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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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erst gar nicht darauf zu hören, wie laut das Herz schlug und ob es zu rasen begann. Ich stand auf, ging ins Wohnzimmer und sah aus dem Fenster. Morgendämmerung.

[ 12. ]
    Ich parkte hinter einem grünen Opel, etwa dreißig Meter vom Hauseingang entfernt. Jetzt konnte ich nur noch warten, ob Frau Bernkopf das Haus verlassen würde. Ich kam mir vor wie in einem zweitklassigen Detektivfilm. Zum Frühstück hatte ich mir zwei Schinkensemmeln und eine Thermosflasche voll Kaffee mitgebracht. Hoffentlich würde die Ministerialratsgattin den Wagen nehmen. An das Haus war eine Doppelgarage angebaut, also hatte sie offenbar ein eigenes Auto. Ich konnte von meinem Platz aus zwar nicht die Garagentüre sehen, wohl aber den Gitterzaun nach der Garagenauffahrt. Ich rieb mir die Augen. Acht Uhr. Viel zu früh für mich. Aber es konnte gut sein, dass die Bernkopfs Frühaufsteher waren. Bisher hatte sich allerdings im Haus noch nichts geregt. Es war anstrengend, das Gitter nicht aus den Augen zu lassen. Ich suchte nach einem Radioprogramm. Auf dem einen Sender fand ich deutsche Schlager. Herzlichen Dank, nicht mein Geschmack.
    Wann sich Joe wohl wieder melden würde? Mir fiel auf, dass unser Kontakt in den letzten Monaten fast immer von ihm ausgegangen war. Ich hatte mich darüber gefreut, aber selbst wenig für unsere lockere Beziehung getan. Wollte ich sie überhaupt noch? Ich verdrängte den Gedanken. Ich hatte jetzt wirklich Wichtigeres zu tun. Im nächsten Sender spielte man Mozart. Schon besser. Aber für kurz nach acht einfach zu einlullend. Ich war nach meinem absurden Traum nicht wieder ins Bett gegangen. Auf einem anderen Sender schrien und lachten einige Menschen gleichzeitig. Keine Chance zu verstehen, warum. Ohne die Ausfahrt aus den Augen zu lassen kramte ich nach einer CD. Die hier war richtig. Kubanische Musik. Schwung und Begeisterung. Keiner der Interpreten war unter achtzig. Ich dachte an die Menschen im Altersheim. Zumindest das Klima war in Kuba besser – es ließ offenbar fröhlicher altern als bei uns.
    Ich wickelte die erste Schinkensemmel aus, als das Gitter automatisch aufging. Ich startete und legte die Semmel auf den Beifahrersitz. Mal sehen, wer da aus der Garage kam. Ein roter Golf. Ich kniff die Augen zusammen. Glück gehabt. Frau Bernkopf, wenn die Beschreibung der Studentin stimmte. Es war gegen halb neun. Gut, dass mich mein Traum geweckt hatte. Sonst wäre ich wohl kaum früh genug da gewesen. Frau Bernkopf hatte mich noch nie gesehen. Mein weißer kleiner Fiat war nicht eben ein auffälliges Auto. Ich fuhr hinter ihr her. Sie war keine schnelle Fahrerin. Wir bogen zweimal ab, der Frühverkehr wurde umso dichter, desto breiter die Straße wurde. Wir bewegten uns nun auf der Hauptstraße in Richtung Innenstadt. Sie schien mich nicht zu bemerken. Warum auch? Ohne zu blinken bog sie ab. Fast hätte ich es übersehen. Ich riss das Lenkrad herum und erntete für mein Manöver ein Hupkonzert. Aber ich blieb hinter ihr. Sie stellte das Auto am Parkplatz vom „Le Gourmet“ ab. Eine Lebensmittelkette, in der alles teurer und angeblich besser war. Meiner Meinung nach stimmte nur Ersteres. Aber auch meine Mutter und die meisten ihrer Freundinnen kauften bei „Le Gourmet“ ein. Das gehörte sich in gutbürgerlichen Familien so.
    Ich folgte Frau Bernkopf nach drinnen. Sie legte dies und das in den Wagen, zauderte, schien jede Menge Zeit zu haben. Sie ließ sich zehn Deka Beinschinken geben und akzeptierte es huldvoll, als die Verkäuferin vierzehn Deka einwickelte. Von der Salami nahm sie ebenfalls zehn Deka. „Auf Wiedersehen, Frau Ministerialrat“, sagte die Wurstverkäuferin. „Grüß Gott, Frau Ministerialrat“, grüßte eine Frau in beigem Jägerleinen. „Grüß Gott, Frau Doktor Hubschmid“, grüßte Frau Ministerialrat zurück. Sie sollte zwei Morde begangen haben? Eine Frau erwürgt und einen Mann vergiftet haben? Allerdings: Physisch schien sie mir dazu im Stande zu sein. Sie war stark genug, ein zierliches Mädchen zu erwürgen. Wahrscheinlich spielte sie Tennis. Und sie war mit Sicherheit größer, als Jane gewesen war. Und das Gift? Ich hatte von Botulinus noch nie zuvor gehört, aber vielleicht hatte sie Pharmazie studiert? Oder Medizin? Es in Bonbons zu injizieren konnte jedenfalls kein Problem gewesen sein. Aber warum den Psychiater? Vielleicht verbarg sich hinter einem der Kürzel in seiner Kartei ihr Name. Sie hatte ihm alles gestanden und es dann mit der Angst bekommen. Aber waren

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