Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Titel: Freunde müssen töten - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
Vom Netzwerk:
zerschnitten das Grau und der Wagen fuhr im Schritttempo an der Rückseite des Anatolu Grill vorbei und bog in die Straße ein, auf der soeben noch die junge Frau gegangen war.
    *

    „Anatolu Grill“ blinkte ein Neonschild aus dem Nebel. Als Lola sich näherte, stellte sie fest, dass es der Name einer ziemlich heruntergekommenen Hafenkneipe war, die nur aus einem umgebauten Container und einem Holzvorbau bestand. Auf der überdachten Terrasse stand eine ausgeblichene Plastikpalme, die der Kneipenbesitzer zur Verschönerung schon jetzt wahllos mit kitschigem Weihnachtsschmuck behängt hatte. Mehrere windschiefe Stehtische standen über die Terrasse verteilt und eine rostige Wärmelampe zischte bedrohlich. An einem der Stehtische lehnte ein Mann, der trotz der feuchten Kälte nur einen schwarzen Anzug trug und heftig gestikulierend mit dem Handy telefonierte. Vor sich hatte er mehrere Bierdosen aufgereiht, aber er wirkte nicht wie einer der üblichen Hafenaufseher oder Manager, er war ein Typ Mann, der sich den Anschein gab, als wäre ihm sein Aussehen vollkommen gleichgültig. Doch der Schnitt seines Anzugs und die derben Stiefel signalisierten Lola, dass er sich sehr wohl Gedanken über sein Outfit machte. Als Lola an die Scheibe des Containers klopfte, blickte der Mann kurz in ihre Richtung, doch er schien sie überhaupt nicht zu registrieren, sondern widmete sich nur seinem Gespräch.
    „Wo ist der nächste Taxistandplatz?“, fragte Lola den fetten, südländisch aussehenden Mann hinter dem hochgeschobenen Fenster, der sich umständlich auf die Fensterbank lehnte, die gleichzeitig als Tresen diente. „Und bringen Sie mir einen Schnaps!“
    „Mir auch noch ein Bier!“
    Lola zuckte zusammen, als sie die Stimme des Mannes hinter sich hörte. Hastig nahm sie das Schnapsglas, legte einen Geldschein auf den Tresen.
    „Stimmt schon!“
    Während Lola die plötzliche Wärme genoss, die der scharfe Schnaps in ihrem Körper entfachte, vermied sie es, in die Richtung des Mannes zu blicken, sondern starrte auf die übereinander gestapelten Container, die wie Hochhäuser im Nebel verschwanden. Sie spürte seinen prüfenden Blick, spürte dieses abschätzende Betrachten, dieses Taxieren, das sie aus dem Sub Club kannte, aber der Blick des Mannes war nicht gierig.
    Lola schob die Sonnenbrille hoch und zündete sich eine Zigarette an. Während sie tief inhalierte, drehte sie unwillkürlich ihr Gesicht zu dem Mann und blickte direkt in braune, weiche Augen, die so gar nicht zu dem kantigen Gesicht und dem verwegenen Dreitagebart passten. Als sie das kurze Aufblitzen bemerkte, wusste sie, dass er die getrockneten Tränen in ihren Augen bemerkt hatte.
    Konzentriere dich! Du hast eine Mission!
    Zornig über ihre Schwäche kramte sie hektisch in ihrer Tasche nach ihrem goldenen Lippenstift. Doch ihre Hände zitterten, der Lippenstift rutschte ihr zwischen den Fingern hindurch, fiel zu Boden und rollte auf den Stehtisch des Mannes zu, wo er von dessen Stiefel gestoppt wurde.
    „Er ist heil geblieben“, sagte er, als er ihr den Lippenstift auf ihren Stehtisch legte.
    „Danke!“
    Lolas Stimme klang abweisend und spröde und der Mann ging sofort wieder zurück an seinen Stehtisch und widmete sich seinem Bier. Schnell zog sie die Lippen nach, packte ihre Tasche und machte sich auf den Weg zum Taxistandplatz, den ihr der Kneipenbesitzer zuvor gezeigt hatte.
    Bevor die Hafenkneipe im Nebel versank, drehte sie sich noch einmal um und sah den Mann, der regungslos unter der Wärmelampe stand. Eine einsame Gestalt, die langsam vom Nebel verschluckt wurde.
    Während Lola frierend zwischen den Containertürmen zur Hauptstraße ging und sich auf die Planung der nächsten Stunden konzentrierte, startete vor einem der heruntergekommenen Hafenbüros ein Wagen und fuhr in dieselbe Richtung. Zwischen den Containertürmen, die wie düstere Pfeiler aus dem Nebel herausragten, blieb sie stehen, um sich eine Zigarette anzuzünden, doch sie konnte ihr Feuerzeug nicht finden. Der Wagen, den sie zuvor gehört hatte, hielt neben ihr und die Beifahrertür wurde aufgestoßen. In der Innenbeleuchtung konnte sie den Fahrer erkennen und wunderte sich, ihn hier zu sehen. Doch als er sie mit einer Kopfbewegung aufforderte, einzusteigen, zögerte sie nicht lange, sondern setzte sich auf den Beifahrersitz und spürte im selben Augenblick, dass sie eine falsche Entscheidung getroffen hatte.

20. Der Neustart

    Die Schachtel stand ganz hinten, war versteckt

Weitere Kostenlose Bücher