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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Mädchen.“
    „Lassen Sie mich in Ruhe.“ Eine halb gerauchte Zigarette wippte im Mundwinkel mit. „Oder wollen Sie etwas kaufen?“
    „Wissen Sie, was aus ihr geworden ist?“
    „Ich helfe nur aus. Mein Sohn hat das Geschäft übernommen.“
    „Es muss eine Familie gewesen sein, Familie Rothkopf.“
    „Da haben viele gewohnt. Ich will meinen Frieden. Das habe ich der Amerikanerin auch schon gesagt. Aber die hat mich gar nicht verstanden, so schlecht hat die Deutsch gesprochen.“
    „War das eine junge Frau mit brünetten Haaren, schlank, wahrscheinlich in Jeans?“
    „Keine Ahnung. Das geht Sie nichts an und mich auch nicht. Ich kümmere mich lieber um meine eigenen Angelegenheiten. Wollen Sie was kaufen?“
    Ich nahm zehn Kurzparkscheine und machte damit einen Fehler.
    „Daran verdienen wir nichts, gar nichts. Ich habe meinem Sohn schon gesagt, dass wir die Parkscheine auflassen. Und jetzt gehen Sie.“
    „Sie kannten Franziska Rothkopf, nicht wahr?“
    „Mit Sicherheit nicht. Sie sehen ja, dass die alten Häuser gar nicht mehr stehen. Die sind alle zerbombt worden.“ Er ging wieder in das Hinterzimmer und ließ mich allein zurück. Zumindest hatte er nicht den Eindruck, ich würde stehlen. Ich griff nach einer Tageszeitung und wollte einen Blick auf die Schlagzeilen werfen.
    „Hände weg!“, kam es von drinnen, „wir haben einen Spiegel und ich kann Sie beobachten.“
    Jetzt noch die Adresse von Margarethe Burger. Sie hatte nicht verstanden, dass Hanni nach dem Krieg nicht mehr nach Wien zurück wollte. Dass sie jeden Kontakt zu ihrer Muttersprache und zu ihrem Geburtsland abbrechen wollte. Allen sei es doch schlecht gegangen, hatte sie geschrieben. Ein hohes Gründerzeithaus. „Burger“ stand als dritter Name von oben auf dem Klingelbrett. Hier schien ich mehr Glück zu haben. Immerhin stammte der Kontakt ja auch aus der Zeit nach dem Krieg. Ich läutete. „Ja?“, knarrte es aus der Gegensprechanlage.
    „Frau Burger? Wohnt hier Margarethe Burger?“
    „Nein, ich bin Marion Burger. Wenn Sie mit Margarethe Burger meine Schwiegermutter meinen, dann tut es mir Leid. Die ist seit zwei Jahren tot.“
    Das hörte sich nicht eben nach tiefer Trauer an. Aber zwei Jahre waren eben eine lange Zeit. „Haben Sie noch Erinnerungen an sie? Alte Fotos? Briefe? Könnte ich einen Sprung hereinkommen?“
    „Nein, können Sie nicht. Da gibt es nichts mehr, wir haben den ganzen Krempel dem Roten Kreuz gegeben, die haben die Wohnung geräumt und dann sind wir eingezogen. Was ist mit meiner Schwiegermutter? Vor ein paar Wochen hat schon einmal jemand nach ihr gefragt.“
    „Und haben Sie damals mit der Person geredet?“
    „Die konnte kaum Deutsch, die habe ich erst gar nicht hereingelassen. Man ist heute ja nicht mehr sicher, bei all den Ausländern.“
    „Es war eine Amerikanerin. Sie ist ermordet worden. Sie war die Enkelin von Hanni Rosner. Und Hanni Rosner war eine Freundin ihrer Schwiegermutter. Sie ist in die USA emigriert.“
    „Also davon weiß ich nichts.“
    „Könnte Ihr Mann etwas wissen?“
    „Glaube ich nicht.“
    „Könnte ich nicht doch kurz hereinkommen?“
    „Nein, wozu?“
    „Schreiben Sie sich meine Telefonnummer auf und bitten Sie ihren Mann sich zu melden, falls ihm etwas einfällt.“
    Sie seufzte. „In Ordnung. Geht schon.“
    Ich gab ihr meine Nummer durch und war mir nicht sicher, ob sie sie auch tatsächlich notierte.
    Eigentlich war es höchste Zeit, in die Redaktion zu fahren und meine Story zu schreiben. Aber trotz der vielen neuen Fakten, der möglichen Spekulationen und der Chance, Ulrike zu entlasten, fehlte mir noch etwas. Was ich suchte, war eine direkte Verbindung zu Janes Großmutter, nicht in New York, sondern hier in Wien. Jemand, der sie als junges Mädchen gekannt hatte, der die Zeit miterlebt hatte, der von ihren Eltern wusste. Lächerlich, würde mein Chefredakteur sagen. Es ging nicht um Janes Großmutter, sondern um die Mordfälle Jane Cooper und Peter Zimmermann.
    Ich setzte mich trotzdem ins Auto, ließ mir via Mobiltelefon von unserer Redaktionssekretärin die Adresse des Altersheims heraussuchen und fuhr hin.
    Eine Pflegeschwester führte mich durch die mit gelbem Linoleum belegten Gänge. In einer Aufenthaltsecke, die ohne Türen an den letzten der Gänge anschloss, standen helle, billige Holzstühle, einige Resopaltische. Ein dürrer grauer Greis in einem Rollstuhl bewegte seinen Kopf hin und her, immer im gleichen Takt. Er wirkte wie ein

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