Freude am Durchblick
dieser Form noch nicht vorgefunden habe.
In den nachfolgenden Kapiteln möchte ich beschreiben, auf welchem geistigen Gedankengut meine Arbeit beruht, wie ich dabei vorgehe und welche Konsequenzen sich daraus ergeben.
Die Heilkraft von Vergebung und Mitgefühl für unsere Ahnen
Über unsere Erbanlagen werden die Ressourcen unserer väterlichen und mütterlichen Linie hinterlegt. Wenn wir jedoch unsere Eltern ablehnen (bewusst oder unbewusst), versperren wir uns zugleich deren genetischen Potenzialen. Deshalb ist – systemisch gesehen – die (möglichst) bedingungslose Annahme beider Elternteile wichtig für unsere Gesundheit, unseren Erfolg und unsere geistig-seelische Entwicklung. Dies bedeutet nicht, dass wir alles gut finden müssen, was unsere Eltern getan oder wie sie sich uns gegenüber verhalten haben, sondern dass wir ihnen in einer Haltung von mitfühlender Akzeptanz begegnen.
Meine ganzheitliche Sehtherapie geht einher mit der Entwicklung von Liebe und Mitgefühl – ohne die kein wirklicher Therapieerfolg, keine Reduzierung der Kurzsichtigkeit, keine Verbesserung des Sehens oder auch keine Verbesserung bei Augenerkrankungen möglich ist. Um therapeutisch zu helfen, brauchen wir Mitgefühl, damit wir den Klienten verstehen. Verstehen können wir ihn nur mit dem Herzen.
Jedes Verhalten hat seine Geschichte, und es liegt nicht an uns, darüber zu urteilen. Mitgefühl kann uns helfen, uns den Potenzialen und hilfreichen Energiezuflüssen unserer genetischen Linien zu öffnen. Um Mitgefühl zu entwickeln, müssen wir verstehen, dass die Menschen aus Unwissenheit eine Vielfalt von
ich-bezogenen Handlungen ausführen, die eine Vielfalt leidvoller Lebensbedingungen bewirken. Angesichts dieses Leids entsteht tiefes Mitgefühl.
Interesse ist der mentale Aspekt, Mitgefühl der emotionale Aspekt unserer Heilarbeit. Indem wir allem, was wir erleben, mit Mitgefühl begegnen, wird es uns immer besser möglich, die Augen für das Leben in uns und um uns herum zu öffnen. Indem wir allen Facetten unserer Persönlichkeit mit liebender Güte und Mitgefühl begegnen, gelingt es uns, die Welt um uns herum immer besser anzunehmen.
Mitgefühl entwickeln heißt Bewertungen aufgeben. Unsere Bewertungen resultieren aus dem heraus, was wir als Kinder erlebt haben. Als reife Menschen können wir diese Bewertungen mehr und mehr loslassen. Es ist nie zu spät, sich der positiven Qualität seiner Eltern zu öffnen. Oftmals zeigt sich nach der Annahme ein bisher verborgenes Potenzial.
Ein Beispiel aus meinem eigenen Leben: In meiner Kindheit sah meine Mutter sofort, was nicht in Ordnung war. Wenn wir beispielsweise als Kinder die ganze Küche geputzt hatten, sah sie sofort, dass wir einzig den Ofen vergessen hatten zu putzen. Als Kind litt ich darunter, dass ich kein Lob erhielt, sondern das kleine bisschen, das nicht perfekt war, sofort kritisiert wurde. Als ich auf dem Weg meiner Selbstfindung aufgehört hatte, meine Mutter dafür zu verurteilen, bekam ich Zugang zu diesem Potenzial. Dies ermöglicht es mir heute als Therapeutin, bei meinen Klienten mit der Qualität meiner Mutter sofort die springenden Punkte zu erkennen und ohne große Umschweife direkt am Thema zu arbeiten.
Wir erkennen an diesem Beispiel, dass alles zwei Seiten hat. Die Qualität des Erkennens, was nicht stimmt, ist wertneutral. Annahme und Mitgefühl helfen uns, diese Qualitäten konstruktiv zum Ausdruck zu bringen.
Erst wenn wir uns die Verhaltensweisen unserer Eltern bewusst anschauen und sie ohne die erfahrenen Verletzungen neutral und mit Mitgefühl annehmen, haben wir die Chance, die dahinter stehende Sehnsucht nach Liebe und Angenommensein zu erkennen. Die Sehnsucht unserer Eltern nach Liebe ist auch unsere Sehnsucht nach Liebe und die Sehnsucht aller Lebewesen.
Mitfühlen ist nicht mitleiden. Mitleiden nimmt uns den klaren Blick für unser Gegenüber und für seine Situation und schwächt uns. Wenn wir zum Beispiel das Leid unserer Eltern sehen, ist es notwendig, dass wir wertfrei mit liebevollen, aber auch mit klaren Augen auf unsere Eltern und die Situation schauen. So können wir unsere Eltern in ihrem Gewordensein verstehen. Dies ist ein wichtiger
Schritt auf dem Weg, die Muster und Programme unserer Eltern und deren Ahnen zu integrieren. So kann innerer Frieden und Heilung entstehen.
In der Arbeit mit dem Vater-/Mutterauge erfahren meine Klienten ganz konkret, wie es sich anfühlt, der eigene Vater oder die eigene Mutter zu sein.
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