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Frettnapf: Roman

Frettnapf: Roman

Titel: Frettnapf: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murmel Clausen
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Soda geordert und prompt serviert bekommen, den einzigen Drink in der Welt, der noch abscheulicher schmeckt als Svens Eigenkreation » Der kleine Fick«. Zu dem ihn der Bacardi Soda inspiriert hat.
    Ich will ihre Hand nehmen, doch Jessi zieht sie weg, spielt lieber an ihrem Strohhalm herum und schweigt. Ihr brennt was auf der Seele, und ich versuche das Feuer mit dem Bericht von meiner anstehenden Radiokarriere zu löschen.
    » Pass auf– ab morgen gehe ich jeden Abend zu Hip FM . Die haben mir angeboten, Moderator zu werden, wenn ich ihnen zeige, dass ich das draufhabe.«
    » Einfach so?«
    » Na ja, ich hab schließlich Erfahrung.«
    Da Jessi nur in sich gekehrt lächelt, fahre ich fort: » Das ist was, wo ich mir schon vorstellen kann, also, dass es Zukunft hat. Und ein Job, bei dem ich täglich nur ein paar Stunden weg bin. Was ideal ist, wenn du auch wieder arbeiten gehst. Vielleicht kann ich ’ne Show am Abend moderieren, dann könnte ich tagsüber auf das Baby aufpassen.«
    » Schön.«
    » Eben. Das ist genau das, was ich gesucht habe.«
    » Und bin ich das auch?«
    » Wie meinst du das?«
    Der heimtückischste Unterschied zwischen mir und allen Frauen, mit denen ich je liiert war, ist der, dass sie Konflikte für ein paar Stunden ausblenden können. Sie schaffen es, dass man sich wieder wohlfühlt und überzeugt ist, dass, was immer man vorher an Mist gebaut hat, vergessen und verziehen wurde. Um es einem genau dann vor die Füße zu spucken, wenn es gerade gemütlich wird.
    » Was sollte das mit Maren?«
    » Nichts. Das ist mir rausgerutscht. Freudscher Versprecher.«
    » Das ist mir schon klar.«
    » Ja, also. Ist doch nicht schlimm.«
    » Dann google mal Freudscher Versprecher.«
    Jessi steht auf, nimmt ihre Jacke und geht. Ich zögere kurz und überlege, ob ich nicht tatsächlich besser erst mal googeln sollte oder doch ihr hinterherlaufen. Für alle Fälle zücke ich schon mal meinen Geldbeutel, entdecke jedoch, dass dessen Inhalt leider nicht wertvoll genug ist, um die Rechnung zu begleichen. Trotz Happy Hour. Ich stehe auf und gehe vor an die Bar, wo mich derselbe Barkeeper erwartet, der vor einem guten Dreivierteljahr von Hondo in meiner Anwesenheit eingeschüchtert wurde, nachdem ich ihn ein Arschloch genannt habe, wenn ich mich recht erinnere. Kann auch Sven gewesen sein. Fakt ist, dass er mich anschaut, erkennt und verachtet.
    » ’tschuldige, meine schwangere Freundin, der ist schlecht, ich muss ihr schnell hinterher«, lüge ich ihn an.
    » Kennen wir uns nicht?«
    » Nee.«
    » Doch. Du warst doch im Frühjahr da und hast Bacardi Soda gesoffen.«
    » Nee, ich war noch nie hier. Ich bin nur wegen ’nem Kurs in der Gegend. Geburtsvorbereitung.«
    » Ich bin mir nicht mehr sicher, ob du oder dein einer Freund Arschloch zu mir gesagt hat. Also, der kleinere, nicht der, der mich zusammenschlagen wollte.«
    » Ich hab keine Ahnung, wovon du sprichst«, versuche ich noch, mich aus der Affäre zu ziehen, obwohl ich so aus der Nummer bestimmt nicht rauskommen werde.
    » Natürlich hast du Ahnung. Ich bin gut mit Gesichtern.«
    Es ist sinnlos, und irgendwo kann ich den Kerl auch verstehen. Wir haben uns wirklich absolut danebenbenommen, und zwar nur, weil er Sven bei seiner dämlichen Bestellung nicht korrigiert hat.
    » Pass auf, das war damals ein Freudscher Versprecher. Mein Kumpel wollte bestimmt keinen Bacardi Soda, und da hättest du ihn ruhig drauf aufmerksam machen können.«
    » Also warst du es doch?«
    » Ja, Mann. Und es tut mir leid, das war alles eine Verkettung blöder Missverständnisse.«
    » Und du bist sicher, dass das ein Freudscher Versprecher war?«
    » Ja, klar.«
    » Dann hab ich mir nichts vorzuwerfen. Gib mir einfach elf Euro und lass dich hier nicht wieder sehen, okay?«
    Da vor der Tür gerade die Straßenbahn in Richtung Maxmonument abfährt, in der garantiert Jessi sitzt, zücke ich meine ec-Karte.
    » Mach elf draus.«
    Vor der Tür google ich endlich die verdammte Freudsche Fehlleistung und kapiere, was ich nun schon wieder verkehrt gemacht habe. Beziehungsweise wie Jessi meinen Versprecher interpretiert. Sie glaubt, dass ich mir im Grunde wünschte, mit Maren in dem Kurs gesessen zu haben. Was Unsinn ist. Maren und ich haben keinerlei Basis, nichts Gemeinsames und völlig verschiedene Vorstellungen davon, wie unser Leben aussehen soll. Ihre ist sehr präzise, meine nicht vorhanden, das ist der größtmögliche Unterschied. Ich versuche Jessi anzurufen, erreiche jedoch

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