu schauen, wer dran ist.
    » Jens? Endlich. Hier ist dein Vater.«
    » Papa!?«
    Das kommt so laut, dass alle Benz-Besucher mich breit angrinsen.
    » Hör mir bitte kurz zu. Ich versuche schon seit Tagen, dich zu erreichen. Mama ist wütend, und ich bin vorübergehend in einem Hotel.«
    » Was?!«
    » Du hast doch auf meinem Computer gesehen, dass ich… Wir leben aneinander vorbei, deine Mutter und ich. Seit Jahren.«
    » Du kannst doch Mama nicht verlassen!«
    Mit einem Schlag werden alle Gesichter im Café Benz todernst, die gesamte Aufmerksamkeit gilt dem komischen Kauz, der gerade hereingekommen ist und telefoniert.
    » Können wir uns irgendwo treffen?«, fragt Papa.
    » Ja, klar.«
    » Wo bist du denn?«
    » Am Isartor.«
    » Dann sagen wir doch, in einer Stunde beim Sedlmayr.«
    » In Ordnung. Falls ich mich verspäte, bestell mir schon mal ein Tellerfleisch und eine Halbe.«
    Ich beende das Telefonat und blicke in die Runde. Die anwesenden Typen schauen mich empathisch an. Ich nehme an, dass die meisten von ihnen Scheidungskinder sind.
    » Halb so schlimm«, beruhige ich. » Zweiter Frühling.«
    Die Männer wenden sich wieder den Flatscreens an der Wand zu, auf denen Pferderennen (die mit dem Anhänger), ein Fußballspiel und irgendwelche Wettquoten zu sehen sind. Ich gehe zum Barmann und erkundige mich, ob es möglich ist, mit Bülent zu sprechen, wenn einem der Typ vor der Tür gesagt hat, dass das okay ist. Sicher, ist möglich. Er weist mit einem Kopfnicken zu einer Tür neben dem Tresen, ich tippe mir zum Dank an die Stirn, grusle mich vor dem Bild, das ich durch diese Narrengeste im selben Augenblick abgegeben haben muss, und begebe mich dann in Bülents Büro.
    Als Erstes fällt mir ein großes Plakat hinter dem Schreibtisch auf. Es zeigt einen Mann in einem Lichtkegel vor einer durchgepimpten Mercedes S-Klasse aus den Neunzigern, der ein Schwert in der linken Hand hält; die Arme sind an den Ellbogen auseinandergespreizt, er schreit in den Himmel. Darüber steht in großen, blauen Lettern: Bülander. Darunter: Es kann nur einen geben. Es muss eine Persiflage von oder Hommage an das Filmplakat des Achtziger-Streifens Highlander sein, das kommt auf die Betrachtungsweise an. Unter dem Poster sitzt der Mann, der darauf zu sehen ist. Wenn auch ohne Schwert, Lichtkegel und Auto.
    » Du bist also ein Freund von Hondo«, begrüßt er mich patzig. Der Depp von draußen hat ihn wohl angerufen oder eine SMS geschickt. Letzteres ist eher fragwürdig, da der Typ nicht so wirkte, als wäre er ein wieselflinker Rechtschreiber.
    » Ja. Jens. Fischer.«
    » Und du hast Geld dabei, das du investieren möchtest?«
    » Äh, nein. Hondo meinte, dass Sie eine einmalige Investitionsmöglichkeit für mich hätten, und da wollte ich mich eigentlich nur erkundigen, was so drin ist. Und wie das alles läuft.«
    » Ich sage

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