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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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hinzu.
    Bei seinen Ausmaßen war man auf Unsicherheit gar nicht gefasst. Ich begann mir zu wünschen, dass Vesna nicht gekommen wäre.
    „Ich wollte schon gehen“, sagte Vesna.
    Ich schalt mich undankbar, sagte zu ihr: „Bleib doch noch.“ Und zu Oskar Kellerfreund: „Du hast sicher genug für drei mitgebracht. Vesna kennt die ganze Geschichte. Mehr noch: Sie hat die Unterlagen des Psychiaters. Aber das fällt natürlich unter deine Verschwiegenheitspflicht.“
    Der Anwalt war es offenbar gewohnt, sich rasch auf veränderte Umstände einzustellen. Mit Vesnas Hilfe legte er die Köstlichkeiten auf kleine Teller. Diesmal gab es verschiedenste Sorten von Fisch und Früchten. Geräucherter Wildlachs war ebenso dabei wie eine Jakobsmuschelterrine und Riesengarnelen mit Cocktailsauce. Den mitgebrachten Wein stellte ich fürs Erste einmal in den Kühlschrank und holte eine Flasche von dem Prosecco, den ich immer aus dem Veneto mitbrachte.
    „Du magst Fisch ganz besonders, hast du gesagt“, strahlte er.
    Ich nickte. Vesna zog ein langes Gesicht. Sie konnte Meerestieren wenig abgewinnen.
    „Warum?“, fragte Oskar Kellerfreund kauend, „sie kommen doch aus dem ehemaligen Jugoslawien.“
    „Aber nicht von der Küste. Bei uns isst man Rindfleisch. Und Gemüse. Und Schaf und Ziege. Aber Fisch nicht. Etwas Fisch mag ich, aber diese Garnelen …“
    „Hätte ich das gewusst …“
    „Herr Kellerfreund, was Sie gemacht haben, ist großartig. Ist ja auch gar nicht für mich. Wenn ich störe …“
    Eine halbe Stunde und eine Flasche Prosecco später debattierten wir eifrig über unseren Fall und die Vergangenheit, die ihre Schatten, egal ob man es wollte oder nicht, in die Gegenwart warf.
    Zwei Flaschen Soave später läutete es wieder an der Tür. Es war gegen Mitternacht. „Ich bin’s“, sagte eine Stimme und für einen Sekundenbruchteil musste ich nachdenken, wer „ich bin’s“ war. Joe. Sollte ich ihm sagen, dass ich nicht allein war? Doch gut, dass Vesna heute Abend vorbeigeschaut hatte. Andererseits war ich ihm keine Erklärungen schuldig. „Komm rauf, aber ich bin nicht allein“, rief ich in die Gegensprechanlage und drückte auf den Türsummer.
    Warum nur hatte ich trotz allem dieses unbehagliche Gefühl? „Joe kommt, er ist aus Australien zurück“, rief ich ins Wohnzimmer. Den Rest würde hoffentlich Vesna erledigen.
    Schon stand mein Gelegenheitsgeliebter im Vorzimmer, küsste mich und fragte: „Wer ist da? Und wann gehen sie?“
    Ich stellte die beiden Männer einander vor. Sie beäugten sich misstrauisch. Vesna zwinkerte mir zu, sie hatte es auch bemerkt. Ich grinste. Es war eigentlich ganz nett, auf diese Art im Mittelpunkt zu stehen. „Sie sehen diesem Volksmusikmoderator ähnlich“, sagte Oskar Kellerfreund dann.
    „Er ist es“, sagte ich, „also sag lieber nicht, was du von volkstümlicher Unterhaltungsmusik hältst.“
    „Nur zu“, erwiderte Joe, „schimpft, was das Zeug hält, ich kann’s verstehen nach dieser Show in Australien. Lauter Irre. Die meisten von ihnen singen auch noch.“
    Es wurde dann doch ein gemütlicher Abend. Gegen drei in der Früh warf ich Vesna, Joe und Oskar hinaus. „Ich will nur mehr ins Bett.“ Oskar verzog den Mund und Joe wollte gerade etwas sagen, als ich hinzufügte: „Allein. Außerdem weiß Joe, dass ich nach Mitternacht unberechenbar bin. Das letzte Mal, als er so spät gekommen ist, habe ich noch zu kochen begonnen. Egal ob Joe wollte oder nicht, er hat erst schlafen gehen dürfen, nachdem er alle Gänge gelobt und aufgegessen hatte. Das willst du doch nicht noch einmal erleben, was Joe?“
    Joe grinste. „So schlimm war es gar nicht.“
    „Was hat es zu essen gegeben?“, fragte Oskar.

[ 11. ]
    Das Haus sah jenem in der Birkengasse 14 ähnlich. Es stand auch bloß zwei Straßen entfernt. Der markanteste Unterschied war, dass es hier eine sorgfältig renovierte hölzerne Veranda vor jeder der Wohnungen gab. An dieser Adresse hatte Elisabeth Mahler gewohnt, eine der Freundinnen, die der jungen Hanni Rosner zu ihrem Geburtstag und ihrer Reise nach Amerika gratuliert hatten. Der Name Mahler kam auf dem Klingelbrett nicht vor. Ich gähnte und läutete auf gut Glück bei Maier. Eine misstrauische Frauenstimme war durch die Gegensprechanlage zu hören.
    „Ich suche nach Elisabeth Mahler, sie hat in den Dreißigerjahren in diesem Haus gewohnt.“
    „Sind Sie verrückt?“
    „Wer kann das wissen? Ich meine: Wer kann wissen, ob und wo ich Frau

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