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Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Titel: Freunde müssen töten - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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krachte Marusha in einen Container, ausgespuckt wie ekelhafter Schleim, versank in übel riechenden Leintüchern, Unterwäsche, Socken und Hemden mit Schweißrändern und feuchten Handtüchern. Sie war in einem Wäschecontainer gelandet.
    „Heilige Mutter Gottes!“ Marusha küsste das Heiligenbild und wühlte sich hektisch durch die Schmutzwäsche, schlüpfte vor Kälte und Angst schlotternd in einen schmutzigen rosa Trainingsanzug, der intensiv nach Schweiß stank, kletterte aus dem Container und landete mit ihren nackten Füßen auf einem eiskalten Betonboden. Im Schatten des Containers schlich sie an einer Wand entlang, gelangte durch eine offene Tür in die riesige Tiefgarage der Villa. Protzige Autos standen dicht an dicht, aber Marusha hatte keine Augen dafür. Früher, ja früher wäre sie vor Ehrfurcht auf die Knie gesunken, wenn sie einen echten Maserati gesehen hätte, aber jetzt ging es um ihr Überleben und wenn sie etwas aus dem grauenhaften Ternopol mitgenommen hatte, dann war es die Zähigkeit, auch unter den härtesten Bedingungen am Leben zu bleiben und weiterzumachen. Mit zusammengebissenen Zähnen schleppte sich Marusha deshalb weiter, kroch geduckt hinter den Autos zum offenen Tor der Tiefgarage, barfuß, schlotternd, mit klappernden Zähnen und unkoordiniertem Zittern. Ihr linker Arm pochte und erst jetzt bemerkte sie, dass der Ärmel des Trainingsanzugs blutdurchtränkt war, der Querschläger hatte ein Stück Haut aus ihrem linken Oberarm gefetzt, aber das war jetzt nebensächlich, es dauerte sicher nur noch wenige Augenblicke, bis die Security auftauchen würde, um Wäscherei und Tiefgarage zu durchsuchen.
    „Nicht stehenbleiben, Marusha, schnell weiter, hinaus in die Dunkelheit“, machte sie sich selbst Mut. Gebückt und lautlos schlich sie die Auffahrt hinauf, wich geschickt den Scheinwerfern aus. Doch jetzt spürte sie die grausame Kälte, durch den Eisregen war sie sofort nass bis auf die Haut und der peitschende Wind schlug ihr die Haare ins Gesicht. Keuchend lief sie über die schneebedeckte Wiese, die sanft zum Tor hin abfiel, verschwand wie eine unwirkliche Erscheinung in dem Eisregen, löste sich beinahe in Dunkelheit und Sturm auf und lief schnell wie der Wind; sie blieb erst wieder stehen, als vorne das Pförtnerhaus auftauchte. Sie duckte sich und rollte sich auf die Straße, blieb sekundenlang regungslos auf dem Bauch liegen, um Atem zu holen und robbte dann auf das hell erleuchtete wachturmartige Pförtnerhaus zu, dessen Licht zur Straße und Einfahrt gelbe Rechtecke in die Dunkelheit warf.
    „Heilige Mutter Gottes!“, wisperte Marusha und küsste das völlig zerfledderte Bild der Schwarzen Madonna, „danke, dass du den Eisregen geschickt hast!“ Denn der hatte die Wachposten in das Innere des Pförtnerhauses vertrieben und so robbte Marusha unbemerkt weiter im Schatten der hohen Bordsteigkante. Dreck, Blut, Eis und spitze Kiesel, mit denen die eisige Straße gestreut war, konnten sie nicht von ihrem Ziel abbringen und dieses Ziel kam näher und näher, war jetzt zum Greifen nahe: das große Tor. Hinter diesem Tor war die Freiheit und während sie sich lautlos wie eine Schlange über den Boden schob, trug der Wind die Geräusche aus der Villa bis zu ihr herunter und sie hörte abgehackte Schreie und Flüche und sie wusste, dass bald auch dieser Fluchtweg für immer verschlossen sein würde.
    „Yeddih! Schmücke deine Ängste wie Geschenke und wirf sie ins Meer, dann bist du frei!“, hatte Baba Yaga hinter dem Schrottplatz gemurmelt, wo es nie ein Meer gegeben hatte und doch hatte sie Recht gehabt. Nur noch zwei, drei Meter bis in die Freiheit, doch die beiden großen Torflügel aus gebürstetem Edelstahl waren mindestens zwei Meter hoch und am oberen Rand mit eisernen Spitzen versehen. Und die Fläche war glatt, es gab weder Kanten noch Scharniere oder Klinken, nichts, woran man sich hochziehen könnte, nur die majestätisch metallisch glänzende Fläche, die, von Scheinwerfern bestrahlt, durch den Eisregen wie ein unerreichbares Schmuckstück blitzte. Wie sollte sie jemals diese Hürde überwinden?
    Mit seitlich weggestreckten Armen lag sie auf dem Boden, legte ihre Wange auf den vereisten Beton und starrte auf ihren Arm, aus dem das Blut lief und sich mit dem Dreck des Bodens mischte. Sie atmete flach, machte sich dünn, beinahe unsichtbar und während ihr die Tränen über die Wangen liefen, rutschte sie weiter auf dem Bauch über den Asphalt, auf das verschlossene

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