Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Titel: Freunde müssen töten - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
Vom Netzwerk:
Halle, so als würde er schon seit ewigen Zeiten hier stehen.
    Doch ein derartiges Szenario war in den Alarmplänen der Stadt nicht vorgesehen und so war vom nahen Militärstützpunkt auch bereits der Hubschrauber mit dem Bombenexperten gestartet. Als in dem dichten Nebel der ohrenbetäubende Lärm der Rotorblätter zu hören war und die starken Scheinwerfer aus dem grauen Himmel heraus über den Boden zuckten, ging ein Raunen durch die sensationslüsternen Zuschauer, Kameras surrten und Moderatoren stellten sich in Position, um live für die TV-Stationen vom Schauplatz zu berichten.
    Grigory Ginthör, der Bombenexperte, strich sich über den rasierten Schädel und sah mit stahlblauen Augen in die Kamera.
    „Es gibt einen Bombenalarm, ja, das stimmt, aber es besteht kein Grund zur Sorge! Wir gehen nur auf Nummer sicher!“
    Kurz und knapp beantwortete er noch weitere Fragen der besorgt klingenden Reporterin, ließ sich dann mit kantig vorgeschobenem Kinn für die Titelseite der Abendausgabe fotografieren.
    „Wer hat eigentlich den Bombenalarm ausgelöst?“, fragte ihn eine Journalistin mit rauchiger Stimme und ziemlich schläfrigen Augen.
    „Jemandem, der täglich im Bahnhof zu tun hat, ist etwas Ungewöhnliches aufgefallen und im Hinblick auf die Vorkommnisse in Oslo vom letzten Sommer haben wir sofort reagiert“, drückte er sich ein wenig umständlich aus, um zu vermeiden, dass die Frau aus dem Tabakladen ins Schussfeld der Medien gelangte. Doch diese Diskretion hätte sich Ginthör ruhig sparen können, denn gerade war eine kurvige Frau mit fahler Raucherhaut dabei, wortreich ihre Sicht der Dinge dem Reporter eines Privatsenders darzulegen und er erkannte sofort Martha Margulis, die Pächterin des Tabakladens, die den Alarm ausgelöst und auch gleich eine detaillierte Täterbeschreibung abgegeben hatte. Gesucht wurde ein zirka 40-jähriger Mann mit längeren dunklen Haaren, der einen schwarzen Anzug trug und sich als falscher Polizist ausgab. Doch das war eine Angelegenheit für die Polizei und Ginthör konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe – das Bombenentschärfen.
    „Sonst noch Fragen?“ Forsch streckte er sein Kinn in die Runde, setzte dann seinen Helm auf, der an einen antiken Taucherhelm erinnerte, und zog die stählernen Handschuhe bis über die Ellbogen nach oben. Als er das Visier zuklappte, flatterte eine Taube knapp an seinem Gesicht vorbei.
    Kein schlechtes Omen, sicher nur ein Zufall!, dachte er.
    Mit der Rolltreppe fuhr er nach unten, den großen, hochgestellten Koffer immer im Blick. Langsam umrundete er ihn und analysierte Größe und Beschaffenheit. Der Schrankkoffer erinnerte ihn an einen düsteren Monolithen, so wie er in dem Kreis aus Stahlschildern stand, diesem Schutzwall, der dafür sorgen sollte, dass bei einer Explosion durch herumfliegende Teile nicht das ganze Gebäude zum Einsturz gebracht wurde.
    Trotz der vielen Technik, die ihn mit der Außenwelt, mit dem Leben verband, fühlte er sich jetzt unendlich alleine und unzählige Untergangsszenarien rasten an seinem inneren Auge vorbei. Dann hielt er die X-Ray-Kamera mit den Wärmesensoren professionell wie eine Pistole vor sich, achtete darauf, nicht über das dicke Kabel zu stolpern, mit dem die Kamera an einen Computer in sicherer Entfernung angeschlossen war. Fast zeitgleich tauchten die Bilder auf dem Bildschirm auf, wurden automatisch von der Software analysiert, abgeglichen und elektronisch an die Zentrale in Wien geschickt. Mit dem Objektiv tastete er die Verschlüsse ab. Die Klappen, mit denen der hochkant stehende Koffer verschlossen war, tauchten als rötlich-orange Umrisse auf dem Laptop seines Operators auf.
    „Handelsübliche Verschlüsse, Metalllegierung, Verbindung zum Innenleben – negativ!“
    Ginthör nickte, als er die Analyse über den Lautsprecher in seinem Helm hörte. Unendlich langsam öffnete er den oberen Verschluss, dann den unteren. Jetzt brauchte er nur noch den Deckel wie eine Türe aufklappen und dann ...
    Gegen seinen Willen musste er plötzlich an die Taube denken, die kurz zuvor an seinem Kopf vorbeigeflattert war. War das seine Seele gewesen, die seinen Körper bereits in weiser Voraussicht verlassen hatte? War das alles gewesen, wofür es sich lohnte zu leben? Aber jetzt war es zu spät, sich darüber Gedanken zu machen, jetzt war es seine Pflicht, diesen Auftrag auszuführen.
    „Nitroglyzerin – negativ!“, hörte er wieder die Stimme des Operators und noch weitere

Weitere Kostenlose Bücher