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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Psychiater nicht zum Stillschweigen verpflichtet? So wie Priester? Und außerdem: Dann wäre es bloß ein verhängnisvoller Zufall gewesen, dass der Psychiater sowohl Jane als auch Frau Bernkopf gekannt hatte.
    Ich schüttelte den Kopf und nahm eine Schachtel Schokokekse.
    Frau Bernkopf schwankte lange zwischen zwei Sorten abgepacktem Toastbrot, kontrollierte genau das Ablaufdatum und legte schließlich das aus Vollwertmehl in den Einkaufswagen. Ich betrachtete Haarshampoos. Endlich ging sie zur Kassa. Ich zahlte meine Kekse unmittelbar nach ihr.
    Sie lud ihren Einkaufskorb in den Kofferraum des Wagens. Jetzt.
    „Frau Bernkopf?“
    Sie drehte sich überrascht um. „Ja?“
    „Ist in den letzten Wochen eine junge Amerikanerin zu Ihnen gekommen?“
    Sie blickte gehetzt. „Bitte lassen Sie mich in Ruhe. Mein Mann redet mit den Medien, soweit es notwendig ist. Ich habe damit nichts zu tun. Ich bin eine Privatperson und das sollten Sie respektieren. Bitte.“
    „Haben Sie die junge Frau gesehen?“
    „Nein, natürlich nicht. Wir haben sie nicht gekannt.“
    „Aber es geht um Ihr Haus.“
    „Das sind alles Verleumdungen. Ich bin mir auch sicher, dass die Tote das gar nicht gewollt hat.“
    „Woher wollen Sie das wissen?“
    „Lassen Sie mich in Ruhe. Ich weiß es nicht. Ich denke es mir nur. Seither haben wir keine Ruhe mehr.“
    „Besser, Sie sagen die Wahrheit.“
    Ihre Stimme wurde schrill, auf den Wangen bildeten sich rote Flecken. „Wir klagen alle, die uns etwas unterstellen wollen. Die Eltern meines Mannes haben das Haus rechtmäßig erworben. Es ist eine Kampagne.“
    „Aber ermordet wurde Jane Cooper, die Urenkelin der ehemaligen Hausbesitzer.“
    „Sie hätte eben daheim bleiben sollen. Wien ist nicht mehr so sicher, wie es einmal war.“
    „Offenbar. Wann ist Jane Cooper zu Ihnen gekommen?“
    „Noch einmal, sie war nie bei mir. Ich hätte ja nicht einmal ausreichend Englisch gesprochen, um mich mit ihr unterhalten zu können.“
    „Woher wissen Sie, dass sie kaum Deutsch konnte?“
    „Na aus den Medien. Woher es alle wissen. Aber jetzt: Auf Wiedersehen.“ Sie riss an der Fahrertür und bemerkte erst dann, dass sie noch versperrt war.
    Ich hatte die Frau ganz schön in Aufregung versetzt. Mit Sicherheit war es nicht angenehm, von Medien verfolgt zu werden. Aber war das der alleinige Grund? Ich hielt sie am Ärmel ihrer weinroten Kostümjacke fest. „Sie waren bei Dr. Zimmermann in Behandlung. Ich habe Sie gesehen.“
    Sie starrte mich mit großen Augen an. „Unsinn“, sagte sie dann. „Wer ist Dr. Zimmermann?“
    „Der ermordete Psychiater.“
    „Den hat doch seine Freundin ermordet. Und die Amerikanerin auch. Oder es waren irgendwelche Linken, die dauernd mit diesen Nazisachen hausieren gehen.“
    „Und deswegen morden?“
    „Lassen Sie mich los! Oder ich hole die Polizei.“
    Ich hatte das Gefühl, dass Frau Bernkopf mehr wusste, als sie zu sagen bereit war.
    „Ich weiß, dass Jane Cooper bei Ihnen war.“
    Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. „Nein, das können Sie nicht wissen. Weil es nämlich nicht so ist. Fragen Sie meinen Mann. Fragen Sie meinen Sohn. Fragen Sie, wen immer Sie wollen. Außerdem“, ihr Mund verzog sich zu einem schmalen Lächeln, „ich habe ein Alibi, wie das ja wohl in Ihrem Milieu heißt. Am Abend, als diese Amerikanerin ermordet wurde, hatten wir Gäste. Die Sicherheitsdirektion hat das überprüft. Freunde von uns und mein Mann und mein Sohn. Und zuvor habe ich gekocht.“ Sie sah mich triumphierend an. „Wir haben alle ein Alibi.“
    „Wann sind Ihre Gäste gekommen?“
    „Fragen Sie das die Polizei“, rief sie und riss sich los.
    „Wollen Sie nicht auch, dass man den Mörder findet?“
    „Sicherlich. Aber ich bin es nicht. Und mein Mann ist es auch nicht. Und mein Sohn auch nicht.“
    Ich seufzte und ging. Warum nur ließ ich mich immer wieder auf solche Situationen ein? Ich war keine von denen, die biedere Hausfrauen auf Parkplätzen in die Zange nehmen und sich dabei wichtig vorkommen. Ich blickte mich um. Niemand schien unseren Auftritt bemerkt zu haben. Wenigstens etwas. Vielleicht sah sie ja auch bloß zu bieder aus, als dass man ihr Aufmerksamkeit schenkte.
    Wir hatten uns im Staatsarchiv verabredet. Ich hatte mir einen Repräsentativbau der Gründerzeit erwartet, eines der Gebäude, vor denen Japaner und Amerikanerinnen standen und Fotos schossen. Tatsächlich aber lag das Archiv in der Wiener Vorstadt und war ein Betonkoloss aus den

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